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Schützen & Erhalten · März 2020 · Seite 9 Bild 4: Granitsockelschwelle an einem Kirchturm FACHBEREICHE I HOLZSCHUTZ andere Holzbauteile vom direkten Kon- takt zum Erdreich abzukoppeln. Damit wurde der Sockel ein fester Bestandteil der Holzbaukunst. Auf dem Lande setzte sich diese Bauweise etwa 100 bis 200 Jahre später durch. Die Höhe des Sockels wurde mit 1 bis 1,5 Fuß angegeben. Da diese Maßanga- be früher regional sehr unterschiedlich war (1 Fuß entsprach 25 bis 34 cm), kann keine exakte Sockelhöhe angegeben werden. Bezieht man die Höhenangabe auf das heute noch gültige englische Maß, so entspricht 1 Fuß 30,48 cm. Demnach liegt die Sockelhöhe zwischen rund 30 und 46 cm. Dies entspricht den noch heutigen technischen Forderungen. Anfang des 20 Jahrhunderts wurden neben den Sockelhöhen von Fachwerk- bauten auch Konstruktionsdetails in der Literatur beschrieben. So sind bei Stade Konstruktionsdetails hinsichtlich der Ausformung, der Verankerung sowie der Horizontalsperre nachzulesen (Bild 1). Böhm vergleicht 1911 positive und negative Ausführungsbeispiele einer Sockelkonstruktion (Bild 2). Der Fokus liegt in der Möglichkeit, dass Schnee und Regen in die Fuge zwischen Sockelmau- erwerk und Schwelle eindringt. Dieses Grundkonzept der Sockelaus- bildung hat sich über die Mitte des vorigen Jahrhunderts bis in die Gegen- wart erhalten. Eine aus bautechnischer Sicht richtige Sockelausbildung ist kein Geheimnis und entspricht der allgemein anerkannten Regel der Bautechnik. In der Holzschutznorm DIN 68800, Teil 2 sind entsprechende Beschreibungen und Illustrationen zu finden (Bild 3). Sockelausbildung an Bestands­ gebäuden und deren Bewertung Eine kleine barocke Fachwerkkirche (Bauzeit 1688–1690) in Bleddin besitzt statt einer Holzschwelle einen Schwel- lenkranz aus Naturstein (Granit). Dieser reicht ca. 30 cm bis über das Gelände. Diese Einbausituation ist im Bereich des Kirchturms noch vorhanden (Bild 4). Die Besonderheit an dieser Konstruk- tion besteht darin, dass die Naturstein- schwelle konstruktiv einer Holzschwelle nachempfunden wurde. D. h., die Zapfen der Fachwerkstiele und Fachwerkstreben binden in separat dafür vorgesehene Ver- tiefungen im Stein ein (Bild 5). Im Laufe der Jahrhunderte kam es zur Erhöhung des umgebenden Geländes im Bereich vom Kirchenschiff. Damit lag die Oberkante der Natur- steinschwelle teilweise unterhalb bzw. nur 5 cm über dem Geländeniveau (Bild 6). Spritzwasser führte zur Sockel- belastung und es kam zu Putzschäden. Trotz immer wieder durchgeführter Reparaturen am Putz konnte eine Durchfeuchtung der Stielfüßen nicht verhindert werden. In den Vertiefun- gen der Natursteinblöcke, in dem die Zapfen einbinden, sammelte sich das Wasser. Neben dem Rückschnitt und Anla- schung der Stiel- und Strebenfüße wurde gutachterseits eine Absenkung des Geländes auf das ursprüngliche Niveau verlangt. Befinden sich Schwellen von Fach- werkgebäuden nahe oder unterhalb über dem Geländeniveau, ist dies meist auf Bild 3: Standardhöhe einer Holzschwelle über Gelände Bild 5: Eingestemmtes Zapfenloch in einem Granitsockel

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