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Schützen & Erhalten · Dezember 2013 · Seite 23 Fachbereiche Schimmelpilze Darf es etwas mehr sein? Mikrobielle Raumluftmessungen Raumluftmessungen geben wieder, was an Sporen und Myzelbruch in der Innenraumluft vorhanden ist. Wenn ein sichtbarer Befall vor- handen ist, kann man getrost davon ausgehen, dass auch die Innenraumluft belastet ist. Da be- darf es keiner Messung. Spannend wird es aber, wenn im Rahmen von Sanierungen überprüft werden soll, ob andere Bereiche kontaminiert wurden, die Abschottung funktioniert oder aber die Feinreinigung erfolgreich war. Und da gibt es eine Menge zu beachten. Zunächst einmal steigt mit diesem Proben- nahmeverfahren der Anspruch an den Probenneh- mer. Er muss mit vergleichsweise kosteninten- siver Technik umgehen, wissen, wo welche Probe genommen werden muss und was das Ergebnis aussagt. Eine Luftkeimsammlung (Luft wird di- rekt auf Nährboden geschleudert) im Wohnzim- mer sagt nichts darüber aus, ob der Keller oder Flur saniert werden muss. Eine Luftkeimsamm- lung im Wohnzimmer sagt etwas darüber aus, was just zum Zeitpunkt der Probennahme im Wohn- zimmer unterwegs und just zum Zeitpunkt der Probennahme auch kultivierbar ist. Die Angabe der Ergebnisse erfolgt in KBE, d. h. K olonie b il- dende E inheiten. Damit ist die Aussagekraft be- grenzt und wird von vielen Faktoren beeinflusst, über die sich der Probennehmer auch klar sein muss. Zur Bewertung der mikrobiellen Belastung während der Sanierung werden überwiegend die Angaben in KBE herangezogen. Doch wie schon ausgeführt, muss der Ausführende i.d.R. hier kei- ne Untersuchungen machen, weil dies durch die BG Bau bereits weitreichend untersucht wurde und in der BGI 858 genau auf diese Werte Be- zug genommen wird. Interessant für den Ausführenden sind mi- krobiologische Beprobungen der Raumluft zur Sanierungskontrolle. Und da trennt sich nämlich die Spreu vom Weizen. Nicht nur, was den Erfolg der Sanierung betrifft, sondern auch, mit wel- chen Verfahren das nachgewiesen wird. Nehmen wir einmal an, es wurde ausgebaut, eine fachgerechte Feinreinigung durchgeführt und anschließend zur Sicherheit noch einmal vernebelt. Dann wären wenig bis keine KBE in der Innenraumluft nachweisbar – und der Sanie- rungserfolg wäre durch die Luftkeimsammlung bestätigt. Nun gibt es aber auch Pappenheimer, die gerne mal nur foggen – auch hier würde die Anzahl der KBE sehr gering sein. Aber bestätigt das den Sanierungserfolg? Nein – es heißt nur, dass die Mikrobiologie in der Raumluft gerade ohnmächtig war und nicht kultiviert werden konnte! Aber sie sind alle noch da. Und immer noch toxisch, allergen und nach einer gewissen Zeit aus der Ohnmacht erwachend auch wieder keimfähig. Dennoch würde die Messung anzei- gen, dass die Sanierung erfolgreich war. Da DHBV-Sanierer natürlich keine Pappen- heimer sind, müssen sie darauf achten, den Er- folg ihrer Sanierung überprüfen zu lassen, ob sie nun selbst die Proben nehmen oder ein Sach- verständiger das für sie erledigt: Es hängt von der Probennahmestrategie ab, ob man sich von den Pappenheimern abgrenzt oder als ein sol- cher entlarvt werden kann. Um deutlich zu zeigen, dass eine Feinreini- gung im Sinne eines Entfernens restlicher Spo- ren und Pilzbestandteile vorgenommen wurde (ob nun mit anschließender Desinfektion oder nicht), ist eine Partikelsammlung die Methode der Wahl. Hier werden die luftgetragenen Bestand- teile direkt auf einen Objektträger oder einen Filter abgeschieden. In beiden Fällen erfolgt die Auswertung mikroskopisch (bei der Filtermetho- de wird dieser ausgewaschen, die Waschlösung mikroskopiert und kann anschließend auch für biochemische Aktivitätsbestimmung und Kulti- vierungen verwendet werden). Da zeigt sich deut- lich, was an Sporen, Myzelbruch aber auch KMF und Putzpartikeln unterwegs ist. Bei einer er- folgreichen Sanierung wird man dann feststellen können, dass der Anteil an schadensrelevanten Sporen und Myzelbruch im Vergleich zur Refe- renzmessung gering sein wird. Wenn bei einer erhöhten Anzahl an Sporen trotz Feinreinigung und Beteuerung, dass alles sogar zweimal ab- gesaugt wurde, keine anderen Gründe gefunden wurden, kann ein derartiges Messergebnis auch Hinweis darauf sein, dass mit der verwendeten Technik etwas nicht stimmt. Wer hier nicht ar- beitstäglich seinen HEPA-Filter wechselt, wird dies in einer solchen Messung quittiert bekom- men. Man (das Labor) sieht auch genau, ob überhaupt ein Filter verwendet wurde. Also ist der Sanierer gut beraten, sich ein Labor seines Vertrauens zu suchen, damit ihm auch ab und zu mal die Leviten gelesen werden können. Wann sollte denn diese Messung gemacht werden? Natürlich nach der Feinreinigung, aber vor Abbau der Abschottung! Und bevor andere Gewerke sich daran zu schaffen machen. Viele Labore bieten Kurse zur Probennah- me an, das sollte man durchaus nutzen, ins- besondere wenn man längerfristig mit einem Labor zusammenarbeiten möchte. So kann man die Fertigkeit erwerben, auch normkonform zu messen. Und wer nicht gleich eigenes Geld für teure Geräte in die Hand nehmen möchte, kann Vereinbarungen zum Verleih der Probennahme- technik treffen. Zusammenfassung Die mikrobiologische Probennahme während und nach der Schimmelpilzbekämpfung muss nicht kompliziert, aber zielgerichtet sein und sich den Fragestellungen und Vor-Ort-Bedingungen anpassen. Es gibt viele Probennahmeverfahren, die ihre Berechtigung für die Ursachenfindung haben und eher dem Sachverständigen vorbe- halten sind. Es gibt aber auch kleine effektive Methoden, welche es dem Ausführenden ermög- lichen, mit wenig Aufwand die Sanierung besser planen zu können und den Erfolg der eigenen Arbeit nachzuweisen. Gleichzeitig kann die Zu-

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