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Schützen & Erhalten · September 2020 · Seite 37 FACHBEREICHE I SCHIMMELPILZE Sporen und Hyphen konnte man nicht sehen, das Mikroskop war noch nicht erfunden. Dennoch war es ein Physiker und, man höre, Dramatiker (diese Berufs- kombination hat sich bis heute erhalten, siehe Autorin) namens Giovanni Battista della Porta, der als erster überhaupt vermutet, dass Pilze sich wie Pflanzen über Samen, nämlich Sporen, verteilen und fortpflanzen müssten. Die Bestä- tigung kam durch – Achtung! – Baron von Münchhausen, der durch Zufall auskeimende Sporen unter einem Ver- größerungsglas beobachtet haben will. Ja, den gab es wirklich, den Lügenbaron. Aber der hat das hier nicht verzapft, das war sein Vater Otto. Für Verschwörungs- theoretiker erstmal egal, aber geeignet, hier den Familienbezug herzustellen und damit die Glaubwürdigkeit der Quelle infrage zu stellen. Mysteriöse Todesfälle Also doch Kristallwachstum? Wir wer- den das Rätsel noch lösen, so in den 1950er Jahren. Doch bevor es uns dazu nach Frankreich verschlägt, führt uns der Weg zunächst nach Ägypten. Ja, auch wir müssen den Fluch der Mumie bemühen. Wobei natürlich bekannt ist, dass Howard Carter im Jahre 1922 bei Öffnung des Grabes von Tutanchamun tunlichst überlas, was da auf einer klei- nen Tontafel stand: Der Tod wird mit seinen Schwingen erschlagen, der die Ruhe des Pharaos stört. Was zur Folge hatte, dass 13 seiner 20 Grabungsteil- nehmer auf mysteriöse Weise verstarben, vorzugsweise an Lungenentzündung oder bei Autounfällen, auch Suizid war nicht selten. Gerüchten zufolge soll ein Pilz die Ursache gewesen sein. Das will in den 1960er Jahren an der Univer- sität Kairo der Mediziner und Biologe Ezzeddin Taha herausgefunden haben und starb bei einem sehr mysteriösen Autounfall auf gerader Strecke ohne Hindernisse. Den Beweis konnte er nicht mehr vorzeigen. Hartnäckig halten sich aber die Gerüchte, dass der Pilz den Weg nach Europa gefunden haben soll und 1973 ein Archäologenmassensterben (es waren ihrer 12) nach Öffnung der Gruft von Kasimir IV. und seiner Ehefrau Elisabeth verursachte. Dies geschah so in Krakau und der Verdächtige wurde schnell als Aspergillus flavus identifiziert (2). Pilzfäden der Macht Doch wenden wir uns nun den wirklich wichtigen Themen der Weltgeschichte zu. Dazu müssen wir zunächst nach Irland, das sich in den 1800er Jahren wie heute erfolgreich einer Evangelisierung durch England entzog. Um die Iren zu schützen, angeblich vor Billigkornimpor- ten aus den Kolonien, wurde Getreide mit massiven Zöllen beaufschlagt. Dass die Iren sich dann auch nichts mehr kaufen konnten, war nicht wirklich un- beabsichtigt…Man kennt das Spiel. Also wurde durch die Engländer die billige und bis dahin in Europa eher unbeliebte Kartoffel eingeführt, die gerade im irischen feuchten Klima mit den sauren Böden hervorragend gedeiht. Und völlig unerwartet zu neuem Wohlstand führte. Das ging so bis 1842, als in den USA plötzlich die Kartoffelpest auftauchte und in Irland die Great Famine auslöste Bild 2: Den Ursachen der Annaberger Krankheit auf den Grund zu gehen, spielte für August den Starken keine Rolle, er beendete die Krankheit per Erlass (Annaberger Bergaltar, Mittelstück, Hans Hesse 1521; Friedrich August II., Louis de Silvestre 1723, Quelle Wikipedia – gemeinfreie Bilder)
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