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Schützen & Erhalten · Dezember 2000 · Seite 26 Es schreibt für Sie: Diplom-Holzwirt Angela Steinfurth (38 Jahre, verheiratet seit 1992, 3 Kinder – 7, 5 und 2 Jahre) Beruflicher Werdegang: – 1-jährige Berufsfachschule Holz – Studium der Holzwirt- schaft an der Universität Hamburg – wissenschaftlicher Mitar- beiter am Institut für Holzbiologie der Bundes- forschungsanstalt für Forst und Holzwirtschaft der Universität in Ham- burg – Abteilungsleiter Holzbio- logie im Labor Gori Däne- mark Jetzige Aufgaben: Leiter des holzpathologi- schen und mikrobiologischen Labors der Firma Goritas by- gningsunderssogelser Teilnahme an Forschungspro- jekten mit landesübergrei- fendem Charakter Gastdozent an der Techni- schen Hochschule und Hand- werkskammer Ausbildungsbeirat Gewerbli- che Schulen – Erarbietung der Lehrpläne Mitglied in verschiedenen Fachgruppen und Ausschüs- sen in Deutschland, unter anderem DHBV Weitere Fragen an: Angela Steinfurth Goritas bygningsunder- sogelser Rendebanen 1 DK-6000 Kolding Telefon: 00 45-75 52 21 00 Telefax: 00 45-75 52 26 27 email: lab@goritas.dk AUS DER PRAXIS Schimmelpilze quantifizieren Neue Methode aus Dänemark Mit zunehmendem Enga- gement für die Qualität unseres Innenklimas und damit für unsere Gesund- heit sind Schimmelpilz- vorkommen in Gebäuden in letzter Zeit mehr und mehr zum aktuellen The- ma geworden. Angela Steinfurth berichtet über dieses Thema. Die aufgrund von Nutzmän- geln und Baumängeln im Wohn- raum neuerdings verstärkt auf- tretende Schimmelpilzbildung hat dazu geführt, daß sich Wissenschaftler, Gutachter und praxisorientierte Baufachleute zunehmend für die Biologie und Schadwirkung dieser Pil- ze interessieren. Die von den Schimmelpil- zen verursachten Sachschäden, Gesundheitsschäden und Wert- minderungen waren Anlaß für die dänische Regierung, ein Forschungsprojekt in die Wege zu leiten, das die Entwicklung einer neuen, patentierten Me- thode zur Quantifizierung von Schimmelpilzen in Gebäuden zum Ergebnis hat. Biologischer Hintergrund Die im allgemeinen Sprach- gebrauch vielfältig angewand- ten Bezeichnungen „Schimmel- pilze“ oder „Schimmel“ sind Trivialbezeichnungen, die bio- logisch keine Einordnung in eine systematische Gruppe zu- lassen. Biologisch versteht man unter Schimmelpilzen Mikropil- ze, die systematisch verschie- denen Gruppen angehören. Die Gruppen sind sehr artenreich, es sind mehrere tausend Schim- melpilzarten bekannt. Entwicklung der Schimmelpilze Schimmelpilze sind in un- sere Umgebung allgegenwärtig. Sie verbreiten sich durch Spo- ren, die in der uns umgeben- den Luft zu unseren ständigen Begleitern zählen. Sowohl in der Außenluft als auch in der Innenluft kann zu jeder Zeit ein gewisses Niveau an Sporen ge- messen werden. Die auskeimen- den Sporen bilden ein ober- flächlich wachsendes Pilzge- flecht, das aus makroskopisch erkennbaren, meist wattearti- gen Myzelien besteht. Der ent- stehende Myzelrasen ist je nach Wachstumsbedingungen dicht, locker oder wollig und kann in unterschiedlichen Farbtönen schimmern. Bei der weiteren Entwicklung erheben sich aus diesem Oberflächenmyzel mikro- skopisch erkennbare Fruchtkör- per, die man Konidienträger nennt und an denen die Ko- nidien (= Sporen) zur Siche- rung der Fortpflanzung gebil- det werden. Lebensansprüche der Schimmelpilze Die zur Entwicklung nöti- ge Energie gewinnen die an- passungsfähigen Schimmelpilze durch den Abbau organischer Substanzen. Schon bei gerin- ger Feuchtigkeit ist Wachstum im Hausstaub und in den Po- ren des Putzes oder Betons möglich. Bereits eine relative Luftfeuchtigkeit von 80 bis 85 Prozent am befallenen Materi- al kann ausreichend sein, um das Wachstum von Schimmel- pilzen zu ermöglichen. Luftbe- wegung, Sauerstoffgehalt, Lichtintensität und der pH- Wert des Untergrundes beein- flussen das Wachstum. Eine dauerhafte Vermeidung von Schimmelpilzbefall in Wohnräu- men ist jedoch nur durch eine Beseitigung der Feuchtequel- len, die im Innenraum vielfäl- tig sein können, möglich. Theoretischer Hintergrund des MycoMeter Test Die Schadwirkungen von Schimmelpilzen sind vielfältig. Sie verursachen Innenklimapro- bleme und können die Gesund- heit durch Allergene, durch die Produktion von Mykotoxinen, durch die Abgabe von leicht- flüchtigen, organischen Stof- fen (MVOC) und letztlich durch Mykosen beeinträchtigen. Da der Sanierungsbedarf und die Beurteilung der Sanie- rungsdringlichkeit vom Umfang des Schimmelpilzwachstumes abhängen, ist es wichtig, die Menge und den Umfang des Schimmelpilzvorkommens schnell und eindeutig eingren- zen zu können. Die traditionell angewand- ten Methoden zur Beurteilung von Schimmelpilzwachstum in Gebäuden beziehen sich hauptsächlich auf Raumluftmes- sungen, wobei entweder die Sporenkonzentration oder die Menge und Art der MVOCs be- stimmt werden. Die Anwendung von Abklatschplatten oder das Aufstellen von Fangschalen zur Einschätzung des Schimmelpilz- problems erweisen sich als sehr zeitaufwendig und als nicht repräsentativ, da Menge und Art der eingefangenen Sporen nicht unbedingt die tatsächlichen Verhältnisse vor Ort widerspie- geln. Beispielsweise kann sich die Normalkonzentration von 200 bis 1000 keimfähigen Sporen pro Kubikmeter Luft in einem Gebäude bei einem Hygienepro- blem gefährlich erhöhen, ohne daß ein tatsächliches Wachs- tum von Schimmelpilzen vor- liegt. Staubansammlungen und erhöhte Sporenkonzentration in der Luft können zu einem In- nenklimaproblem führen, bei dem es sich nicht um einen tatsächlichen Befall von Schim- melpilzen handelt, obwohl man dies aufgrund der Sporenkei- mung auf dem künstlichen Nähr- substrat folgern könnte. Weiterer Nachteil dieser Methoden ist, daß das Sporen- vorkommen räumlich nicht zu- geordnet werden kann und damit eine genaue Lokalisati- on der geschädigten Bereiche nicht möglich ist.

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