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Schützen & Erhalten · Dezember 2018 · Seite 93 Die Ex-Press Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes einen ist es immer wichtig, die Substan- zen zu identifizieren. Einige Attraktanti- en sind nicht neu. Bisher wurden in erster Linie als Aggregationsstoffe Substanzen aus der Cuticula und den Speicheldrüsen der Schaben isoliert. Nun kommen die Fä- kalbestandteile noch hinzu. Die VCAs ha- ben in den Wahlversuchen sehr wirksam abgeschnitten. Vielleicht sind bestimmte Mischungen davon noch wirksamer als das, was wir bis jetzt haben. Zu wissen, wir benötigen gar nicht die Schaben um Hormone zu extrahie- ren, macht nicht nur die Forschung, son- dern auch die Herstellung von Lockstof- fen einfacher. Es geht schneller und ist preiswerter Bakterien zu kultivieren, als Insekten zu züchten. Die Mikroorganis- men vermehren sich unter den richtigen Bedingungen exponentiell. Also kann man viel schneller Versuche aufeinander fol- gen lassen und hat schneller Ergebnisse. Auch könnte ich mir vorstellen, dass sich VCAs viel einfacher synthetisieren lassen, als evtl. Bestandteile aus dem Speichel der Schaben. Das aber nur meine Vermutung. Die Ergebnisse können zu verbesserten Mitteln führen Im Zusammenhang mit dieser Forschungs- reihe stellt sich die interessante Frage, in- wieweit sich die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse bei der Herstellung neuer Mittel verwenden lassen. Oder wenn nicht neue Mittel, dann vielleicht neue Formu- lierungen, mit VCAs als Additiven? Also, wenn Insektizide die als Wirkbelag u.U. sogar repellierend sind, nun mit solchen Attraktantien kombiniert werden, könnte die Verweildauer der Zielorganismen er- höht werden. Oder, wenn wir davon aus- gehen, dass wir keine Oberflächen konta- minierenden Insektizide bei der Schaben- bekämpfung benötigen, dann ließe sich evtl. die Attraktivität der vorhandenen Gele erhöhen. Wenn wir „Aggregations- Gele“ hätten, die evtl. Schaben aus noch größerer Entfernung anlocken, würden wir weniger Köderpunkte setzen müssen und würden Zeit und Material sparen. Diesem Gedanken steht leider die auf- wendige, teure und nicht abzuschätzen- de Biozidzulassung entgegen. So lange wir alle glücklich sind und nicht andere / bessere Produkte nachfragen, sind Her- steller natürlich nicht gefordert irgend- was zu ändern. Aber jedes Produkt altert. Für jedes Produkt tickt eine Uhr, wann es deutlich schlechter oder sogar gar nicht mehr funktioniert. Mit unserem Erfolg züchten wir zwangsläufig die Tiere, die irgendwann mit dem was wir ständig an- wenden klarkommen. Und wenn sie be- stimmte Lockstoffe nur vermeiden (z.B. Zuckeraversion). Dann wären wir froh, wenn wir in Alternativprodukten VCAs beigemischt hätten. Vielleicht liest diese Zeilen ja ein ambitionierter Visionär einer F+E-Abteilung. Nachrichten und Termine CEPA – NoCheRo Workshop A m 20. Und 21. November hatte das Deutsche Umweltbundesamt in Brüssel zu einem Workshop „Nicht- chemische Alternativen zur Nagerbe- kämpfung“ eingeladen. Wir waren über unser Mitglied Markus Puschmann vertreten und sind gespannt der Ver- anstaltung gefolgt. Neben dem etwas ungewöhnlichen Alleingang des UBA auf der internationalen Bühne den Europäischen Kurs gestalten zu wollen, waren etwa 50 Personen anwesend. Während die Behörde zukünftig nur ungern die Rodentizide weiterhin zulas- sen möchte, hat unsere Branche betont, dass wir alleine mit mechanischen Bekämpfungsmaßnahmen unseren Auftrag zur Lebensmittelsicherheit und dem Gesundheitsschutz der Bevölke- rung nicht erfüllen können. Wir sperren uns ja NICHT gegen echte, immer und in allen Situationen funktionierende Al- ternativen. Aber das würde in unseren Augen nur mit einer Lockerung bei Kontrollintervallen der Tötungsgeräte und bei den Klebefallen funktionieren. Ein Weg, den deutsche Behörden aber auch nicht gehen wollen. Es bleibt also weiterhin spannend und umkämpft, wie es mit der Nagerbekämpfung in Deutschland weitergeht. Insgesamt benötigen wir aber solche Veranstal- tungen, um alle Interessen an einen Tisch zu bringen und die verschiedenen Aspekte und Probleme, aber auch Lösungen, vorzutragen. Trotz des in Hamburg dargestellten finanziellen Risikos der CEPA Mitglied- schaft, wird der DSV dort weiter präsent sein und europäische Ideen mitgestalten. Bildrechte: Ramon Perucho

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