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Schützen & Erhalten · Juni 2020 · Seite 35 FACHBEREICHE I SCHIMMELPILZE Elektronenstrahlmikroskope, Tunnel- und Kraftmikroskope, Raman-Mikroskopie und sogar akustische Mikroskope… Lichtmikroskope sind in ihrem Auflö- sungsvermögen durch die Wellenlänge des Lichts limitiert, zudem beeinflusst auch der Abbildemodus und die Qualität des Präparates (transparent, opak) das entstehende Bild. Hier unterscheiden wir Auflicht- und Durchlichtmikroskope. Üblicherweise ist die Auflösung eines optischen Auflichtmikroskops am stärks- ten beschränkt und erreicht kaum Ver- größerungen über dem 50fachen. Beim Auflichtmikroskop wird das rückgestreu- te Licht der angestrahlten Oberfläche genutzt. Damit sind zwar Schimmelrasen als solche auch identifizierbar, Sporen oder gar Bakterien nicht mehr aufzu- lösen. Eine deutlich höhere Auflösung erreicht das Durchlichtmikroskop. Hier werden die das Objekt durchstrahlenden (transmittierenden) Lichtstrahlen zur Abbildung genutzt, wobei das zu mikro- skopierende Objekt entweder die Phase oder die Amplitude des Lichts verändert. So lassen sich dann Vergrößerungen bis zum 1000fachen erreichen und damit auch Bakterien abbilden. Mit der Vergrö- ßerung nimmt die Tiefenschärfe ab. Da viele Sporen und Hyphen durchscheinend sind, benötigt man Färbemethoden oder spezielle Kontrastverfahren, um auch kleinste biologische Strukturen sichtbar zu machen. Ein Nachteil der Durchlichtmikros- kopie ist, dass das zum Nachweis von Mikroorganismen notwendige Auflö- sungsvermögen an die Transmissions- fähigkeit des befallenen Untergrundes gebunden ist. Putze, Tapeten, Holz oder auch EPS-Dämmstoffe lassen jedoch nur bis zu 50µm Schichtdicke Licht durch. Das Problem könnte man mit Mikro- tomschnitten lösen, allerdings ist das für eine bloße Schimmeluntersuchung viel zu aufwendig. Und man stelle sich vor, dass man vom Inventar zur Sanie- rungskontrolle erstmal dünne Schichten abhobeln müsste. Aber das Problem ist gelöst durch die Erfindung des Klebefilmpräparates. Zumindest teilweise. Ein Klebefilm ist in diesem Zusammenhang keine „echte“ Direktmikroskopie, sondern ein Artefakt, das geeignet ist, die Bio- masse nach Entnahme vom Substrat, hier Bauteil, ortsbezogen abzubilden. Einschränkungen ergeben sich durch die Reproduzierbarkeit der Biomasse, die am Film fixiert ist, im Vergleich zur Gesamtbiomasse, die möglicherweise auch in tieferen Schichten vorliegt. Hier ist wiederum auf die Aufgabenstellung zu verweisen und ggfs. eine andere Methodik der Biomassenerfassung anzuwenden. Teilmengen Detektion von Biomasse Qualitativ Quantitativ Wie viel Konzentration Intakt Wer Gattungen Arten Nur Sporen Bruchstücke Myzel Defekt Wie Bezugsgröße Mengeneinheit Bewertung von Biomasse Bild 1: Definition der Aufgabenstellung: Biomasse kann qualitativ und quantitativ erfasst werden. Mit einem Klebefilm liegt der Schwerpunkt mehr auf der rechten Seite. Arten und Gattungen können nicht immer sicher bestimmt werden. Bild 2: Das Messfeld bestimmt das Ergebnis. Je nach Position des „Quadratzentimeters“ als geschlossenes Messfenster variiert das Ergebnis. Wird die Fläche aber über den gesamten Klebefilm verschmiert, wird die Heterogenität der Oberflächenbelegung hinreichend er- fasst.
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