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Schützen & Erhalten · Juni 2020 · Seite 59 INDUSTRIE UND HANDELI Behutsame Sanierung einer bedeutenden Kulturstätte D as im 19. Jahrhundert von Architekt Gottfried Semper erbaute Dresdner Opernhaus gilt mit seiner runden, an die italienische Frührenaissance angelehnten Form und seiner präch- tigen Innenausstattung als eines der schönsten europäischen Theater. Vor rund drei Jahren stellte man fest, dass Feuchtigkeit in den Außenwandbereich eindrang. 2017 begann man damit, die entstandenen Feuchteschäden zu besei- tigen. Da eine Sanierung mit üblichen Verfahren unter anderem aufgrund un- bekannter Untergründe nicht möglich war, entwickelten die Baubeteiligten hierfür eine Reihe von individuell auf die verschiedenen Bauabschnitte abge- stimmten Einzellösungen. Autor: Dipl.-Ing. Andreas Seeling ist seit 1990 Fachberater Bautenschutz bei Saint-Gobain Weber. Er betreut unter anderem diesen Sanierungsabschnitt der Semperoper. Die Semperoper hat eine bewegte Geschichte hinter sich, schon mehrfach wurde sie zerstört und wieder aufgebaut. 1841 wurde das erste, von Gottfried Semper geschaffene Königliche Hofthea­ ter eingeweiht, jedoch bereits 1869 bei einem Brand komplett zerstört. 1871 begannen die Bauarbeiten für den zwei- ten Bau. Der mittlerweile im Exil lebende Gottfried Semper hatte die Pläne dazu erstellt, sein Sohn Manfred leitete die Bauarbeiten. 1878 wurde der zweite Bau eröffnet. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Bauwerk beim Luftangriff auf Dresden schwere Schäden. 1977 begann der Wie- deraufbau unter Leitung von Architekt Wolfgang Hänsch, welcher 1985 mit der feierlichen Wiedereröffnung abge- schlossen wurde. Bei der Rekonstruktion griff man auf ungewöhnliche Quellen zurück, denn die Originalpläne der Oper von Gottfried Semper waren verschol- len. So orientierten sich die Planer an alten Rechnungen, Zeichnungen und Fotos, um den Aufbau des Gebäudes herzuleiten und die ursprüngliche Kon- struktion so originalgetreu wie möglich nachzubilden. Wie es aber genau im erdberührten Bereich der Oper aussieht, war aufgrund der fehlenden Bestandsun- terlagen unbekannt. Und das wurde zur Herausforderung, als Feuchteschäden im Untergeschoss auftraten. „Nasse Füße“ für das Dresdner Wahrzeichen Im Jahr 2015 wurde nach dreißig Jahren Dauerbetrieb der Zuschauerraum der Oper saniert. Dabei stellte man fest, dass an der Außenwand der Eingangs- zone Feuchtigkeit in das Mauerwerk eindrang. Im Untergeschoss wurden die Durchfeuchtungserscheinungen wie z.B. Fleckenbildung sichtbar. Um die Mängel zu beheben, vergab der Staats- betrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) den Auftrag, den betroffenen Bereich zu sanieren. Dies war eine Herausforderung im laufenden Opern-Betrieb, da die Arbeiten auch die Zugangsbereiche für die Besucher berührten. Die Oper ist Heimstätte der Sächsi- Fotos: Saint Gobain Weber Die Außentreppen sowie die Sandsteinelemente wurden zurückgebaut und das Mauerwerk vorbereitet und gereinigt.

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