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Schützen & Erhalten · Juni 2020 · Seite 83 Informationen des Bundesverbandes Feuchte & Altbausanierung e.V. BuFAS-News Die Zusammenlegung der ver- schiedenen Standorte der Stadt- bibliothek wurde dazu genutzt, die ursprüngliche Kubatur des Luitpoldhauses von 1911 wieder- herzustellen und die benötigten Flächen für Bibliotheksräume und Verwaltung zu schaffen. Neben städtebaulicher Aufwertung des Standortes, Schaffung einer attrak- tiveren Eingangssituation unter Berücksichtigung der denkmal- schutzrechtlichen Belange sowie der Umsetzung des Raumpro- gramms wurden im Zuge des Um- baus funktionale Verbesserungen und Anpassungen an ein neues Nutzungskonzept, einschließlich moderner Technik zur Bibliotheks- logistik integriert. Die Funktio- nalität, die Behaglichkeit und der Komfort sollten für Besucher und die Mitarbeiter der Stadtbibliothek wesentlich verbessert werden. Für die wertvollen Altbestände wurden individuelle Zielwerte der einzelnen Raumklimabedingungen festgelegt. So betragen die Raum- klimasollwerte für die Handschrif- tenmagazine für die Lufttempera- tur 18° C und 50 % für die relative Luftfeuchte. Die Toleranzgrenzen liegen dabei maximal zwischen 15 und 22° C sowie zwischen 45 und 55 %. Die Schwankungsgeschwin- digkeit der Raumklimaparameter muss dabei möglichst gering sein. Die Anforderungen an den Hand- schriftenlesesaal sind ähnlich; hier werden jedoch u. U. höhere Raum- lufttemperaturen bis 24°C in den Sommermonaten toleriert. Die Werte der relativen Luftfeuchten sind hierbei die primären Anforde- rungsgrößen. Konventionelle Lösungen zur Um- setzung dieser Anforderungen wä- ren Kompressionskältemaschinen mit Entfeuchtungsleistungen. Die Regelung einer Klimaanlage verur- sacht jedoch im zeitlichen Verlauf immer Feuchte- und Temperatur- senken und -spitzen. Starke und häufige Schwankungen von Tem- peratur und relativer Luftfeuchte setzen organischen Materialien wie Papier, Leder und Pergament einer hohen Belastung aus und können aufgrund von Ausdehnung und Zu- sammenziehung zur Schädigung z.B. von auf solchen Trägermateri- alien angebrachten Buchmalereien führen. Zudem wären die Strom- verbräuche und –kosten sehr hoch. Bei Ausfall der Anlagentechnik würden sich Klimabedingungen relativ schnell außerhalb der erfor- derlichen Bereiche bewegen. Beim Neubau vergleichbarer Pro- jekte gehen bauliche Konzepte von weitgehender Entkopplung der Außenklimabedingungen vom Innenklima aus und bevorzugen dabei sogenannte Haus-in-Haus- Konzepte. Eine derartige Lösung war wegen dem sehr hohen Flä- chenverlust bei der Umbaupla- nung des Bestandsgebäudes im vorliegenden Fall jedoch nicht um- setzbar. Der Entwurf folgt der bauklimati- schen Funktion und den energeti- schen Zielen, d.h., die Zielsetzung hatte direkte Auswirkungen auf das baulich-architektonische, auf das bauphysikalische und das Kon- zept der technischen Gebäudeaus- rüstung. Bild 7 (links): Handschriftenmagazin Bild 8 (rechts): Raumklimaanforderung für Altbestände

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