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EDITORIAL I GLOSSE I Habemus Semaphorum… oder für die Nichtlateiner unter uns: WIR HABEN die LICHTZEICHENANLAGE. A ls die weiße Rauchsäule aus dem si- cherlich feinstaubbefilterten Schorn- stein in den eisblauen Novemberhimmel der Bundeshauptstadt stieg und kurze Zeit später 6 strahlende Politpromis die Bühne der Pressekonferenz betraten, war dies das Ende eines äußerst dis- kreten Findungsprozesses, von dem man wusste, dass es ihn gegeben haben soll, über deren Inhalt und Verlauf jedoch bis dahin kein Sterbenswörtchen „durchge- stochen“ worden war. Man sei sich mit gegenseitigem Re- spekt auf Augenhöhe begegnet, habe voneinander gelernt. Man habe die Perspektive des Gegenübers eingenom- men, dessen Blickwinkel auf die Welt betrachtet und sei überrascht worden, dass man dessen „6“ plötzlich als die eigene „9“ wiedererkennen kann. Wenn man diesen Vorgang mal visualisiert, fragt man sich schon, wie lange man so einen Kopfstand durchhalten kann. Ach ja, und der „Olaf“ werde ein ganz prima Kanzler werden. Hoffen wir mal, dass der eiskalte Wind der politischen Wirklichkeit das filigrane Kartenhaus der neugeknüpften Freundschaften nicht schon zeitnah zum Einsturz bringen wird. Da liegt er nun, der Koalitionsvertrag, der unser Leben die nächsten 4 Jahre maßgeblich prägen (verändern?) soll/ wird. Ein 177 Seiten starker Leitfaden, gefüllt mit geballten Absichtserklä- rungen, die Essenz schlafloser Nächte und konzentrierter Tage, in denen man Stunden um Stunden um einzelne Worte und Interpretationen gerungen habe, so wird berichtet. Gekämpft wurde um Schlagworte wie „Klima“, das 198-fach verschrift- licht wurde, gefolgt von „Wirtschaft“, 173-mal, knapp vor „Bildung“ mit 171 Nennungen. Das Kopf-an-Kopf-Rennen dieser Prioritäten lässt hoffen, dass in Zukunft wirklich Veränderungen auf den Weg gebracht werden sollen. Das Wort „Kröte“ findet sich im Vertrag übrigens nicht, weder im Zusammen- hang mit einer Wanderung noch als Umschreibung oraler Verköstigung, ob- wohl jeder der Protagonisten im Verlauf der Verhandlungen sicher gezwungen war, den einen oder anderen Lurch zu schlucken. Abschließend kann als äußerst erfreu- lich vermerkt werden, dass es, initiiert durch die nachhaltig penetrante Presse- und Lobbyarbeit unserer Führungsetage, auch unserem Verband gelungen ist, sich in das Vertragswerk einzubringen. So findet man, für den recherchieren- den Glossisten völlig überraschend, auf Seite 17 der Vereinbarung tatsächlich den Namen unseres umtriebigen Präsi- denten. Wenn auch nur etwas verbrämt in „bürGEROrientiert“. Aber wir alle ken- nen und respektieren ihn ja für seine sprichwörtliche Bescheidenheit. In diesem Sinne: …Kompromiss ist, wenn man trotzdem lacht… Ihr Ralf Hunstock Es war nicht alles schlecht, beim Betrachten des Titelbildes könnte man sogar den Eindruck gewinnen, es ist nicht einmal in Rumänien alles so schlecht wie vermutet, denn selbst im siebenbürgischen Sibiu, einigen vielleicht besser bekannt als Hermannstadt, kann man im Cafe Einstein, wie z. B. in Berlin Unter den Linden, Wiener Kaffeehaus Charme genießen. „Es war nicht alles schlecht“ wird man in der Rückschau auch über die seit nunmehr fast zwei Jahren unseren Alltag beherrschende Pandemie sagen und man braucht kein Prophet zu sein, um jetzt schon sagen zu können, dass Corona einmal als der entscheidende Katalysator zur Beschleunigung der Digitalisierung der Gesellschaft gesehen wird. Homeof- fice, Online-Konferenzen, Schulunterricht im Kinderzimmer oder am heimischen Küchentisch. Besprechungen, zu deren Teilnahme man früher viele Stunden am Flughafen oder in irgendwelchen Autobahnstaus verbringen musste, sind nunmehr, anstatt undenkbar, ein fester Bestandteil des täglichen Büroalltags. So schmerzlich es z. B. für Hoteliers auch sein mag, die Welt hat sich in kürzester Zeit grundlegend verändert. Hat der DHBV im Frühjahr dieses Jahres, noch aus der Not des Lockdowns gebo- ren, vorsichtige Versuche mit digitalen Landestagungen sowie kostenfreien Online-Seminaren unter dem Motto „DHBV-Marktplatz“ gestartet, so boten bereits im Sommer die daraus gewonne- nen Erfahrungen die Plattform, unseren digitalen Fluthilfe-Seminaren zu einem nicht erwarteten Erfolg zu verhelfen. Das gleiche gilt für die erfolgreichen Online-Seminare, die Dr. Constanze Messal und Rainer Spirgatis mit unseren Partnern dem HBZ Münster und EIPOS anbieten. Der nächste (Fort)Schritt für das kommende Jahr ist demnach logisch, da er sich geradezu aufzwingt. Der Meisterlehrgang im Holz- und Bautenschutz geht online. Was von Vielen bisher als das Hinder- nis schlechthin gesehen wurde, nämlich beruflichen Alltag mit der Meisterausbil- dung im fernen Düsseldorf zu verbinden, gehört zumindest zum größeren Teil mit Beginn des neuen Meisterlehrganges am 21.02.2022 der Vergangenheit an. Mit 60% werden dann fast zwei Drittel der Ausbildung online stattfinden, was den Präsenzunterricht auf die Inhalte begrenzt, die als Onlineschulung nicht sinnvoll erscheinen. Unfreiwillig Pate gestanden hat hierfür der letzte Meis- terlehrgang, dessen 12 Teilnehmer in der vergangenen Woche erfolgreich ihre Prüfungen bestanden haben. Online-Unterricht war hier, um mit der Altkanzlerin zu sprechen, alternativlos, um den zugesagten Zeitplan bis zur Abschlussprüfung einhalten zu können. Den neuen Meistern in unserem Handwerk die herzlichsten Glückwün- sche und möge uns allen 2022 ein anderes, möglichst gutes Jahr werden. Herzlichst Ihr Friedrich Remes

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