S&E Glossary
Mediation antwortung wird manchmal als Be- lastung empfunden. Rund ein Viertel aller mittel- ständischen Unternehmen stehen vor einem Generationswechsel – mit Inhabern, die 55 Jahre und älter sind. Dabei ist vielen Ange- sprochenen die Problematik noch sehr fern. Die Übergabereife gilt es zu prü- fen – manchmal mit der einfachen Frage: „Haben Sie ein Hobby?“ Wenn die Antwort lautet: „Ja, meine Fir- ma!“ liegt noch ein weiter Weg vor dem Übergeber. Die Nachfolgersuche beginnt i. d. Regel innerhalb der Familie. Ha- ben aber die eigenen Kinder andere berufliche Pläne, so muss der Radius erweitert werden. Besonderen Mit- arbeitern, die vielleicht durch un- ternehmerisches Denken aufgefallen sind, kann man die Nachfolge anbie- ten. Wenn diese die Selbstständig- keit für eine attraktive Perspektive halten, kann man sie gezielt auf- bauen: zunächst als „rechte Hand“ des Unternehmers und durch Semi- nare und Schulungen zu allen be- triebswirtschaftlichen Aspekten. Die drittbeste Möglichkeit ist die externe Suche. Erfolgreich funktionieren muss der Betrieb, nur dann kann man ihn auch gut verkaufen oder weiterge- ben. Wenn die Aktivitäten schon heruntergefahren wurden, weil man nicht mehr so kann oder kürzertre- ten will, dann wird die Suche nach einem Nachfolger umso schwieriger – und der Preis sinkt. Logischerwei- se aber will man natürlich den be- sten Preis erzielen; der aber muss für beide Seiten stimmen. Auch wenn der Unternehmer sein Lebenswerk übergibt, das er natürlich per se für unbezahlbar hält – die Banken müssen mitma- chen. Sie machen mögliche Kredite von realistischen Zahlen abhängig. Welche Eigenschaften werden von Übergeber und Übernehmer erwartet? Der Nachfolger: unternehme- rische und kaufmännischen Qualifi- kationen, Branchen und Marktkennt- nis, Interesse am Unternehmensfort- bestand, Kapitalausstattung Der Übergeber: rechtzeitige Vorbereitung des Übergangs, Siche- rung der Zukunft des Unternehmens, emotionales Loslassen Klärungspunkte sind im Wesent- lichen: – – Miet-, Pacht-, Verkaufspreis – – steuerliche Aspekte – – familiärer Kontext – – Finanzierungsfragen – – Rentabilitätsprobleme – – Personalübernahmen – – Grundstück und Gebäude – – Testament und Erbvertrag Bei der Klärung dieser Themen, die neben dem Tagesgeschäft, ebenso sorgfältig wie die Gründungsvor- bereitung erledigt werden sollten, gibt es zahlreiche professionelle Hilfestellungen. Ein bewährter Struktur- vorschlag: 1. Mit klar formulierten Zielen planen Sie die Betriebsüber- gabe rechtzeitig und ohne Zeitdruck, also mit drei bis fünf Jahren Vorlaufzeit. 2. Bereiten Sie Ihr Unternehmen langfristig auf die Übergabe vor; halten Sie es auf dem ak- tuellen Stand. 3. Denken Sie bei der Suche auch an Ihre derzeitigen oder früheren Mitarbeiter. 4. Bedenken Sie, dass der neue Inhaber nicht nur fachlich, sondern auch unternehme- risch fähig sein soll, dass er die nötige Belastbarkeit und Sozialkompetenz mitbringt. 5. Erstellen Sie einen Zeitplan für die Übergabe, mit allen notwendigen Etappenzielen. 6. Räumen Sie Ihrem Nachfolger genügend Zeit ein für die Vor- bereitung, für Bankgespräche, betriebswirtschaftliche Semi- nare etc. Machen Sie ihn be- kannt bei den Kunden und un- terstützen Sie ihn in der An- fangsphase. 7. Ziehen Sie Fachleute zurate. 8. Ermitteln Sie einen für beide Seiten akzeptablen Preis. 9. Regeln Sie alles per Vertrag. 10. Bei Übergabe innerhalb der Familie: Sprechen Sie mit al- len Angehörigen und regeln Sie auch die erbrechtlichen Aspekte. Lassen Sie sich dabei von einem neutralen Vermitt- ler innerhalb eines Familien- gespräches mit allen Beteili- gten unterstützen, nur so ist Ihre Entscheidung für alle Be- troffenen nachvollziehbar und nachhaltig. Die sonst häufig nachfolgenden Auseinander- setzungen vor Gericht ent- fallen, wenn alle Parteien im Vorfeld eine gemeinsame Lö- sung gefunden haben. 11. Scheuen Sie sich nicht, ggf. Nachfolgemoderatoren hinzu- zuziehen, die den Übergabe- prozess begleiten. Fallspiel einer erfolglosen Unternehmensübergabe: Der Übernehmersohn, frisch aus dem erfolgreich absolvierten Studium, beginnt begeistert seine neue Herausforderung: Übernahme des elterlichen Betriebes. Start programm ist die Analyse der Wirt- schaftlichkeit des Unternehmens. Etwas mehr als 20% des Personals sind absolut unrentabel, ja sogar regelrechte Verluste, die bisher in der Gesamtbilanz verschleiert wa- ren. Stolz präsentiert er diese dem familienbesetzten Beirat, der sehr zögerlich den Entlassungen zu- stimmt. Der Sohn freut sich, hat er doch dem Unternehmen eine deut- liche Gewinnsteigerung ermöglicht. Umso größer ist sein Erstaunen, als er wenige Wochen später vom Beirat aufgefordert wird, die Kündigungen rückgängig zu machen. Was ist pas- siert? Mehrere Mitglieder der weit- verzweigten Familie hatten erheb- lichen Reputationsschaden erlitten. Sie waren in den Bäckereien nicht mehr gegrüßt, geschweige denn be- vorzugt bedient worden und sahen sich in ihren Umgebungen zuneh- mender Ächtung ausgesetzt. Das ging gar nicht! Die gekündigten Personen wur- den wieder eingestellt. Der Sohn, der an einem Semi- nar über die Logik von Familienun- ternehmen teilnahm, resümierte: „ Wenn er all das nur vorher gewusst hätte!“ Im Rahmen einer Übergabe- Mediation, die von ihm beauftragt wurde, fand die Familie die Mög- lichkeit, sich über Interessen und Bedürfnisse klar und deutlich aus- zutauschen. Ziele der Familie stimm- ten mit den Zielvorstellungen des Sohnes nicht überein. Schließlich entschloss sich der Sohn eine andere Stelle anzu- nehmen. Übernehmensübergabe ist eine Herausforderung, die professionell begleitet werden sollte. Gerne un- terstützen wir Sie im gesamten deutschsprachigen Raum mit un- serem Mediatoren-Team. HBC Profi-Dicht "Einfach - Sicher - Dicht" Reparieren in Profiqualität • Ohne Grundierung auf nassen Untergründen • bei Minustemperaturen • ohne Isocyanate • frei von Gefahrstoffen • im Set u. 7,5 kg Gebinde HolzapfelBauchemie Tel. 05601 / 93430 info@holzapfel-bauchemie.de holzapfel-bauchemie.de Bei Interesse am Thema Konfliktmanagement können Sie un- seren regelmäßig erscheinenden Newsletter Streit.Kultur per E-Mail abonnieren, kurze Mitteilung bitte an info@mediation-mh.de. Start unserer Mediationsausbildung 20. Januar 2017, Info unter www.mediation-mh.de . 2017 bieten wir wieder Seminare zu Betriebs übergabe und Logik von Familienunternehmen. Seit 2016 vom OLG München anerkannte Gütestelle, Info unter www.mediation-mh.de . Weitere Termine und Informationen unter www.mediation-mh.de . Schützen & Erhalten · September 2016 · Seite 33
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