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EDITORIAL D er 70. Verbandstag ersatzlos gestri- chen, ebenso mit einer Ausnahme (siehe S. 56 f.) alle Landestagungen. Ein noch nie dagewesenes Frühjahr der leeren Terminkalender. Was macht eigentlich ein Verband wie der DHBV in solch einer Zeit, könnte sich der ein oder andere Leser fragen. Nicht so, wage ich zu behaupten, unsere DHBV-Mitglieder. Denn seit Einführung der E-Mail in die Verbandskommunikation sind in Summe all der Jahre noch nie so viele Sammel- mails an unsere Mitglieder verschickt worden, wie in den letzten von Corona dominierten Wochen. Der Bau gehörte zu den privilegierten Branchen, die während dieser Zeit arbeiten durften und so oblag es uns, unsere Mitglieder stets aktuell mit allem, was für den Arbeitsalltag wichtig ist, zu versorgen. Wir haben dafür sehr viel Lob und An- erkennung erfahren und während viele unserer Mitglieder versicherten, wie froh sie seien, einem aktiven Verband wie dem DHBV anzugehören, zeigte sich erneut sehr deutlich, wie unverzichtbar die Zugehörigkeit zu den starken Dach- verbänden ZDB und ZDH ist. Erinnern wir uns auch noch daran, wenn dieses „alles ist anders“ von der, und das hoffentlich bald, gewohnten Normalität eingeholt wird. Herzlichst Ihr Friedrich Remes I GLOSSE I Der „Satz des Jahres 2020“… ...wurde diesmal bereits 2019 ausgespro- chen. Nein, falsch geraten. Weder das Wort „Corona“, noch „Pandemie“ oder „Mund-Nase-Schutz“ kommt darin vor. Auch wurde er nicht vom Chef-Virologen Christian Drosten oder unserer Kanzlerin formuliert. In der Tradition unseres Ehren- Präsidenten, der seinerzeit mit der legendären Frage „Is wat mit Omma?“ Zeitgeschichte schrieb, wandelte unser amtierender Verbandspräsident in seiner großen Rede in Sonthofen die Trainer- Weisheit des großen Sepp Herbergers (für Nicht-Fußballer: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“) in: „Vor dem Verbands- tag ist nach dem Verbandstag“ ab. Was für ein prophetischer Weitblick in Anbetracht der Tatsache, dass der Verbandstag in Köln vorbei sein wird, bevor er überhaupt begonnen hat. Womit wir dann doch beim Thema sind. Corona. Oder Covid-19, wie sich das Virus heute nennt, damit es nicht immer wieder mit mexikanischem Flaschenbier verwechselt wird. Musste der Leser dieser Glosse An- fang März noch mit 188 Verdachtsfällen vorliebnehmen, sind wir heute, 2 1/2 Monate später, in Deutschland 180.000 Infizierte weiter. Nur! Um Schlimmeres zu verhindern, mussten wir nicht nur viele neue Begriffe wie Verdopplungszeit und Reprodukti- onszahl, Herdenimmunität und Latenz- zeit, Shutdown und Lockdown, Tracing und Tracking, etc. einstudieren, sondern auch lernen, mit deren Bedeutung um- zugehen. Besonders der Umgang mit „Homeoffice“ und „Homeschooling“, Dinge, die zwar gleichzeitig gefordert wurden, sich aber naturgemäß komplett ausschließen, brachte viele Familien an den Rande des kollektiven Nervenzusam- menbruchs. Ist es theoretisch noch möglich, dass berufstätige Ehepaare ihre Kern- arbeitszeiten so organisieren, dass der altersschwache Familien-Laptop wech- selseitig beiden dienen kann, ist der „Spaß“ spätestens dann vorbei, wenn die Tochter zur selben Zeit ihren Online- Mathekurs besuchen muss, während der jüngere Bruder mit seiner Playstation den Internetzugang zum Einsturz bringt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt gibt es nur noch die Option zwischen häus- licher Gewalt und „Social Distancing“. Mag „Räumliche Distanzierung“, wie der englische Terminus eingedeutscht wird, bei drohenden Familienkonflikten die bessere Alternative sein, bei Men- schen mit ohnehin leichtem Hang zu Frühjahrsdepressionen kann ein solcher Kontaktentzug aber auch zu seelischen Kollateralschäden führen. Deshalb sollte man in der heutigen Zeit seine sozialen Kontakte we- nigstens telefonisch pflegen. Wenn der kürzlich geschie- dene Kumpel am Telefon auf die besorgte Frage: „Was seufzt Du so?“ antwortet: „Am liebsten den Lambrusco aus dem Tetra Pak von Aldi“ kann der Empathiker beruhigt aufatmen. Besser ein neues Hobby, als wenn er immer noch seiner Ex hinterhertrauern würde. Apropos Ex wie Exit-Strategie. Hatten sich noch vor Wochenfrist alle selbstdesignierten Kanzleramtsan- wärter der Nation mit Warnungen und Einschränkungsumsetzungen stündlich übertroffen, kippte ihre erkenntnisba- sierte Grundeinstellung schlagartig, als der potentiellen Wählerschaft der selbst- gehäkelte Mundschutz dann doch zu bunt wurde und die Vernunftbegabten von diversen Verschwörungstheoretikern übertönt wurden. Wer ist denn nun schuld? Die Fle- dermaus? Der Chinese im Allgemeinen? Oder doch Bill Gates, der eine solche Pandemie von langer Hand vorbereitet hat, um sein karges Einkommen mit ei- nem Impfstoffgemisch aus Affenhirn und Mikrochips aufzubessern, wie das von diversen Esoterikfachverkäufer(innen) propagiert wird? Ich habe da ja meine eigene Theorie und sage nur: SONTHOFEN. Wer das da schon geahnt hat, muss mehr gewusst haben… Ich frage mich nur, wo wir heute ständen, wenn er den anderen Sepp Herberger-Spruch adaptiert hätte: „Das Eckige muss ins Runde“? In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund! Ihr Ralf Hunstock (mit Coronabart und -bauch)

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