S&E Glossary

Jedem, der sich mit Holzschutzmaßnahmen beschäftigt, sind die Begriffe „langsame Wirk- samkeit“ und „verzögerte Wirksamkeit“ bekannt. Jüngste Veröffentlichun- gen in der Fachpresse und Anfragen seitens der Prak- tiker machen deutlich, dass es sich hierbei um „diffuse“ Begriffe han- delt, die nicht einfach zu erklären sind. Und das mit Recht. Erstmalig tauchte der Sachver- halt der zeitversetzten Wirksam- keit (langsame und verzögerte Wirksamkeit zusammengefasst) mit dem Erscheinen des Holz- schutzmittelverzeichnisses 1997 auf. Mit der bauaufsichtlichen Einführung der bekämpfenden Borsalzprodukte und der Mittel mit häutungshämmenden Wirk- stoffen wurde dies notwendig. Hier werden Biozide (Herbizi- de) eingesetzt, die eine gerin- gere ökotoxische bzw. human- toxische Gefahr beinhalten als Wirkstoffe aus der Vergangen- heit (z.B. PCP, DDT und Lind- an). Die Wirkmechanismen der modernen HSM verlaufen anders (eben zeitversetzt); auf die an dieser Stelle nicht näher ein- gegangen wird. Diese Mittel gewinnen immer mehr an Be- deutung (Tabelle 1) Aufgrund des ökologischen Gedankens ist dies auch nachvollziehbar und zu begrüßen. Die Anwendung der mittler- weile über 60% vertretenden zeitversetzten Holzschutzmittel, stößt in der Praxis allerdings auf Probleme. Spätestens dann, wenn der Bauherr z.B. 4 Monaten nach einer Imprägnierung erneute Larvenaktivität feststellt und re- klamiert, kommen viele Holz- DIE FACHBEREICHE Holzschutz Bekämpfende Holzschutzmittel gegen Insekten – wie schnell wirken diese? Es schreibt für Sie: Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr Fachbereichs- leiter Holz- schutz An der Hohen Lache 6 06846 Dessau Telefon: (03 40) 6 61 18 84 Telefax: (03 40) 6 61 18 85 email: Ing-Buero-Flohr@t-online.de schutzbetriebe in Erklärungsnot. Trotz einer fach- und sachge- rechten Imprägnierung sind noch lebende Larven im Holz vorhanden. Dies ist auch erklär- lich, denn die Mittel mit lang- samer oder verzögerter Wirksam- keit besitzen (wie der Name schon sagt) gegenüber den Lar- ven eine zeitversetzte Wirksam- keit. Dies muss man dem Bau- herren bzw. Kunden vor Sanierungsbeginn mitteilen. Geschieht dies nicht, so hat der Bauherr, der die Insekten bekämpft haben will, Anspruch auf die vertraglich zugesicher- te Eigenschaft (VOB § 13 Abs. 1). Im BGB werden die Begrif- fe der Sach- und Rechtsmangel- freiheit definiert (§ 633 Abs. 1). D.h., der Verarbeiter ist im Falle der Reklamation zur Nach- besserung verpflichtet. Dem Bauherren (Auftragge- ber) kann man schwerlich die abstrakten Begriffe „langsame“ und „verzögerte“ Wirksamkeit im Holzschutz erklären und sie Bestandteil eines Werkvertrages werden lassen, ohne dabei ein Zeitfenster zu definieren. Prüfnormen und Prüfungs- grundsätze des DIBt bieten zu- mindest, wenn auch wider- sprüchlich, Orientierungswerte (Tab. 2). Dies ist für den Prak- tiker eine unbefriedigende Si- Tab. 1: Anteil der Holzschutzmittel mit zeitversetzter Wirksamkeit schnelle langsame verzögerte Wirksamkeit Wirksamkeit Wirksamkeit (Wirkstoff z.B. (Wirkstoff z.B. (Wirkstoff z.B. Permethrin) Borsäure, Borax) Flufenoxuron) [St.] [%] [St.] [%] [St.] [%] Holzschutzmittel- verzeichnis Jan. 1995 30 100 Holzschutzmittel- verzeichnis Aug. 1997 13 72 3 17 2 11 Holzschutzmittel- verzeichnis Juni 1999 24 69 5 14 6 17 Holzschutzmittel- verzeichnis Okt. 2002 16 41 8 21 15 38 Holzschutzmittel- verzeichnis Jan. 2003 *) 15 39,5 8 21 15 39,5 *) Im Holzschutzmittelverzeichnis sind 8 zugelassene Bekämpfungsmittel nicht angegeben, die in der Auswertung jedoch berücksichtigt wurden. tuation. DHBV und DIBt sind dies bekannt und es wird zur- zeit an einer für alle befriedi- gende Regelung gearbeitet. Unter Berücksichtigung der Wirkmechanismen zwischen Insektizid und Larve sowie prak- tischen Erfahrungen ist für die langsame Wirksamkeit ca. ein Jahr und für die verzögerte Wirk- samkeit ca. zwei Jahre als Ka- renzzeit denkbar. Dabei ist zu Holzschutzmittelauftrag bei einem Befall durch den Gew. Nagekäfer.

RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=