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Schützen & Erhalten · September 2020 · Seite 31 FACHBEREICHE I SACHVERSTÄNDIGE nehmen sie anteilig unterschiedlich viel Wasser auf, wobei die Gipsdiele mit 25 % auf das Eigengewicht bezogen am meisten Wasser aufnimmt. Auch die absorbierte Wärme wird unterschied- lich schnell in die Wand weitergeleitet. Besonders gut leiten Backstein und Kalk- sandstein die Wärme weiter ins Innere der Wand. Des Weiteren beeinflusst die Porenradienverteilung im Material den kapillaren Feuchtetransport des Wassers und die Dampfdiffusion. Dadurch wird das Wasser aus dem Inneren unterschiedlich schnell an die Oberfläche transportiert. Dies wird links in Abbildung 2 deutlich. Die Gipsdiele trocknet deutlich schneller als beispiels- weise Backstein oder Kalksandstein. Entsprechend ist es auch erforderlich, die Intervalle in den unterschiedlichen Trock- nungsabschnitten und an die Materialien anzupassen. Durch die kontinuierliche Überwachung der Wandtemperatur über den Infrarotsensor wird dies ermöglicht. Abbildung 2 rechts zeigt die Intensität der Trocknung. Diese beschreibt, wie sich die On/Off-Zeiten der Intervalle in den einzelnen Phasen entwickeln. Ist die Intensität sehr hoch, wird besonders viel Energie zum Verdampfen des an die Oberfläche transportierten Wassers benötigt. Die Höhe des Maximums und dessen Lage über die Laufzeit der Trock- nung sind materialabhängig. Außerdem lässt sich aus dem Verlauf der Intensität auch die Dynamik des Trocknungsprozes- ses ableiten. Gegen Ende der Trocknung strebt die Dynamik gegen Null, da sich kein zu trocknendes Wasser mehr in der Wand befindet. Es entsteht ein Gleichge- wicht zwischen den On/Off-Intervallen. Das Trocknungsende wird erkannt und das Gerät schaltet automatisch ab. Trocknung unter extremen Bedingungen Bisher wurden nur Ergebnisse an 115mm dicken Wänden vorgestellt. Derartige Wände können, sofern genügend Zeit zur Verfügung steht und unter Vernach- lässigung von Effizienzgesichtspunkten, mit jeder beliebigen Technik getrocknet werden. Anders sieht es allerdings bei dickeren Wänden ab 240 mm oder Um- gebungsbedingungen mit einer Tempe- ratur < 15 °C und einer relativen Feuchte >55% aus. Bei niedrigen Außentempe- raturen können die höheren Wärmever- luste an die Umgebung nur ausgeglichen werden, wenn das Heizpanel sich als ausreichend leistungsstark erweist. Laborversuche an einer 240 mm dicken Hochlochziegel-Wand zeigten, dass bei Umgebungstemperaturen < 15 °C für die Wandtrocknung mindestens 1100 W/m 2 zur Verfügung stehen sollten, damit die gewünschte maximale Wandtemperatur in den Heizphasen von knapp über 70 °C überhaupt erreicht werden kann. Dies ist Voraussetzung, damit die über Wärmelei- tung ins Innere der Wand transportierte Energie ausreicht, um die Trocknung dicker Wände voranzutreiben. Im Labor wurden in der Trocknungskammer bei geregelten Umgebungsbedingungen die Trocknung einer 240 mm dicken Kalksandstein-Wand und einer 240 mm dicken Porenbeton-Wand untersucht. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 darge- stellt. Nach drei Tagen im Wasserbad nahm die Kalksandstein-Wand 17,0 kg Wasser auf und die Porenbetonwand Abbildung 2. Materialstudie an 115 mm dicken Wänden. Abbildung 1. Trocknungsdauer und spezifischer Energieverbrauch mit verschiedenen Syste- men: (1) Folienzelt mit Adsorptionstrockner, (2) Herkömmliche Infrarottrocknung bei 50 °C Wandtemperatur [11], (3) Infrarottrocknung bei 54 °C Wandtemperatur mit Bürsten [11] und (4) Infrarottrocknung mit intelligentem Intervall (bis max. 73 °C) und Bürsten. 40 30 20 10 0 (1) (2) (3) (4) n Dauer in Tagen n Spezifischer Energieverbrauch in kWh/kg H2O

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