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Schützen & Erhalten · September 2020 · Seite 32 FACHBEREICHE I SACHVERSTÄNDIGE 23,8 kg. Dies liegt an der deutlich hö- heren Porosität des Porenbetons. Die Trocknung erfolgte mit intelligenter Intervalltrocknung mit einer maximalen Wandtemperatur von 73 °C. Der ur- sprüngliche Gleichgewichtszustand der Porenbeton-Wand wurde bereits nach 12 Tagen erreicht. Bei Kalksandstein erfolgte die Trocknung etwas langsamer und war nach 16 Tagen beendet. Damit liegen die Trocknungszeiten der Wand innerhalb der Trocknungszeiten einer Estrich- Dämmschicht-Trocknung und können damit gemeinsam auf- und abgebaut werden. Es sind also keine gesonderten Anfahrten erforderlich. Als besondere Herausforderung bei der technischen Trocknung erweisen sich die neuartigen, hochgedämmten Baustoffe, welche beispielsweise in neuen KfW-Effizienzhäusern verbaut werden. Hier werden mit herkömmli- cher Technik keine Trocknungserfolge erzielt. Untersuchungen im Labor und im Feld an 36,5 cm dicken Wänden mit Perlit- sowie Mineralwolle-Dämmung ergaben allerdings, dass die intelligente Intervalltrocknung auch hier für die Behebung des Wasserschadens adäquat eingesetzt werden kann. Nach 25 bis 30 Tagen Trocknungszeit ist die Wand soweit getrocknet, dass keine weiteren Folgeschäden entstehen. Somit eröffnet sich auch bei diesen Materialien die Möglichkeit zerstörungsfrei – im Gegen- satz zur Trocknung mit Heizstäben – und sicher für Mensch und Umwelt – im Ge- gensatz zur Mikrowellentrocknung – den Wasserschaden mit zeitlich vertretbarem Aufwand zu trocknen. Intelligent geregelte Infrarot-Intervalltrocknung als Allrounder in der Wasserschadenssanierung Laborversuche und Trocknungsprojekte im Feld zeigen, dass die Infrarottrock- nung unter Berücksichtigung elementar wichtiger Gesichtspunkte für die Trock- nung von Wasserschäden geeignet ist. Die Trocknung wird dabei beeinflusst von den Umgebungsbedingungen, dem Wandmaterial und der Wanddicke. Um auch bei schwierigen Schadensfällen, beispielweise bei niedriger Umgebungs- temperatur oder besonders dicken Wänden, die Trocknung erfolgreich abzuschließen, muss das Panel eine hinreichend hohe Leistung besitzen. Durch das Anbringen von umlaufenden Bürsten kann die Energie gezielt auf die betroffenen Stellen konzentriert werden. Nur dann können die erforderlichen Tem- peraturen an der Wandoberfläche erzielt werden, die dann auch im Inneren dicker Wände die Trocknung beschleunigen. Die Überwachung der Wandtemperatur verhindert dabei eine Überhitzung der Wandoberfläche. Damit ist bei der Infrarottrocknung in jedem Fall darauf zu achten, dass Infra- rotheizpanels zum Einsatz kommen, die eine intelligente Regelung auf aktuelle Prozessparameter ermöglichen. Beson- ders aussagekräftig ist hierbei die Wand- temperatur. Sie ermöglicht, abgestimmt auf das vorliegende Wandmaterial und die Wanddicke, eine geeignete Steue- rung der On/Off-Intervalle, welche die Trocknung bestmöglich intensiviert. Wird die Intensität der Trocknung kontinuier- lich überwacht und aufgezeichnet, kann das Trocknungsende festgestellt und das Panel abgeschaltet werden. Mit der intelligent geregelten Infrarottrocknung kann der ausdrück- liche Wunsch in der Schadensanierung nach schneller, sicherer, effizienter und nachhaltiger Trocknung für die verschiedensten Wände erfüllt werden. Einige Infrarotheizpanels ermöglichen auch heute bereits die Fernabfrage des Trocknungsfortschritts über IoT (Internet of Things). Auf diese Weise können Sanierungsunternehmen Trocknungspro- jekte überwachen und die Einsatzpla- nung optimieren. Die Kombination aus intelligenter Gerätetechnik und smarter IoT-Vernetzung schaffen die digitale Welt der Zukunft in der Sanierung von Wasserschäden. Bilder: IRES GmbH Literaturverzeichnis 1. „Die Deutschen Versicherer (GDV)“, [Online]. https://www.gdv.de/de/zahlen-und-fakten. [Zugriff am 10. August 2020]. 2. „Technische Trocknung durchfeuchteter Bauteile - Teil 1: Grundlagen“, WTA-Merkblatt 6-15-13/D:2013-08, 2013. 3. H. M. Kunzel, „Verfahren zur ein- und zweidimen- sionalen Berechnung des gekoppelten Wärme- und Feuchtetransports in Bauteilen mit einfachen Kenn- werten“, Dissertation, 1994. 4. „Untersuchung des Trocknungsverhaltens von Fußbo- denaufbauten und angrenzenden Wanden sowie von Deckenaufbauten mit naturlicher und mechanischer Trocknung nach einem Wasserschaden“, Prufbericht P17-027.1/2017, Fraunhofer-Institut für Bauphysik, 2017. 5. J. M. P. Q. Delgado, „Drying and wetting of building materials and components“, Cham, Heidelberg, New York, Dordrecht, London: Springer, 2014. 6. M. 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