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3.2 Hohllagen von Fliesenbelägen in einem Schwimmbad – Ursachen- feststellung durch Bestimmung der chemischen Zusammensetzung des Putzes (RFA) Im Zuge des Umbaus und der Renovie- rung eines Schwimmbades wurden die Wände neu verputzt und anschließend raumhoch verfliest. Einige Zeit nach der Renovierung kam es zu Aufwölbungen der Fliesenbeläge und Abplatzungen der Fliesen, z. T. mit Putz, z. T. ohne Putz. Eine Analyse von Putzproben von verschiedenen Schadenbereichen ergab, dass vom Verputzer an Stelle des ausge- schriebenen Zementputzes vollflächig ein sog. Hybridputz (Gips-Kalk-Zementputz) verwendet worden war. Analytisch wurde ein Gipsanteil von ca. 23 M% festgestellt, d. h. es handelte sich um einen gipsgebundenen Innenputz, der für die vorliegende Feuchtigkeitsbean- spruchung nicht geeignet war. Es war ein vollflächiger Abbruch des Innenputzes mitsamt Fliesenbelag und die anschließende Neuherstellung erforderlich! 3.3 Farbabplatzungen von Gips- leichtputz – Ursachenermittlung mit Rasterelektronenmikroskopie (REM) In einem neu errichteten Einfamilien- haus wurden die Innenwände (Ziegel) mit einem Gipsleichtputz verputzt. Zur Erzielung einer ausreichend glatten Oberfläche wurde der Putz anschließend gespachtelt. Auf diese Oberflächen wur- de eine Mineralfarbe aufgetragen Die Bauherren, junge Eltern, gestal- teten Teilflächen in den Kinderzimmern anschließend selbst farbig, wobei sie Dispersionsfarben verwendeten. Kurze AUS DER PRAXIS Abb. 10: Frisch renoviertes Hallenbad Abb. 11: Zustand nach vollflächigem Abbruch des Fliesenbelages Abb. 12: Großflächige Hohllagen des Innen- putzes Zeit später kam es zum Abplatzen der Dispersionsfarbbeschichtungen. Es wurde zunächst ein nicht fach- gerechter Farbauftrag durch die Bau- herren vermutet. Genauere Prüfungen ergaben allerdings auch Hohllagen der ursprünglich vom Maler aufgebrachten Mineralfarbe. Die Farbbeschichtung löste sich jedoch bei genauerem Hinsehen nicht von der Spachtelung, sondern die Spachtelung verblieb überwiegend an der Rückseite der abgelösten Farbe. Ein Wischtest zeigte ein deutliches Abkrei- den des Wandputzes mit den anhaf- tenden Resten der Spachtelung. Somit konnte ein Aufbrennen der Spachtelung vermutet werden. Um das zu beweisen, wurden 2 Pro- ben der Mineralfarbe mit anhaftender Spachtelung entnommen und die Trenn- flächen rasterelektronenmikroskopisch untersucht. Diese Untersuchung ergab an der Rückseite der abgelösten Spachtelung eine schichtförmige Anordnung von Kaliumsulfatkristallen. Kaliumsulfat ist als Bestandteil eines Zusatzmittels (Abbinde- beschleuniger) in der gegenständlichen Spachtelmasse enthalten und hätte eigentlich mit dem Anmachwasser und in Folge mit dem Gips der Spachtelmasse reagieren sollen. Offensichtlich war nicht ausreichend Wasserangebot vorhanden, so dass die Schützen & Erhalten · Juni 2020 · Seite 49
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