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Schützen & Erhalten · Juni 2020 · Seite 34 FACHBEREICHE I SCHIMMELPILZE Es schreibt für Sie: Dr. rer. nat. Constanze Messal Fachbereichsleiterin Schimmelpilze Schutower Ringstraße 6 · Gebäude S29 18069 Rostock Telefon: (0381) 637-28280 Telefax: (0381) 637-28281 E-Mail: messal@dhbv.de Quantifizierende Mikroskopie von Oberflächenkontaktproben B ei der Erfassung von Feuchteschä- den aber auch bei der Sanierungs- kontrolle stellt sich immer wieder die Frage, wie sich schnell, einfach und reproduzierbar Erkenntnisse darüber gewinnen lassen, ob ein Schimmelbefall vorliegt bzw. Biomasse ausreichend re- duziert wurde. Kultivierende Verfahren benötigen Zeit und liefern zwar exakte Ergebnisse über die vorhandenen Gat- tungen und Arten, können aber nur die zum Zeitpunkt der Untersuchung keimfähige Biomasse abbilden. Durch die Auswahl der Nährböden und der Inkubationsbedingungen wird diese Aussage weiter selektiert. Stellt sich die Frage, wie man kultivierungsunabhän- gig und schnell die gesamte Biomasse abbilden kann, ohne dabei lediglich die vitalen Bestandteile abzubilden. Warum dann nicht mikroskopieren?! So findet sich auch im Entwurf des WTA-Merkblattes E-4-12 Ausgabe: 03.2020/D „Ziele und Kontrolle von Schimmelpilzschadensanierungen in Innenräumen“ im Punkt 3.2.1 Material- proben als Verfahren zur Kontrolle einer Befallsentfernung folgender Hinweis (1): Für einen direkten Nachweis der Befallsentfernung ist die mikroskopische Untersuchung von Oberflächen in Form von Folienkontaktproben oder in Form von Materialproben, den komplexen und indirekten Methoden vorzuziehen. Und weiter heißt es im Punkt 8. Reinigungskontrolle von ausgelagertem Inventar: Bei Klebefilmkontaktproben liegt … aufgrund des Verhältnisses der Pro- benoberfläche zur Gesamtoberfläche jedoch eine sehr geringe, statistische Aussagekraft vor. Die Repräsentanz des Ergebnisses steigert sich mit der Anzahl der entnommenen Proben. Eine glatte, geschlossene Oberfläche sollte nach der Reinigung eine geringe Anzahl an Schimmelbestandteilen aufweisen. In der Praxis haben sich folgende Werte der Bewertungshilfe aus Tabelle 2 bewährt: Hyphen/ cm² Sporen/ cm² Glatte Oberflächen <50 <150 Tabelle 1: Vorschläge für Zielwerte auf gereinigtem Inventar (nach 1) Mit dem WTA-Merkblatt wird erst- mals bzw. endlich die quantifizierende mikroskopische Analyse über Oberflä- chenreplika, auch Klebefilm-, Folien- kontaktproben oder im Englischen tape sampling genannt, in den normativen Bereich erhoben. Um hierbei jedoch re- produzierbare Ergebnisse für die Bewer- tung in der im Merkblatt aufgeführten Tabelle 2 gewinnen zu können, bedarf es einer geeigneten Herangehensweise und Vereinheitlichung der Methodik. Seit 2 Jahren befassen sich daher Judith Meider, Astrid Wagner, Susanne Eickner und die Fachbereichsleiterin mit der Validierung der Klebefilmme- thodik. Unsere Ergebnisse, die in einem internationalen Paper zusammengefasst sind, zeigen mehrere Methoden auf, die eine sichere Bewertung von Klebefilmen erlauben (2). Ausgangspunkt unserer Betrachtungen ist eine Definition der Aufgabenstellung, die es uns ermöglicht, wiederum verschiedene Verfahren mit der notwendigen Güte abzuleiten (3). Definition der Aufgabenstellung Grundsätzlich geht es in der Klebefilm- analytik um nur eine Sache – die Detek- tion von Biomasse . Damit kann man nun zwei Dinge anstellen – man kann Biomasse quantifizieren und man kann sie qualifizieren . Das Erste bedeutet, dass im Sinne der Bezugsgrundlage (g/ cm²/m³) eine Menge sowie Teilmengen ermittelt werden. Das Zweite die Erfas- sung der Zusammensetzung, aber auch des Zustandes bzw. der Eigenschaften (Unterscheidung Befall/ Kontamination/ intakt, defekt). Für beide Aufgabenstel- lungen sind in der Bandbreite von ja/ nein bis Art und Anzahl pro cm² eben- so weitgefächerte Güten der Messung möglich und vereinbar. In der quantifizierenden Klebefilm- analytik ist es das Ziel, Biomasse pro cm² abzubilden, und zwar so, dass dies bei gleicher Vorschrift unabhängig vom verwendeten Mikroskop zu vergleich- baren Werten führt. Dazu wurde die Qualifizierung vereinfacht und zählbare Fraktionen vorgegeben. Abzuleiten, ob es sich um einen Befall oder eine Konta- mination handelt, wurde zunächst nicht weiterverfolgt, da dies keinen Einfluss auf die Methodik an sich hat. Darüber hinaus sind Abbruchkriterien definiert worden, die ein „sinnloses Zählen“ vermeiden. Insbesondere dann, wenn eindeutig interpretationsfähige Ergebnisse vorliegen. Man muss sich immer vor Augen führen, insbesondere die „nichtmikroskopierende“ Leser- schaft, dass ein Vollquantifizieren von halbquantitativ eindeutig bewertbaren Klebefilmen ebenso eindeutig verschenk- te Lebenszeit ist. Mikroskopie-Techniken Über Mikroskopie-Techniken wurde schon in (4) ausführlich gesprochen. Nur kurz wiederholt: Mikroskope dienen der Abbildung von Objekten, die kleiner sind als die Auflösungsgrenze des mensch- lichen Auges. Dabei ist die Abbildung kleinster Objekte schon lange nicht mehr auf Lichtmikroskope beschränkt, alle Wellenlängen oder elektromagnetische Felder jeglicher Art können als Abbil- dungsmedium oder Linsen benutzt wer- den. Daher findet man heutzutage auch
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