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Schützen & Erhalten · Juni 2020 · Seite 63 INDUSTRIE UND HANDELI schädigen. Hohe Salzkonzentrationen im Mauerwerk können auch zu einer hyg- roskopischen Feuchtigkeit führen. Dabei absorbieren die Salze die Luftfeuchtigkeit aus der Raumluft und sorgen zusätzlich für einen Feuchtigkeitsbelastung. Feuch- te Untergründe senken die Wandtempe- ratur und können objektbedingt auch zu Verschiebungen des Taupunktes an die Wandoberfläche führen, was ebenfalls einen weitere Feuchtigkeitseinwirkung bedeutet. Die Reduzierung der Feuch- tigkeit im Bauteil wirkt sich daher auch auf den Wärmeverlust aus. Die wärme- dämmenden Eigenschaften des Bauteils werden wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Erfolgreiche Sanierung eines alten Backsteingebäudes in Krefeld Wie eine erfolgreiche Sanierung von Mauerwerk aus Ziegelsteinen unter Berücksichtigung aller erforderlichen Ab- dichtungs- und Sanierungsmaßnahmen in der Praxis aussehen kann, zeigt das Beispiel der Sanierung des 1912 erbauten Lichtenthäler-Hauses in Krefeld, das von einem ehemaligen Speditionsgebäude in ein Bürogebäude umgewandelt wurde. Vor allem das Backsteinmauerwerk bedurfte einer umfassenden Sanierung. Da eine nachträgliche Abdichtung von außen durch eine Überbauung nicht möglich war, blieb nur die Möglichkeit einer Innenabdichtung. Auf Basis ver- schiedener WTA Merkblätter wie dem 4-5-99 (Mauerwerkdiagnostik), 4-6-14 (Nachträgliches Abdichten erdberührter Bauteile) und 2-9-04 (Sanierputz-Syste- me) wurde ein umfassendes Sanierungs- konzept inklusive Leistungsverzeichnis erstellt. Vorbereitungsmaßnahmen In Teilbereichen mit einer geringen Schä- digung und Salzkonzentration wurde der vorhandene Putzaufbau bis 80 cm ober- halb der oberen Schadensgrenze und bei höher geschädigten Bereichen komplett bis zur Geschossdecke abgetragen und gereinigt. Der Untergrund war anschlie- ßend tragfähig, porenoffen und frei von haftungsmindernden Stoffen, sodass mit den umfangreichen Abdichtungs- und Sanierungsmaßnahmen begonnen wer- den konnte. In den maroden Bereichen wurde das Fugennetz des Mauerwerks etwa 2–3 cm tief ausgekratzt und neu verfüllt. Für die Sanierung wurde in nicht feuchtigkeitsgefährdeten Bereichen der Porengrundputz Thermopal-GP11 und in feuchtigkeitsbelasteten Bereichen der schwindkompensierende, nicht kapillar leitende Zementmörtel Asocret-M30 von Schomburg verwendet. Auf diese Weise wurde eine weitere Barriere für den Wassertransport errichtet. Geringe Unebenheiten des Mauerwerks bis 5 mm wurden mit der starren mineralischen Dichtungsschlämme Aquafin-1K, stär- kere Ausbrüche bis 15 mm mit Asocret- M30 egalisiert. Horizontalsperre Um den kapillaren Wassertransport im Mauerwerk zu unterbinden, war eine Horizontalsperre erforderlich. Diese wurde auf Basis einer speziellen Injektionscreme erstellt. Zielführend, um das darüber liegende Mauerwerk zu schützen, ist die Anordnung ober- halb GOK (Geländeoberkante) und an einbindenden Querwänden. Für diese Maßnahme wurden Löcher in das Fugennetz des Mauerwerks gebohrt. Die Abstände betrugen zwischen 10 und max. 12,5 cm (Achsmaß des Bohrlochs). Die Injektion erfolgte drucklos mittels Kartuschenpresse. Die eingesetzte Injek- tionscreme Aquafin-i380 ist hydrophil, verteilt sich entsprechend durch die vorhandene Feuchtigkeit im Bauteil und kleidet die Poren des Baustoffs hydrophob aus. Der kapillare Wasser- transport wird so gestoppt. Der Einsatz 1 Sperrputz 2 Hohlkehle 3 Abdichtung 4 Abgedichtete Wandfläche 5 6 Spritzbewurf 7 Maschinelle Spritzapplikation 4 5 6 7

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