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Schützen & Erhalten · September 2016 · Seite 8 Holzzerstörende Insekten, bei dem Versuch aus dem Holz zu gelangen – einige Praxisbeobachtungen Die Fluglöcher (früher auch als Schlupflö- cher bezeichnet) sind Hinterlassenschaf- ten an der Holzoberfläche, die von den adulten Käfern verursacht wurden. Den Insektenlarven selbst ist es nicht möglich, die Holzsubstanz zu verlassen. Mitunter werden lediglich kleinere Trockenrisse oder Bauteilfugen im Millimeterbereich überwunden. Fluglöcher sind meist mit ihrer charakteristischen Größe, Form und Anordnung einer bestimmten Insektenart zuzuordnen. Hierbei kann es sich um diverse Trocken-, Feucht- und Faulholz- insekten oder, wenn diese mit frischem Holz eingeschleppt werden, auch um Frischholzinsekten handeln. Nach erfolgreicher Metamorphose und Bildung des adulten Insekts im Holz sind die meisten holzzer- störenden Insekten bemüht, auf dem kürzesten Weg das Holzbauteil zu verlassen, um sich mit Artgenossen zu paaren. In der Regel findet dies dann außerhalb des Holzes statt. Dabei muss es eine mehrere Millimeter, mitunter auch mehrere Zentimeter, dicke Holzschicht durchnagen, um nach außen zu gelangen. Nun werden im Baugeschehen viele Holzbau- teile mit den unterschiedlichsten Materialien be- legt oder verkleidet. Dadurch stehen die Insekten oftmals vor einem Dilemma. Entweder versuchen sie diese Materialien zu durchfressen oder sie werden am Verlassen der Holzbauteile gehindert. Wenn ent s p re - chende Bauteile durch- fressen werden, kann dies zu unüblichen Schadbildern oder zu Sekundärschäden füh- ren. Im erstgenannten Fall wurden OSB-Plat- ten auf einen durch Hausbock befallenen Dachboden aufge- schraubt. Der Hausbock war im Dachverbandsholz, in den Deckenbalken sowie der Dielung aktiv. Der Bauherr hatte es versäumt, vor den Arbeiten eine entsprechende Fachbeurteilung vornehmen zu lassen und eine Bekämpfung in Auftrag zu geben. Für den Laien sichtbar, zeigten sich an der OSB-Platte zahlreiche Fluglöcher (Bild 1). Dass es sich hierbei um den Hausbock handel- te, konnte man an zahlreichen lebenden, aber auch schon toten Insekten feststellen (Bild 2). Ohne genauere Kenntnis und Berücksichtigung der Einbausituation kommt man schnell zu dem Schluss, der Hausbock hat die OSB-Platten befal- len. Dies war am konkreten Objekt jedoch nicht der Fall. Vielmehr handelt es sich ausschließlich um Fraßgänge, die die Imagines erzeugt haben. Vergleicht man die Bohrlöcher an der Unterseite der OSB-Platte mit denen auf der Dielung, ist eine 100%ige Überein- stimmung zu erkennen (Bild 3). Larven waren nie in der OSB-Platte aktiv! Nur an vereinzelten Stellen der OSB-Platte sind an der Untersei- te sogenannte „Erkun- dungsfraßstellen“ zu erkennen, die von den Larven verursacht wur- den. Diese Bereiche sind mit dem typischen Bohrmehl der Larven, beste- hend aus Genagsel und tonnenförmigen Kotpar- tikeln, gefüllt (Bild 4). Die Holzwespe ist bei Fachleuten dafür be- rühmt-berüchtigt, dass sie Beläge unterschied- lichster Materialien (auch dünne Metallbahnen) durchfressen kann und dabei kreisrunde Fluglö- cher hinterlässt. Hierbei handelte es sich um ein Frischholzinsekt, welches das Holz noch im berindeten und saftfrischen Zustand befallen hat. Mit der Verwendung als Bauholz können lebende Larven mit eingeschleppt werden, die ihre Ent- wicklung im abtrocknenden oder abgetrockneten Holz vollenden. Das heißt, innerhalb des Bau- holzes findet die Metamorphose (Umwandlung der Larve zum fortpflanzungsfähigen Insekt) statt. Die mit kräftigen Mandibeln (Mundwerkzeugen) ausgerüstete Holzwespe durchnagt beim Verlas- Es schreibt für Sie: Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr Fachbereichsleiter Holzschutz An der Hohen Lache 6 · 06846 Dessau Telefon: (0340) 6611884 Telefax: (0340) 6611885 E-Mail: flohr@dhbv.de 3 4 Fotos: Ing.-Büro E. Flohr GmbH, Dessau 1 2 1 Typische Hausbockfluglöcher in untypischer OSB- Platte. 2 Frisches Schlupfloch mit adulten, bereits toten Hausbockkäfer. 3 Deckungsgleiche Anordnung der Fraßgänge in der Dielung und der OSB-Platte. 4 „Fraßtasche“ einer Hausbocklarve mit typischen Kotpartikeln in der OSB-Platte. sen des Holzes mühelos Dichtungsbahnen und Beläge (Bild 5). Im Heft 3/2009 habe ich die- sen Fall bereits aus fachlicher und juristischer Sicht erläutert. Fachbereiche Holzschutz

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