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Schützen & Erhalten · September 2020 · Seite 3 EDITORIAL Begrenzungen schaffen Freiräume D iese drei Worte der Kölner Autorin Esther Klepgen passen hervorra- gend in das Jetzt, was Vieles mitunter auch uns selbst verändert hat. Denn Corona begrenzt nicht nur und führt noch immer vielerorts zu Stillstand, es eröffnet mitunter auch den ein oder anderen Freiraum. Nun gehört der Bau zu den glücklichen Branchen, die kei- nem Beschäftigungsverbot unterliegen. Auch Berufsverbände gehören hierzu, obwohl viele davon in ihren Aktivitäten doch massiv behindert wurden und auch weiterhin werden. Nachdem nun der 70. DHBV-Verbandstag bereits Anfang Mai abgesagt wurde, erreicht uns nun kurz vor Redaktionsschluss auch die Mitteilung, dass die 31. Han- seatischen Sanierungstage in Lübeck nicht stattfinden werden. Gleiches gilt auch für den vom Landesverband Mecklenburg-Vorpommern für diesen Herbst anberaumten DHBV-Praxistag Schimmel in Stralsund sowie für die meisten Herbsttagungen unserer Lan- desverbände. Wo Arbeitsabläufe gesundheitspoliti- schen Zwängen zu Opfer fallen, ergeben sich zwangsläufig Freiräume, die es zu nutzen gilt. Wir haben in den letzten Monaten diesen Freiraum dazu genutzt, unseren in die Jahre gekommenen Inter- netauftritt von Grund auf zu erneuern. Lesen Sie hierzu die folgenden Seiten oder überzeugen Sie sich besser gleich direkt vor Ort davon. www.dhbv.de freut sich auf Ihren Besuch. Und allen, die Verschwörungsthe- orien lieben, denen empfehle ich ab Seite 36 „Die Schimmel-Verschwörung“, hervorragend recherchiert von unserer Fachbereichsleiterin C. Messal. Herzlichst Ihr Friedrich Remes I GLOSSE I Die Nippel zärtlich drücken und leicht drehen bis der Strahl herausschießt… …oder was Regenduschen mit Prokras- tination zu tun haben. Für alle, die den Begriff nicht kennen, sei erklärt, dass es sich hierbei um einen, den natürlichen Niederschlag simulie- renden Duschkopf handelt. Dabei ist die Erwartungshaltung nicht auf Schnee, Graupel oder gar Hagel auszuweiten, sondern ausschließlich auf Wasser in tropfbar flüssiger Form. Im vorliegenden Fall besteht das technische Wunderwerk aus einer recht- winkligen Edelstahlplatte, die werksseitig mit insgesamt 324 Silikontüllen bestückt wurde, aus deren zehntelmillimeter großen Öffnungen normalerweise gleichmäßig das vorher auf Subtropen- temperatur eingestellte Duschwasser wohlig hautschmeichelnd austritt. Geschieht dies nicht in der geschul- deten Form, muss man besagte Zitzen solange zärtlich drücken und leicht ziehen, bis sich das darin verfangene Kalkkörnchen löst und den Weg für den Niederschlag freimacht. Diese Art von Druckleitungsobstipati- on ereilt den Duschkopf und damit den Nutzer vorzugsweise im Morgengrauen eines Arbeitstages, dessen Kalenderblatt mit mehr oder weniger spannenden Aufgaben randvoll gefüllt ist. Und jetzt kommt der Prokrastinant zum Zuge. Nichts liegt für ihn in diesem Moment näher, als die ersten Punkte seiner über- vollen To-Do-Liste durch eine umfassende Reinigung verkarsteter Silikon-Follikel zu substituieren. Dieses Verhalten, übertragbar auf vielfältige Lebenssituationen des Alltags, wird medizinisch als Prokrastination bezeichnet, ein Wort, das die großen Latiner unter uns natürlich sofort mit dem lateinischen Substantiv „procrasti- natio“ zu verknüpfen wissen, das aus dem Präfix „pro“ (-vor-, -vorwärts-) und dem Substantiv „crastinum“ (-morgiger Tag-) zusammengesetzt ist. Es handelt sich bei dieser Verhaltens- störung um eine Art der Depression, die allerdings nach neusten Erkenntnissen gut therapierbar ist mit dem Anhören des Höhner-Gassenhauers „Wenn nicht jetzt, wann dann“ in Endlosschleife. Unglücklicherweise lässt sich mit dieser Heilbehandlung nicht die Mutation „Kollektive Prokrastination“ in den Griff bekommen, die sich, nicht erst seit kurzem weltweit bei den politisch Verantwortlichen pandemisch verbreitet hat. Anders ist nicht erklärbar, dass wichtige Aufgaben monatelang unerledigt bleiben und stattdessen Gesetze und Verordnungen verabschiedet werden, die z. B. festlegen, dass die Dienstreise eines Beamten dann beendet ist, wenn während der Reise sein Tod eintritt, oder dass, wenn ein Arbeit- nehmer schlafend von seinem Bürostuhl fällt, dies nur dann als Arbeitsunfall zu werten ist, wenn seine Müdigkeit arbeits- bedingt verursacht wurde. Da ist der Umstand, dass sich der toupettragende Blondie im Oval Office auf seinem Schreibtisch einen roten Knopf installieren ließ, der einzig dazu dient, dem weißbeschürzten Serviceper- sonal zu signalisieren, dass er eine kalte Coke wünscht, nicht nur vergleichsweise harmlos, sondern könnte vielleicht auch einen Weg aufzeigen, wie bei corona- schutzverordnungsgeschä- digten Gastwirten wieder gefahrlos Bestellungen auf- gegeben werden könnten. In diesem Sinne: Ihr Ralf Hunstock (Sternzeichen: Besserwisser mit Aszendent Klugscheisser)

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