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Schützen & Erhalten · Dezember 2021 · Seite 11 FACHBEREICHE I HOLZSCHUTZ Es schreibt für Sie: Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr Fachbereichsleiter Holzschutz An der Hohen Lache 6 · 06846 Dessau Telefon: (0340) 6611884 Telefax: (0340) 6611885 E-Mail: flohr@dhbv.de Fragwürdige Holzschutzmaßnahmen „…denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Diese Worte kennt der eine oder andere aus Lukas 23 oder aus dem James Dean Film von 1955. Hier geht es um Verge- bung und Mitleid. Wenn jedoch Bequemlichkeit, Igno- ranz und Gewinnstreben das Handeln bestimmen, so ist jedes Mitleid fehl am Platze. Beobachtungen aus den letzten Jahren haben mich veranlasst, über ei- nige (zugegeben auch spektakuläre und nicht alltägliche) Fehlanwendungen im Holzschutz zu berichten. Um es von An- fang an klarzustellen, die Mehrheit der Holzschutzmaßnahmen wird professio- nell und mit entsprechendem Fachwissen nach den Regeln der Technik umgesetzt. Es hat sich in den letzten Jahren sehr viel zum Positiven gewendet; nicht zuletzt dank der Sachkunde-, der Gesellen- und der Meisterausbildung auf dem Gebiet des Holzschutzes. Trotzdem dürfen die wenigen negati- ven Beispiele nicht ignoriert und müssen offengelegt werden. Einerseits sollen Fehler sensibilisieren und andererseits trägt es dazu bei, wertvolle Bausubstanz vor der Verunstaltung zu schützen. Betrachten wir als Erstes die Bohr- lochbehandlung in Holzbauteilen: In einer Kirche wurden größere Kon- struktionsteile (Treppenwangen, Balken, Säulen und Emporenriegel) mit Kunst- stoffpackern bestückt, um tiefenwirksam einen Schädlingsbefall zu bekämpfen. Vermutlich veranlasste ein filmbildender Anstrich, der nicht abgenommen werden konnte oder durfte, das Bohrlochdruck- tränkverfahren zu wählen. Auf dem Bild 1 sind Packer in den Emporensäulen und den Brüstungsriegeln zu erkennen. Sinn und Zweck dieser Packer ist es, einen Befall durch Insekten (z. B. Hausbock und Gewöhnlicher Nagekäfer) vorzubeugen oder zu bekämpfen. Letzteres wird nicht vermutet, da kaum Fluglöcher zu erkennen waren. Unter den Holzschutzfachleuten gehört es nun mal zum „kleinen Einmal- eins“, das Trockenholzinsekten vorrangig im anfälligen Splintholz minieren, sodass, wenn überhaupt, eine tiefenwirksame Bohrlochbehandlung dort stattfinden sollte. Vergegenwärtigt man sich nun die Lage von Splint- und Kernholz (übrigens Biologie 6. Klasse), so erreichen die Bohrkanäle hauptsächlich das Kernholz – eben nicht dort wo Insektenlarven leben. Ganz besonders deutlich wird das an der Holzsäule (siehe Skizze Bild 2). Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass Bild 1: Bohrlochdruck- tränkung im Emporen bereich mit Bohrlochab- ständen von ca. 30 cm
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