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Schützen & Erhalten · Juni 2022 · Seite 24 Es schreibt für Sie: Dr. rer. nat. Constanze Messal Fachbereichsleiterin Schimmelpilze Schutower Ringstraße 6 · Gebäude S29 18069 Rostock Telefon: (0381) 637-28280 Telefax: (0381) 637-28281 E-Mail: messal@dhbv.de FACHBEREICHE I SCHIMMELPILZE Dicke Luft? Nutzen und Grenzen von Raumluftmessungen I hr macht doch auch Raumluftmes- sungen? Kann mal jemand vorbei- kommen? Ja, machen wir. Ja, können wir. Doch wozu eigentlich? Was soll denn ermittelt werden? Schimmelpilze? Geruchsstoffe? Fasern? Wie ist denn die Ausgangslage? Und am allerwichtigsten – was wollt Ihr denn wissen? Naja, es riecht so komisch und die Bewohner klagen über Atembeschwerden… Dieser kurze Exkurs verdeutlicht: Es ist nicht so einfach mit den Raum- luftmessungen. Es gibt nicht nur die eine Messmethode, die alle Parameter erfasst. Es gibt auch unterschiedliche Anforderungen an die Probennahme, an die Vorbereitung und Präparation der zu beprobenden Räumlichkeiten, an Träger- medien und Messzeiten. Auch sind die zu erzielenden Ergebnisse unterschiedlicher Qualität und müssen jeweils im Kontext der Messung bewertet werden. Und jedes Analyseverfahren hat Vor- und Nachteile, ist in seinem Informationsgehalt limitiert und kann jeweils nur ausgewählte Fra- gestellungen beantworten. Daher wird es bei umfangreichen und komplexen Fragestellungen immer auf eine Kom- bination unterschiedlicher Verfahren hinauslaufen müssen [1]. Mitunter ist eine andere Beprobung z. B. durch eine Materialentnahme dann sinnvoller. Wer Raumluftmessungen, welcher Art auch immer, durchführt oder in Auftrag gibt, muss sich darüber im Klaren sein, dass biologische Systeme tendenziell sind. Es liegt in der Natur der Sache, dass die bei einem Schadensfall vorliegende Population natürlichen Schwankungen unterliegt. Anzahl, Diversität und Aktivi- tät ändern sich fortlaufend, immer den aktuellen Umweltbedingungen folgend. Das führt automatisch dazu, dass auch die Messergebnisse massiv schwanken können. Es gelingt uns daher immer nur eine Momentaufnahme, die zwar be- weiskräftig ist, jedoch nur für ein relativ kurzes Zeitfenster. Untersuchung der Raumluft Wir unterscheiden im Wesentlichen zwei große Probengruppen, die jeweils mit unterschiedlichen Verfahren analysiert werden, Luft- und Materialproben. Eine Untersuchung der Raumluft scheint dabei eine tolle Sache zu sein. Die Pro- bennahme ist einfach zu händeln, es sind keine Eingriffe in die Bausubstanz not- wendig, das Probennahme-Equipment kann man sich bei vielen Laboratorien ausleihen. Und wenn die Proben erstmal im Labor sind, muss man sich auch darum keine Gedanken mehr machen. Das Labor liefert dann, unabhängig von der gewählten Auswertemethode, ein Ergebnis, das immer darauf zielt, eine Innenraumquelle als unwahrscheinlich, nicht auszuschließen oder wahrscheinlich zu identifizieren. Bei Raumluftproben werden die zu detektierenden Substanzen aus der Luft herausgenommen, entweder durch Filtration, Sedimentation, Impaktion oder Suspension. Dazu bedient man sich Trägersubstanzen, die dann im Labor ausgewertet werden. Es wird also nicht Luft selbst analysiert, sondern eine indirekte Probe ins Labor verbracht. Bei Materialproben hingegen wird das Mate- rial direkt in das Labor verbracht und dort weiter präpariert [2]. Die wichtigsten Untersuchungen der Raumluft sind mittlerweile vollständig in der DIN ISO Reihe 16000 „Innenraumverunreinigun- gen“ beschrieben. So umfasst die DIN ISO 16000 insgesamt 33 Teile, darunter zahlreiche mikrobiologische aber auch chemische Prüfverfahren. Eine Auswahl der wichtigsten Me- Bild 1: Beprobung der Luft über Filtersys teme mit dem Vorteil, dass auch sehr hohe Konzentrationen erfasst werden. Die Filter werden ausgewaschen bzw. lösen sich in Pufferlösung auf. Das so entstandene Sub- strat kann vielfältig analysiert werden: kultivierend und durch Mikroskopie. Fotos: Helmut Holbach, Umweltanalytik GmbH / Messal
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