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quantitative Bestimmung der Mineral- phasen ist meist nicht bzw. nur durch aufwendige Berechnungsverfahren (sog. Rietveld-Analyse) möglich. Mineralpha- sen sind im XRD ab einer Konzentration von ca. 3–5 M% „sichtbar“. Sendet man Proben an ein Prüfinstitut zur XRD-Analyse, erhält man i. Allg. die sog. 2-Theta-Difraktogramme mit der von der Auswertesoftware durchgeführ- ten Phasenzuordnung, siehe z. B. Abb. 3. 2.4 Rasterelektronenmikroskopie (REM) mit Elektronenmikrostrahl­ analyse (EDX) Bei der Rasterelektronenanalyse wird ein Elektronenstrahl in einem bestimmten Muster über die Probenoberfläche ge- führt, d. h. die Probe wird „gerastert“. Die Wechselwirkungen der Elektronen mit dem Objekt werden zur Erzeugung einer Bilddarstellung genutzt. Diese Untersuchung wird an sehr kleinen Proben (Probengröße 2–3 mm) durchgeführt. Die Proben werden meist durch Kohlenstoff-Bedampfung leitfähig gemacht, die Messung selbst findet im Hochvakuum statt. Das bedeutet, dass mit dem REM sehr kleine Strukturen, einzelne Kristalle, im Nanometerbereich aufgelöst werden können. Zusätzlich kann durch die Verwendung des Elektronenstrahls auch noch eine punktuelle Röntgenfluores- zenzanalyse (EDX) durchgeführt werden, d. h. man erhält neben der „bildlichen Darstellung“ einer kristallinen Struktur auch deren elementare Zusammenset- zung, siehe Abb. 4. Zu berücksichtigen ist bei der Anwen- dung der Rasterelektronenmikroskopie, dass die Untersuchung relativ aufwendig ist und nur sehr kleine Teilbereiche der Proben abgebildet werden können. Auch können die Schwarz-weiß-Bilder i. Allg. nur von entsprechend erfahrenen Fachleuten interpretiert werden. Diese Methode eignet sich daher vor allem zur Bearbeitung sehr spezieller Fragestellungen. 2.5 Thermoanalytische Methoden Bei den thermoanalytischen Methoden wird eine Probe erhitzt und bestimmte Materialeigenschaften, wie z. B. der Masseverlust (Thermogravimetrie) oder das Ausdehnungs- bzw. Schrumpfungs- verhalten (Dilatometrie), aufgezeichnet. Derartige Methoden eignen sich vor allem, um das Verhalten von Ausbaupro- ben relativ zu Referenzproben beurteilen zu können. So wird z. B. die Thermogravimetrie häufig zur Materialidentifizierung bzw. zur Bestimmung der Anteile organischer Zusatzmittel, wie z. B. Gehalt an Disper- sionsmittel in Klebespachtelprodukten, verwendet. 3. Schadenbeispiele Nachfolgend soll der Einsatz der vorgestellten Methoden an konkreten Schadenfällen beispielhaft erläutert werden: 3.1 Farbabplatzungen nach Renovierung einer WDVS-Fassade – Ursachenfeststellung mit Auflicht- mikroskopie Ein älteres Einfamilienhaus wurde im Jahr 2010 im Zuge einer thermischen Sanie- rung mit einem Wärmedämmverbund- system (WDVS) versehen. Das WDVS be- steht aus: EPS-F-Fassadendämmplatten, armiertem mineralischem Unterputz und organisch gebundenem Oberputz, Farbe aquamarinblau. Da der Oberputz bei ungeeigneten Witterungsbedingungen aufgetragen worden war, reklamierte AUS DER PRAXIS Abb. 3: 2-Theta-Diffraktogramm mit automatischer Phasenzuordnung: Orange: alle Reflexe, Rot = Quarz, Blau = Calciumcarbonat, Grün = Rutil, Grau = Dolomit. Abb. 4: links: REM-Bild, rechts: Elementzusammensetzung (EDX) des markierten Kristalls Impulse Schützen & Erhalten · Juni 2020 · Seite 47

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