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Schützen & Erhalten · Juni 2022 · Seite 26 FACHBEREICHE I SCHIMMELPILZE schiedliche Nährböden einzusetzen. Was hierbei zu beachten ist, wird in der DIN ISO 16000-18 ausgeführt. Anschließend werden die Proben bebrütet, wiederum mikroskopisch bestimmt und auf Kubik- meter hochgerechnet [1, 2]. Beide Verfahren sind abhängig von der Kultivierbarkeit der Schimmelpilze. Um hier ein breites Spektrum zu erfassen, werden unterschiedliche Nährböden für unterschiedliche Ansprüche verwendet. Den eher xerophilen Pilzen wird mit DG- 18-Agar ein magerer Agar angeboten. Verwöhnte Gattungen bekommen mit Malzextrakt-Agar einen sog. fetten Agar. Inkubiert, d. h. bebrütet, wird bei 25+-3°C. Um thermotolerante oder auch humanpathogene Pilze nachzuweisen, wird Malzextrakt-Agar auch bei 36°C oder sogar 42°C inkubiert. Dafür braucht man natürlich immer zusätzliche Proben. Hier zeigt sich der Vorteil der Verdün- nungsreihe bei der Filtration: Einmal an- gelegt, können jede Menge Nährböden inokuliert werden. Bei Impaktion muss nun genau überlegt werden, wie viele Platten zu impaktieren sind. Da kann man schon auf eine stolze Anzahl Platten und Messzeit pro Messplatz kommen. Damit das nicht zu unhandlich und kos- tenintensiv wird, beschränkt man die An- zahl üblicherweise auf zwei Nährböden und ein Volumen. Mit etwas Erfahrung kann man abschätzen, ob mehr oder weniger Volumen beprobt werden soll. Aber auch da vertut man sich ab und zu. Man kann Luftproben auch auf Bak- terien untersuchen, z.B. bei Untersuchun- gen zu Immissionen aus der Tierzucht oder Kompostieranlagen nach Bundesim- missionschutzgesetz. Hier wird häufig die Probennahme mittels Impinger (Luft wird durch eine Wassersäule gezogen) angewendet. Dabei werden lange Mess- zeiten benötigt. Standardverfahren für die Beprobung der Außenluft bei Emissionen aus Ställen oder Kompostieranlagen etc. Kultivierende Verfahren haben grund- sätzlich den Nachteil, dass das Ergebnis nicht nur die Auswahl der Nährböden und der Bebrütungstemperatur, sondern auch den physiologischen Zustand der Schimmelpilze beeinflusst. Nicht jede Spore oder Zelle ist auch keimfähig, aus welchen Gründen auch immer. Diese bil- den dann auch keine KBE und erscheinen nicht im Messergebnis. Dennoch sind sie da und können auf den Nutzer wirken. [4] Beprobung der Raumluft durch nichtkultivierende Verfahren Kultivierende Verfahren können also nur einen bestimmten Teil der Schimmelpilze und Bakterien abbilden und damit zu einem Falsch-Negativ-Ergebnis führen. Zudem benötigt jede Kultivierung mehre- re Tage, bis die angewachsenen Kolonien identifizierbare Merkmale ausgebildet haben. Daher wurden Messverfahren entwickelt, die schnell Ergebnisse anzei- gen, ohne dass eine Anzucht erfolgen muss. Diese Verfahren haben ebenso wie die kultivierenden Vor- und Nachteile. Ein wesentlicher ist, dass die Artenbe- stimmung nur bedingt möglich ist und nicht an die genaue Identifizierung der Kultivierung heranreicht. Das ist aber auch nicht immer notwendig. Vorteil ist hierbei die Erfassung aller Partikel in der Raumluft sowie die kurze Bearbeitungszeit. Gesamtsporenzahl auf Holbach- Objektträgern Bei der Ermittlung der Gesamtspo- renzahl wird wiederum ein definiertes Luftvolumen beprobt. Dabei werden die Partikel auf einem klebrigen Objektträger (Holbach-Objektträger, Bild 3) impaktiert. Das erfolgt über eine Schlitzdüse, so dass nach der Probennahme auf dem Objektträger eine „Spur“ erkennbar ist. Auf dieser Spur sind nun alle Partikel aus der beprobten Luft abgeschieden [1, 2]. Na ja – eigentlich. Denn auch hier haben wir das Problem der Überbele- gung. Enthält die Luft zu viele Partikel, behindern sich die einzelnen auch in Abhängigkeit von der Partikelgestalt zunächst beim Eintritt in den Schlitz. Die, die es durch den Schlitz geschafft haben, brauchen nun noch einen Klebepunkt auf der Beschichtung. Liegt dort schon etwas, kann es sein, dass sie auch hier abprallen. Daher wird auch hier wie bei der Luftkeimsammlung mit unterschied- lichen Luftvolumina gearbeitet. Wer also feststellt, dass die gezogene Spur bereits mit bloßem Auge richtig fett aussieht, sollte sicherheitshalber noch eine Probe mit halber Volumenzahl nehmen. Aber auch hier wird mit geringerem Proben- volumen und geringerer Messzeit auch die Statistik schlechter. Daher ist auch hier in der DIN ISO-Reihe mit dem Teil 20 das Verfahren ausführlich besprochen worden Nach der Messung wird die Probe im Labor gefärbt und mikroskopisch ausgezählt. Dabei können jedoch nicht alle Sporen eindeutig einer Gattung oder Art zugeordnet werden, weil wei- Bild 3: Gleiches Gerät, anderer Probennah- mekopf: jetzt wird statt einer Petrischale ein beschichteter Holbach-Objektträger im- paktiert. Durch die Schlitzdüse wird wieder die Innenraumluft angesaugt und in Form einer „Spur“ auf dem Objektträger nieder- geschlagen. Dieser wird anschließend mit Methylenblau gefärbt und mikroskopisch ausgewertet. (Fotos Messal)

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