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EDITORIALII Wenn’s alte Jahr erfolgreich war, dann freue dich aufs neue. Und war es schlecht, ja dann erst recht. Albert Einstein V or einigen Tagen rief mich DHBV- Mitglied Jürgen Puvogel an und erinnerte, dass vor 20 Jahren die ersten Holz- und Bautenschutztechniker am HBZ Münster ausgebildet wurden und dort am 17. Januar 2000 ihre Techniker- prüfungen ablegten. Er selbst gehörte zu den 19 Absolventen und dies, ob- wohl er bereits als Maurermeister ein Unternehmen führte (lesen Sie hierzu S. 46). Aus heutiger Sicht war dieser erste handwerksrechtlich anerkannte Abschluss der Beginn einer Entwick- lung, deren Ziel, ein eigener Ausbil- dungsberuf mit Meisterprüfungsverord- nung, seit der Verbandsgründung, die sich im kommenden Jahr immerhin zum 70. Mal jährt, zwar nie aus den Augen gelassen wurde, aber an das viele nicht mehr wirklich geglaubt haben. Und wenn wir schon bei der Würdigung von Zahlen sind: In diesem Jahr haben be- reits zum zehnten Mal junge Holz- und Bautenschutzgesellen ihre Ausbildung beendet und schon zum dritten Mal erhielten Holz- und Bautenschützer an der HWK Düsseldorf nach bestan- dener Prüfung ihren Meisterbrief. Und auch hier mit einem Novum, denn der Holz- und Bautenschutz hat mit Svenja Reichert erstmals eine Meisterin (lesen Sie hierzu das Interview auf S. 47). Ungeachtet dieser positiven Ent- wicklungen hat es unser Gewerk im Wettbewerb mit den alten Zunftsberufen bei der Suche nach geeigneten Auszubil- denden nach wie vor schwer. Der DHBV hat deshalb im vergangenen Jahr eine Ausbildungsinitiative ins Leben gerufen, mit dem Ziel, unsere Firmen bei der Suche nach geeignetem Nachwuchs zu unterstützen. Und auch hier stimmt das zu Ende gehende Jahr zuversichtlich, denn es zeichnen sich bereits erste Erfolge ab. Zum einen können wir Holz- und Bautenschutzunternehmen mit dem neuen Schulungsstandort Augsburg nun endlich auch eine Ausbildungsstätte im Süden anbieten und zum anderen ist das Jahr 2019, gemessen an den Ausbildungszahlen im 1. Lehrjahr, mit 61 Lehrlingen das zweitbeste Jahr seit dem Ausbildungsstart im Jahr 2007. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies sogar ein Plus von 30%. So gesehen stimmen die Voraussetzungen, um erwartungsvoll und zuversichtlich in das DHBV-Jubiläumsjahr 2020 zu sehen mit seinem Höhepunkt, dem 70. Verbandstag vom 10.–12. September in Köln. Herzlichst Ihr Friedrich Remes I GLOSSE I „No risk, no fun” oder in althochdeutsch: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ D er Wunsch nach „höher, schneller, weiter“ gilt nicht nur für Spitzen- sportler oder pathologische Selbstopti- mierer, sondern auch für den mehr und mehr gelangweilten Freizeitvertreiber, dessen Mußestunden schon lange nicht mehr durch Minigolf und Federball, geruhsame Hollandradwanderungen entlang des Dortmund-Ems-Kanals oder gemächliche Spaziergänge auf dem niedersächsischen Heidschnuckenweg gefüllt werden. War eine Radtour früher ein Fami- lien-Event, bei dem nur das männliche Oberhaupt der Sippe sich die Dreigang- Nabenschaltung von Sachs leisten konnte, ist heute „Downhill“ angesagt. Dabei fräsen die Extremsportler mit 100 Stundenkilometer gefühlt senkrecht durch die Botanik, über Wurzelstock und Wackerstein, auf Rennmaschinen, deren Anschaffungspreis leicht den Gegenwert eines abgegriffenen Mittelklassewagens erreichen kann. Natürlich einen mit Otto- Motor und kein Diesel, hierfür ist auf dem Gebrauchtwagenmarkt zurzeit nur noch der Anschaffungspreis eines Drahtesels mit besagter Dreigang-Nabenschaltung gegenzufinanzieren. Auch Sonntagsnachmittagsspazier- gänge scheinen nur noch hip zu sein, wenn sie über alpinistische Höhenwege führen mit einem Klettersteiganteil von mindestens 65 % und dabei innerhalb von 4 Stunden mehr als 965 Höhenmeter überwunden werden. Galt es vor 30 Jahren noch als wag- halsig, sich an einem Bungee-Seil von einer Brücke zu stürzen oder beim Rafting auf den Gummiwülsten eines Schlauchbootes einen Wild- wasserfluss hinunterzureiten, lockt man damit heutzutage keinen Adrenalinjunkie mehr hinter dem Ofen hervor. Wingsuiten als Ersatz für Fallschirmspringen oder Gleit- schirmfliegen, Freeclimbing anstelle von Sportklettern, Klippenspringen statt 5-Meter- Brett. 14 Stunden-Werktage gegen tarifliche Arbeitszeit-Verordnung. Wo ist die Grenze des Machbaren? Wird übermäßiger Adrenalingehalt im Blut zukünftig als Drogenmissbrauch gesetzlich geahndet werden? Wird beim Bewerbungsgespräch das Zertifikat über einen überlebten Eistauchgang, natürlich nackt und ohne Sauerstoffgerät, den Personaler mehr beeindrucken als das 1’ser Abi? Steigt der 1. FC wieder ab ? Fragen über Fragen… Der Glossist ist jedenfalls gespannt und beobachtet die Entwicklung von seinem TÜV-geprüften und GS-zertifizierten Bürostuhl aus – in der schwindelnden Höhe von 52 cm. In diesem Sinne : Übermut tut selten gut (wie meine Oma zu sagen pflegte) Ihr Ralf Hunstock

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