S&E Glossary
Bild 5: Der Ursachenbaum nach Oswald in vereinfachter Form für Nutzer und Eigentümer. Kapitel 4: Wie bei Beachtung technischer und bauphysikalischer Aspekte, einer sachge- rechten Nutzung sowie ausreichendem Lüften und Heizen Schimmelschäden im Innenraum vermie- den werden können, beschreibt das Kapitel 4. Zunächst wird auf vorbeugende Maßnahmen im Baubetrieb zur Vermeidung von feuchten Bauma- terialien oder Neubaufeuchte eingegangen, aber auch das Thema Inspektion in der Nutzungsphase wird angegangen. Erwartungsgemäß nimmt das Thema Lüften einen großen Raum ein. Möglich- keiten der Lüftung über manuell bis hin zu ver- schiedenen Formen der mechanischen Lüftung werden kurz und knapp vorgestellt und mit raum- lufttechnischen Anlagen und Klimaanlagen er- gänzt. Wiederum finden sich zahlreiche Infoboxen und Beispiele, darunter auch mit dem Hinweis, dass Anlagen zur Luftverbesserung mit ozoni- sierenden oder ionisierenden Verfahren nicht notwendig und auch gar nicht sinnvoll sind. Es fehlen auch nicht entsprechende Ausführungen zum Thema Wartung und zum richtigen Heizen. Kapitel 5: Nun geht es mit Kapitel 5 an die Erfassung und Bewertung von Schimmelschäden, die fachgerecht vorgenommen werden soll. Und zwar von Fachleuten mit mikrobiellem und bau- physikalischem Sachverstand. An anderer Stelle wird im Kapitel definiert, welche Qualifikationen ein Sachverständiger haben sollte, doch dazu später. Am Anfang steht jedoch wie gehabt die Ortsbegehung zur Erhebung allgemeiner Anga- ben, bauphysikalischer Daten auch mit Erläute- rung der Datenerhebung über Datenlogger und Thermographie aber auch anderer Befunde, wie zum Beispiel Gerüche mithilfe des Geruchsleit- fadens der AGÖF. Auch die dabei anwendbaren Methoden zur Beprobung von Luft und Material sind aktualisiert worden. Dabei wird ausschließ- lich auf die DIN-ISO-Reihe 16000 verwiesen, da mittlerweile fast alle Verfahren zur Luft- und Materialanalyse hierüber standardisiert sind. Zu- nächst wird kurz skizziert, wann welche Metho- de mit welchem Zweck und Ergebnis eingesetzt werden kann. Das ist auch für Laien gut zu ver- stehen. Nachfolgend sind die üblichen Metho- den wie Materialanalyse durch Kultivierung und Mikroskopie, Messung tiefergehend dargestellt. Methoden wie Mykometer oder ATP-Messung fin- den Erwähnung, werden aber aufgrund fehlender Erfahrungen zurückhaltend bewertet. Infoboxen fassen auch hier wichtige Aussagen zur Schim- melanalytik zusammen, dadurch verstärkt sich die Relevanz der Aussagen. Darunter auch die klare Aussage, dass Abklatschproben nicht zur Befallsbeurteilung geeignet sind. Bild 4: Infobox mit hoher Aussagekraft – keine Abklatschproben zur Beurteilung des Befalls geschehens einsetzen! Ein weiterer Abschnitt befasst sich, wie schon angedeutet, mit Qualitätsanforderungen an den Sachverständigen. Und diese sind sehr eng mit einem „müssen“ gefasst, sodass hier sicher trotz gut gemeinter Absicht Widerstand auf den Plan gerufen wird. An sich sind die ge- nannten Punkte ja Selbstverständlichkeiten, so- lange sie nicht die wissenschaftliche Meinungs- freiheit einschränken. Doch derartig harte For- mulierungen greifen in die Bestellungshoheit der Handwerkskammern und IHKs ein und pas- sen zudem nicht zu der rechtlichen Würdigung, Empfehlungscharakter zu haben. Ebenfalls zu finden, sind Ausführungen zu Qualitätsanforde- rungen an Schimmelspürhunde und ihre Führer sowie Untersuchungslaboratorien. Fachbereiche Schimmelpilze Anlage 2: Ursachenbaum für das Schadensbild Schimmelbildung auf Bauteilen (nach Oswald 2003, überarbeitet Zöller 2014) Zu hohe Raumluft feuchtigkeit zu hohe Feuchtigkeits abgabe in die Innenraumluft Innenräume nicht bestimmungsgemäß belegt bzw. genutzt Abtrocknende Baufeuchte oder solche aus Leckstellen in bzw. an Bauteilen Hohe Feuchtigkeitsabgabe durch viele Pflanzen oder andere Quellen, wie z. B. offene Aquarien Konvektion von Feuchtigkeit von warmen in gering beheizte Räume (z. B. nicht beheiztes Schlafzimmer durch andere Räume über offene Innentüren erwärmt) Außenluft wechsel problematik Sommerhalbjahr: in ungünstigem Zeitraum gelüftet Winterhalbjahr: in zu großen Abständen oder zu geringer Zeitdauer gelüftet (bei freier Fensterlüftung); nicht geeignete, nicht gewartete oder falsch bediente Raumluftanlage Infiltration durch Gebäudehülle geringer als rechnerisch angenommen, fehlender Nachweis nach DIN1946-6 bei Neubau oder Modernisierung, z.B. bei unvollständigen Maßnahmen nach Austausch luftdurchlässiger gegen dichte Fenster ohne gleichzeitige Wärmeschutzmaßnahmen an gering gedämmten Bauteilen oder Einbau lüftungstechnischer Einrichtungen zu geringe Raum temperatur Wärmeabgabeflächen (Heizkörper oder Flächenstrahlung) unzureichend dimensioniert und/oder ungünstig angeordnet Unzureichendes Heizverhalten Zu geringe Oberflächen temperatur Möblierung ungünstig angeordnet (z. B. dicht an Außenwände gestellt) Möblierung unzureichend eingeplant (z. B. Einbauschränke an Außenwänden errichtet) Zu geringer Wärmeschutz des Außenbauteils, zu hohe Wärmeleitung insbesondere an Wärmebrücken Geminderter Wärmeschutz durch hohen Feuchtigkeitsgehalt im Bauteil, z. B. aus den unten benannten Quellen und/oder Abkühlung durch Verdunstung Wasser im Bauteil (häufig verbunden mit Ausblühungen an Oberflächen) Abdichtungsmängel bei erdberührten Bauteilen oder Dächern, unzureichender Schlagregenschutz bei sonstigen Außen- bauteilen Tauwasser im Bauteil durch Diffusion bei ungünstiger Schichtenfolge oder Konvektion unzureichender Feuchteschutz bei Nassräumen Bestimmungswidriger Austritt von Leitungswasser durch Leckstellen der haustechnischen Installation Unsachgemäße Beanspruchung durch Nutzungsfehler (z. B. Wasser ausgeschüttet oder sonst unsachgemäß mit Wasser hantiert); Hochwasserschäden Wasser im Bauteil aus Neubau- feuchte Baustelle ohne ausreichenden Tagwasserschutz Gebäude zu früh bezogen, als die in den Bauteilen unvermeidbar enthaltenen Wassermengen noch sehr hoch waren Abtrocknung durch Nutzerverhalten verzögert (Fehler bei Möblierung, Beheizung, Belüftung) Besondere Untergrundeigen- schaften Hohes Nährstoffangebot (z. B. Dispersionsanstriche auf zellulosehaltige Tapeten anstelle mineralischer Systeme) Oberflächen verdeckt/zu geringe Luftanströmung der Bauteiloberflächen Abklatschproben, wie sie zur Überprüfung der Sauberkeit von Materialien z.B. in raum- lufttechnischen Anlagen eingesetzt werden (siehe VDI 6022), sind zur Beurteilung von Schimmelpilzwachstum auf Baustoff- und Materialoberflächen in Innenräumen nicht geeignet, da auch Verunreinigungen durch sedimentierte Schimmelpilzsporen auf dem Nährmedium starkes Wachstum hervorrufen können und daher zu falsch positiven Aus- sagen führen. Schützen & Erhalten · März 2016 · Seite 26
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