Schützen & Erhalten - page 37

Diese Schutzmittelgruppe der wasserbasierten
Systeme arbeitet meist mit unterschiedlichen Wirk-
mechanismen, die häufig eine stark verzögerte Wirk-
samkeit zur Folge haben. Bei einigen dieser Schutz-
mittel kann der verzögerte Abtötungserfolg in der
Praxis die gesetzlichen Gewährleistungsfristen über-
schreiten und damit unter Umständen zu ernsthaften
Restschäden in der Konstruktion führen.
Um die technischen Vorteile lösungsmit-
telbasierter Bekämpfungsmittel nicht
aufgeben zu müssen, wurde eine
neue Schutzmitteltechnologie
entwickelt, die ein nichtflüch-
tiges organisches Lösungs-
mittel als Wirkstoffträger
verwendet. Hierdurch wur-
den einerseits die VOC-
bedingten Nachteile kon-
ventionell formulierter
Bekämpfungsmittel ver-
mieden und es gelang
andererseits fast alle ih-
rer technischen Vorteile zu
erhalten.
Diese neue Schutzmittel-
technologie wurde im Rahmen
eines vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung geförderten
Forschungsvorhabens erarbeitet und basiert im
Wesentlichen auf Rapsölmethylester (RME, Hauptbe-
standteil von Biodiesel) als VOC-freiem Lösungsmit-
tel. Das erste Bekämpfungsmittel, das diese neue,
patentierte Technologie nutzt, ist das KORATECT
®
Ib
der Firma Kurt Obermeier GmbH & Co. KG mit der
bauaufsichtlichen Zulassungsnummer Z-58.2-1677.
Es ist – sofern technisch erforderlich – auch für die
Bekämpfung von Insektenbefall in Innenräumen
ohne Auflagen hinsichtlich Wartezeiten zugelassen.
Bekämpfende Holzschutzmittel auf Basis VOC-
freier Lösungsmittel sind in erster Linie für die Be-
handlung von Bau- und Konstruktionshölzern kon-
zipiert und nicht geeignet für die Bekämpfung von
Insektenbefall in Möbeln, Treppen und im antiqua-
rischen Bereich (Altäre, gefasste Holzkunstwerke
usw.). Sie lassen sich aufgrund ihrer leicht höheren
Viskosität deutlich besser verarbeiten als die sehr
niedrigviskosen Bekämpfungsmittel auf Basis aroma-
tenarmer oder isoparaffinischer Lösungsmittel. Die
Schutzmittelverteilung von KORATECT
®
Ib im Holz
ist besser oder zumindest gleichwertig mit der Ver-
teilung konventioneller Systeme auf Lösungsmittel-
basis; auch das Kernholz einheimischer Nadelhölzer
(Kiefer, Fichte) wird problemlos penetriert.
Ein weiterer Vorteil der neuen Schutzmittel-
technologie ist eine sehr homogene Verteilung des
Wirkstoffes im Holz, die dadurch erreicht wird, dass
sich das Insektizid im Rapsölmethylester selbst löst.
Das hat zur Folge, dass der Wirkstoff – nahezu ohne
Gradient – überall dort zu finden ist, wo auch das
Lösungsmittel zu finden ist. Im Gegensatz dazu sind
Insektizide in aromatenarmen oder isoparaffinischen
Lösungsmitteln nicht direkt löslich und müssen über
Hilfslösungsmittel in der Schutzmittelformulierung
stabilisiert werden. Bei diesen Schutzmitteln ist die
Eindringtiefe des Insektizids im Wesentlichen be-
stimmt durch den Typ des verwendeten Hilfslösungs-
mittels und es ist nicht immer sichergestellt, dass
das Biozid von dem Hauptlösungsmittel homogen
im Holz verteilt wird. Nach der Applikation konven-
tionell formulierter Bekämpfungsmittel verdunsten
die aromatenarmen oder isoparaffinischen Lösungs-
mittel langsam aus der behandelten Holzoberfläche.
Diese Verdunstung bewirkt eine Wanderung der Lö-
sungsmittel aus dem Inneren des Holzes hin zur
Holzoberfläche. Bei dieser nach außen gerichteten
Wanderung der Lösungsmittel wird auch ein
Großteil des eingebrachten Insektizids
zurück in die oberflächennahen
Bereiche mitgenommen. Hier-
bei erfolgen eine deutliche
Verarmung des Wirkstoffes
im Inneren und eine starke
Anreicherung unter der
Außenseite der behan-
delten Hölzer. Im Hin-
blick auf einen möglichst
schnellen Bekämpfungs-
erfolg ist dieser nach au-
ßen gerichtete Gradient
eher unerwünscht; dassel-
be gilt im Hinblick auf eine
mögliche Wirkstoff-Desorption
von der behandelten Holzoberflä-
che an Staubpartikel.
Die Verwendung nichtflüchtiger Lö-
sungsmittel als Wirkstoffträger hat zum einen
den Vorteil einer lang anhaltenden und homogenen
Verteilung des Bekämpfungsmittels im Holzquer-
schnitt, zum anderen verbleibt das Lösungsmittel
quantitativ im Holz und stellt im Brandfall eine zu-
sätzliche Energiequelle dar, die das Brandverhalten
deutlich verbessert. Diese Problematik wurde bei
KORATECT
®
Ib über ein – ebenfalls nicht-flüchtiges
– Flammschutz-Additiv derart beseitigt, dass das
Brandverhalten des behandelten Holzes dem von
unbehandeltem Holz entspricht.
Da das Lösungsmittel des KORATECT
®
Ib nicht
verdunstet, ist bei der Verarbeitung dieses Bekämp-
fungsmittels darauf zu achten, dass saugfähige Un-
tergründe sorgfältig abgedeckt werden, um Flecken-
bildung zu vermeiden. Dasselbe gilt für Dämmma-
terialen aus Polystyrol (Styropor
®
, Styrodur
®
usw.)
sowie für bituminöse Baustoffe; diese werden von
Rapsölmethylester angelöst und sind vor einer Be-
netzung sicher zu schützen.
Die im KORATECT
®
Ib umgesetzte neue Techno-
logie der Verwendung nicht-flüchtiger organischer
Lösungsmittel ist in der Lage, herkömmlich formu-
lierte lösungsmittelbasierte und einen Großteil der
wasserbasierten Bekämpfungsmittel bei der Behand-
lung von Bau- und Konstruktionshölzern vorteilhaft
zu ersetzen.
Dr. Michael Pallaske,
Kurt Obermeier GmbH & Co. KG,
Bad Berleburg-Raumland,
Industrie und Handel
von
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Schützen & Erhalten · Dezember 2013 · Seite 37
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