S&E Glossary

von Eva Anlauft In der Stadt Nürnberg sind rund sieben Prozent der Gebäude denk- malgeschützt. Dabei handelt es sich um etwa 2.900 Einzelgebäude und 33 Ensemblegebiete mit nochmals 5.800 Gebäuden. Die Stadt Nürn- berg selbst bewirtschaftet etwa 1.700 Einzelgebäude, mit ca. 1,5 Millionen m² beheizte Nettogrundfläche. Der Anteil der denkmalgeschützten Ge- bäude beträgt dabei etwa 25 Prozent, also etwa 400 Gebäude. Dabei sind die Baujahre, Baustile und die ver- wendeten Baumaterialien sehr un- terschiedlich. Die Palette reicht von Sandsteinbauten aus dem 11. Jahr- hundert über Ziegel- und Fachwerk- bauten bis zu Stahlbetongebäuden der 1960iger Jahre. Der Anteil neu- zeitlicher Denkmäler ist dabei relativ hoch und der große Anteil der Denk- mäler im städtischen Besitz ist eine besondere Herausforderung. Saniert wird prinzipiell, um Substanz zu erhalten oder wieder herzustellen, um Schäden zu beseitigen oder zu vermeiden, um Funktionen zu sichern, zu erhalten, herzustellen, Behaglichkeit und Komfort zu verbessern, Sicherheitsanforderungen umzusetzen, schlussendlich auch, um Werte zu erhalten und zu steigern. Denkmäler energetisch sanieren Zielkonflikte zwischen Denkmalschutz und Wärmeschutz oder Wärmeschutz ist auch Denkmalschutz Informationen des Bundesverbandes Feuchte & Altbausanierung e.V. BuFAS-News Motivationen für energetische Sanie- rungen sind die Wünsche von Bau- herren, Energieverbräuche zu redu- zieren und damit Kosten zu senken, und bei einigen, auch etwas für den Klimaschutz und/oder die Schonung der fossilen Ressourcen zu tun. Letz- tere Argumente werden häufig von den Denkmalschützern in Frage ge- stellt, da die energieverbrauchenden Denkmäler in Deutschland nur etwa zwei bis fünf Prozent des gesamten Gebäudebestandes ausmachen [Bode: Energetische Stadterneuerung und Denkmalschutz, in: Informationsdiens- te Städtebaulicher Denkmalschutz 34, 2009]. Nach verschiedenen Aussagen von Denkmalschützern in Deutschland (z.B. Dr. Holger Rescher, Büroleiter Geschäftsführung, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, im Rahmen des Sym- posiums „Energieeffiziente Sanierung von Stadtquartieren“ am 13.1.2010 in Essen) widersprechen sich Klima- bzw. Umweltschutz und Denkmalschutz jedoch nicht. Sie hätten die gleichen Wurzeln und die gleichen Ziele, näm- lich die Nachhaltigkeit und den ange- messenen Umgang mit der Umwelt. Auch energetische Sanierung und Denkmalschutz seien nicht unverein- bar. Probleme gibt es dennoch. So bemerkte die Expertengruppe Städ- tebaulicher Denkmalschutz 2008 dazu: „Vielmehr ist zu konstatieren, dass sich die Schere zwischen der Erfüllung energetischer Zielvorgaben und dem Anspruch zur Bewahrung des baukul- turellen Erbes weiter auseinander be- wegt.“ [Bräuer/Haspel: Resümee der Expertengruppe Städtebaulicher Denk- malschutz, Bundestransferstelle Städte- baulicher Denkmalschutz, 2008]. Die Notwendigkeit energetischer Sa- nierungen steht außer Frage; eine ganzheitliche Betrachtung ist jedoch dringend nötig. Konflikte gibt es zwischen den Anfor- derungen der Bewohner bzw. Nutzer an zeitgemäße Nutzungsmöglichkei- ten, wozu Funktionalität, Komfort und Behaglichkeit im Winter und Sommer gehören. Immer mehr in den Vor- dergrund rückt der Wunsch, so zu sanieren, dass der Energieverbrauch und die -kosten sinken und dabei die Investitionen möglichst gering und die Aussichten auf Zuschüsse mög- lichst hoch sind. Die Wünsche nach Erhalt des baukulturellen Erbes, sei es materiell oder immateriell, ste- hen dazu doch meist im Gegensatz. Betrachtet man die stadteigenen Denkmäler in Nürnberg, wie vor allem Schulen, Ämtergebäude u.ä., fallen immer wieder fehlende Funktionalität und Behaglichkeit auf. Hier aufgeführte Beispiele sind die Berufsschule B1 (Baujahr 1957, Einzel- denkmal) und das Sigena-Gymnasium. Die südorientierten Unterrichtsräu- me der Berufsschule B1 wurden ohne Sonnenschutzeinrichtungen gebaut. Lediglich Vorhänge waren innen vor- handen. In Kombination mit Einschei- benverglasungen und den nicht mehr richtig schließenden Stahlfensterrah- men sorgt dies für erhebliche Unbe- haglichkeiten im Sommer und Winter. Woran scheiden sich also die Geister? An der Angemessenheit, an der Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen? Schützen & Erhalten · September 2016 · Seite 50

RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=