web_S&E_02_2020 _ub
rung wurde per Blumensprüher mit destilliertem Wasser beaufschlagt, nach einer Wartezeit wurde die Haftung der Grundierung am Beton durch Reiben mit den Fingern überprüft. Es wurde festgestellt, dass die ver- wendete Grundierung nicht ausreichend hydrolysebeständig war – sie ließ sich ca. 10 min nach Beaufschlagung mit Wasser händisch mit geringem Kraftaufwand vom Beton ablösen. Somit konnte schließlich die Schaden- ursache doch noch festgestellt werden: die obere Schicht der 2lagig aufgetra- genen Grundierung wurde durch das Anmachwasser des Gipsputzes, welcher selbst relativ dick war, d. h. nur langsam trocknen konnte, wieder „aufgeweicht“. In Folge kam es bereits kurz nach der Fer- tigstellung des Innenputzes, vermutlich während des Abbindens, zu Ablösungen der oberen von der unteren Grundie- rungsschicht und folglich auch zur Ablösung des Innenputzes vom Beton. 4. Fazit Die beschriebenen und beispielhaft vorgestellten mineralogischen Untersu- chungsmethoden erlauben weitreichen- de Einblicke in die Zusammensetzung und Struktur von Baustoffproben. Allerdings sind die Ergebnisse und deren Aussagekraft im Hinblick auf die gegebene Problemstellung ohne die Interpretation/Hilfestellung durch einen Baustoffanalytiker bzw. Fachperson mit entsprechenden mineralogischen Kenntnissen als „Dolmetscher“ für den Handwerker bzw. praktisch arbeitenden Sachverständigen kaum brauchbar. Weiterhin ist es u. U. erforderlich, die oben beschriebenen Methoden durch die Anwendung weiterer z. B. chemischer Untersuchungsmethoden zu ergänzen, wozu wiederum spezielle Fachkenntnisse erforderlich sind. Die Ergebnisse der Laboranalytik können außerdem immer nur in der Kombination mit den sachverständig zu erhebenden Umständen/Problem- lagen am Bauvorhaben, z. B. genaue Beschreibung des Schadens, verbaute Materialien/Produkte, Art der Verar- beitung, Witterungsbedingungen bei der Herstellung, Ort und Umstände der Probenahme, „richtige“ Probenahme, zielführende Fragestellung an den Ana- lytiker etc. sinnvolle Aussagen liefern. Der Autorin sind mehrere Schaden- fälle bekannt, bei denen es aufgrund der Beauftragung nicht zielführender Laborprüfungen oder der Fehlinterpre- tation der Laborergebnisse durch nicht einschlägig qualifizierte Sachverständige zu einer unrichtigen Schadenursachenzu- ordnung und infolge -verursacherzuord- nung gekommen ist. Der frühzeitige Kontakt und die Ab- stimmung zwischen Analytiklabor(en) und Handwerker/Bausachverständigem sind daher in jedem Fall zu empfehlen. Abbildungsverzeichnis: Abb. 3, 4, 16, 21, 22: Zentrum für Werkstoffanalytik Lauf ZWL Abb. 1, 2, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 29, 30: Dr. K. Lessel Abb. 5, 6, 7: SV Christian Lautner Abb. 23: SV Dieter Glaser Abb. 24, 25, 26, 27, 28: Prüflabor Keramik und Stein PKUS 1. Zitat Wikipedia 2. Siehe z. B. Michael Hladik, „Sind Haftbrücken sinnvoll oder eher schadenfördernd?“, Vortrag auf der Herbsttagung des baden-württembergischen Sachverständigen-Arbeitskreises im Stuckateurhand- werk, Heidenheim 25.+26.10.2019 Abb. 28: Beton-Ablösungsfläche mit anhaf- tender, „satt“ aufgetragener Putzhaftgrun- dierung Abb. 29: Gipsputz-Ablösungsfläche im Lichtmikroskop (10-fache Vergrößerung) mit fadenartigem Trennbild der Grundierung Abb. 30: Putzhaftgrundierung auf Beton nach Beaufschlagung mit einem Wassersprühne- bel – exemplarische Aufnahme; bereits ca. 10 min nach Beaufschlagung mit Wasser ließ sich die verwendete schadenkausale Grundierung händisch abreiben. Schützen & Erhalten · Juni 2020 · Seite 54 AUS DER PRAXIS
RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=