S&E Glossary

Fachbereiche Schimmelpilze Bild 7: Qualitätsanforderungen, die ein Sachverständiger bei Schimmelbefall erfüllen muss! Wesentlicher Teil im Kapitel 5 ist die Bewer- tung der Ergebnisse. Dabei wird zunächst mit Rückblick auf Kapitel 2 erläutert, dass aus den Messergebnissen, dem Nachweis einer Schim- melquelle und einer Belastung durch freigesetz- te Schimmelbestandteile, nicht automatisch eine quantitative Einschätzung eines Erkran- kungsrisikos abzuleiten ist. Nach wie vor gilt es, Expositionen zu minimieren, bevor mögli- cherweise Erkrankungen entstehen. Damit hat sich auch gleich eine medizinische Bewertung der Ergebnisse erledigt, es sei denn, man ist von Beruf Umweltmediziner und entsprechend ausgebildet. Bewertet wird nach wie vor nach Fläche, je- doch ist im aktuellen Leitfaden sehr ausführlich erklärt, was darunter zu verstehen ist. Wer sich schon immer gefragt hat, ob man befallene Flä- chen in der Bewertung zusammenziehen muss oder jeweils Einzelfleckbetrachtungen vornimmt – dies ist auch anhand von Beispielen sehr gut erläutert. Es folgt eine ausführliche Erläuterung der Bewertung von Materialproben durch das seit 2014 standardisierte Kultivierungsverfahren. Hier sind auch erstmals die UFOPLAN-Hinter- grundwerte hinterlegt, die vorab schon im Jahre 2013 (4) vorgestellt wurden. Sicherheitshalber weist das UBA darauf hin, dass es sich um erste Orientierungswerte handelt, die durch weitere Studien untermauert werden müssen. Auch bei der Bewertung von Luftproben sind Neuerungen zu verzeichnen, die Bewertungshilfen für kulti- vierbare Schimmelpilze und Gesamtsporenzahl wurden überarbeitet. Und da tauchen für die Autorin das erste Mal so richtig große Fragezeichen auf. So wird in der Luftkeimsammlung die Bewertung für Cladospo- rium spp. und andere typische Außenluftarten in der Bewertung als „Hintergrundbelastung/ Innen- raumquelle unwahrscheinlich“ leicht angezogen. Bei der Partikelsammlung entfallen jegliche Vor- gaben, weil nicht relevant. Dafür sind die ein- zelnen Fraktionen weiter differenziert worden. Was die Auswertung nicht unbedingt einfacher macht und Fragen aufwirft, warum die Sporen des Feuerschwamms oder der Nebenfruchtform von Becherlingen gesondert gezählt werden, aber nicht die vom Alternaria spp. und Co.? Ach nein, in der dritten Spalte wird Alternaria spp. dann doch wieder gezählt, gottseidank. Vielleicht liegt es an der Online-Variante, vielleicht musste es zum Ende hin aber auch schnell gehen – hier stimmt was nicht! Bild 8: Die neue Bewertungshilfe für Luftproben − Gesamtsporenanzahl (Partikelsammlung). Infobox Welche Anforderungen müssen qualifizierte Sachverständige bei Schimmelbefall erfüllen? Sachverständige bei Schimmelbefall – besitzen eine Zusatzqualifikation in den Bereichen Analytik, Baubiologie, Bauphysik, Bauwesen, Innenraumhygiene und/oder Probenahme und deren Bewertung – haben mehrjährige praktische Erfahrungen und theoretische Kenntnisse in ihrem ent­ sprechenden Arbeitsgebiet – nehmen regelmäßig an Weiterbildungsveranstaltungen auf ihrem Arbeitsgebiet teil – teilen ihren Kunden das Arbeitsgebiet mit, auf dem sie aufgrund ihrer Aus- und Weiter- bildung sowie ihrer praktischen Erfahrungen tätig sind und übernehmen nur Aufträge, wo sie selbst über die erforderliche Kompetenz verfügen – orientieren sich bei ihrer Arbeit an der VDI-Richtlinienreihe 4300 bzw. der DIN ISO Reihe 16000. Wenden sie Methoden an, die hier nicht beschrieben sind, legen sie diese offen und machen Angaben zur Validierung, Messunsicherheit und Bewertung der Ergebnisse – wenden keine Methoden an, die nicht ausreichend sichere Aussagen ermöglichen oder von denen aus fachlichen Gründen abgeraten wird – verfügen über ein Qualitätssicherungssystem, das ein akkreditierungskonformes Arbeiten sicherstellt – nehmen an entsprechenden Ringversuchen teil – orientieren sich bezüglich der Bewertung ihrer Ergebnisse an den aktuellen Beurteilungs- kriterien der Innenraumlufthygiene Kommission des Umweltbundesamtes, wie z. B. der Bewertungshilfe für Luftproben – kultivierbare Schimmelpilze und Bewertungshilfe für Luftproben – Gesamtsporenzahl – beraten Kunden über die anzuwendende Probenahmestrategie in dem konkret vor­ liegenden Fall und machen Angaben zu den zu erwartenden Kosten – geben, sollten sie die Auswertung nicht selbst durchführen, ihre Proben zur Unter­ suchung nur an ein qualifiziertes Schimmelpilzlabor und fügen ihrem Gutachten den Originalprüfbericht des Labors bei – nehmen keine medizinischen Bewertungen der Ergebnisse vor. Sporentyp Hintergrundbelastung Innen- raumquelle unwahrscheinlich Innenraumquelle möglich Innenraumquelle wahrscheinlich Sporentypen, die in der Außenluft er- höhte Konzentrationen erreichen, z. B. Typ Ascosporen, Typ Alternaria/Ulocladium, Typ Basidiosporen Typ Cladosporium* Die Zählung dieser Sporen ist für das Aufdecken von Schimmelpilzquellen nicht relevant. Allerdings kann man i. d. R. anhand der Konzentration dieser Sporen den Außenlufteinfluss erkennen und dadurch eine Plausibilitätsprüfung der angegebenen Probenherkunft (Außenluft, Innenraum, Lager, Keller) durchführen. Diese Kategorien können bei der Überprüfung von Feinreinigungen (z. B. nach einer Sanierung) sinnvoll sein. Typ Penicillium/Aspergillus Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außen- luft nicht über 300 Sporen/m 2 liegt I ∑P+A ≤ A ∑P+A + 300 Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außen- luft über 300 Sporen/m 2 und bis zu 800 Sporen/m2 liegt A ∑P+A + 300 < I ∑P+A ≤ A ∑P+A + 800 Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außen- luft über 800 Sporen/m 2 liegt I ∑P+A > A ∑P+A + 800 Andere typische Sporen aus Feuchtig- keitsschäden Typ Scopulariopsis, Typ Acremonium murorum, Typ Paecilomyces, Typ Microascus, Typ Ascotricha, (Typ Alternaria, Typ Ulocladium ) Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außen- luft nicht über 100 Sporen/m 2 liegt I ∑P+A ≤ A ∑P+A + 100 Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außen- luft über 100 Sporen/m 2 und bis zu 300 Sporen/m 2 liegt A ∑P+A + 100 < I ∑P+A > A ∑P+A + 300 Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außen- luft über 300 Sporen/m 2 liegt I ∑P+A > A ∑P+A + 300 Typ Chaetomium*, Typ Stachybotrys, Typ Chromelosporium, Typ Pyronema Wenn in der Innenraumluft nicht mehr Sporen als in der Außenluft vorliegen I Chaetom ≤ A Chaetom Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außen- luft über 1 Spore/m 2 und bis zu 20 Sporen/m 2 liegt* A Chaetom < I Chaetom ≤ A Chaetom + 20 Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außen- luft über 20 Sporen/m 2 liegt* I Chaetom > A Chaetom + 20 Myzelstücke Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außen- luft nicht über 150 Sporen/m 2 liegt I Myzel ≤ A Myzel + 150 Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außen- luft über 150 Sporen/m 2 und bis zu 300 Sporen/m 2 liegt A Myzel + 150 < I Myzel ≤ A Myzel + 300 Wenn die Differenz der Konzentration zwischen Innenraumluft und Außen- luft über 300 Sporen/m 2 liegt I Myzel > A Myzel + 300 Schützen & Erhalten · März 2016 · Seite 27

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