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Schützen & Erhalten · September 2017 · Seite 25 Fachbereiche Schimmelpilze Welchen Wert nimmt man nun? Im Umgang mit Grenz-, Richt- und Aufmerk- samkeitswerten ist zu beachten, welchen Gül- tigkeitsbereich sie haben. Bei professionellen Tätigkeiten sind zunächst die AGW heranzuziehen, die strikt einzuhalten sind. Steht kein AGW zur Verfügung, darf der MAK-Wert herangezogen werden. Technische Kontrollwerte dürfen überschritten werden, je- doch ist aus dem Grad der Überschreitung (Ex- positionsklasse) ein Schutzkonzept abzuleiten, z. B. das Tragen von Atemschutzmasken. Durch die Gefahrstoff- und Biostoffverordnung begrün- det, lassen sich bei Nichtberücksichtigung dieser Werte auch Strafen ableiten. Dem stehen nun die lediglich mit Empfehlungscharakter anwendbaren Richtwerte gegenüber, die sowohl für Innenraum- arbeitsplätze (Büros) als auch für Wohnräume anwendbar sind. Stehen keine Richtwerte zur Verfügung, können die Leitwerte herangezogen werden. Gibt es auch hier keine Empfehlungen, greifen die von Verbänden und Institutionen herausgegebenen Aufmerksamkeitswerte. Mit abnehmender juristischer Belastbarkeit, leider. Fazit Es gibt in unserem Bereich keine Grenz- oder Richtwerte für schimmelfreies Wohnen. Und wir brauchen sie im Grunde auch nicht, da wir einen Schimmelschaden ausreichend beschreiben und dessen Sanierungsbedürftigkeit ableiten können, wenn wir uns auf die bereits vorliegenden Auf- merksamkeitswerte beziehen. Natürlich gibt es Abweichungen. Und wie immer ist dann der sachverständige Kopf gefragt zu erkennen und zu bewerten, wann und wie ab- weichend gehandelt werden muss. Das kann be- sonders gefährdete Personengruppen betreffen aber auch Bereiche der Lebensmittelindustrie oder andere sensible Bereiche. Das kann auch mal rein juristische Gründe haben. Da kann es Sinn machen, mal zu schauen, wie in anderen Bereichen mit der Thematik umgegangen wird und hilfsweise deren Bewertungsmaßstäbe her- anzuziehen. Wichtig ist hierbei, den hilfsweisen Charakter deutlich zu machen und zu begründen. Grundsätzlich sollten wir uns bei der Be- wertung und Sanierung von Schimmelschäden vom Gedanken der Prävention leiten lassen. Mit der Beseitigung von übermäßigem Schimmel- wachstum (und hier kann im Einzelfall eine un- terschiedliche Bewertung notwendig sein) sind wir garantiert auf der richtigen Seite. Literatur [1] AGÖF-Orientierungswerte für mittel- und schwerflüch- tige Verbindungen und Schwermetalle im Hausstaub, PDF-Version 2004. Agoef.de [2] AGÖF-Orientierungswerte für mittel- und schwer- flüchtige Verbindungen und Schwermetalle im Haus- staub, PDF-Version. Agoef.de [3] DGUV-I 201-128: Handlungsanleitung Gesundheits- gefährdungen durch biologische Arbeitsstoffe in der Gebäudesanierung, Entwurf BG Bau 2016 [4] Richardson, N., Grün, L.: Sanierung betroffener Woh- nungen und Gebäude, Handbuch für Bioklima und Lufthygiene, 15. Erg. Lieferung 9/2005 [5] Richardson, N: Beurteilung von mikrobiell befallenen Materialien aus der Trittschalldämmung, AGÖF Kon- gress Reader 09/2010 [6] Trautmann, C.: Aussagekraft von Schimmelpilzunter- suchungen, VDB Tagungsband 9. Pilztagung, Anbus Verlag 2005 [7] Trautmann, C.: 3. Schimmelpilztag 2017 [8] TRGS 900: Arbeitsplatzgrenzwerte, Juni 2016 [9] TRGS 402: Ermitteln und Beurteilen der Gefährdungen bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen: Inhalative Expo- sition, Februar 2017 [10] BekGS 901 Kriterien zur Ableitung von Arbeitsplatz- grenzwerten, April 2010 [11] IFA Report 3/2017: Grenzwerteliste 2017, Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz [12] IFA Report 2013: Innenraumarbeitsplätze – Vorge- hensempfehlung für die Ermittlungen zum Arbeitsum- feld, Report der gewerblichen Berufsgenossenschaf- ten, der Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand und des Instituts für Arbeitsschutz der Deut- schen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) [13] Schimmel-Leitfaden, Umweltbundesamt Dessau-Ro- ßlau, 2017 [14] Kolk, A., Van Gelder, R., Schneider, G., Gabriel, S: Mikrobiologische Hintergrundwerte in der Außen- luft – Auswertung der BGIA-Expositionsdatenbank MEGA. Gefahrstoffe − Reinhalt Luft 69(4), 2009
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