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Schützen & Erhalten · September 2008 · Seite 24 Ein Gefährdungspotential durch Schimmel- pilze wird häufig nur bei einem sichtbaren Befall auf den Oberflächen vermutet. Bei der Mehrzahl der Fälle (ca. 80%) handelt es sich um unsichtbare bzw. versteckte mikrobielle Schäden. Bei der Erkennung von versteckten Schimmelpilzschäden in Innenräumen kann neben den mensch- lichen Experten der Schimmelspürhund einen wesentlichen Beitrag leisten. Wir Menschen vertrauen den Spürnasen unsere Sicherheit an, wenn es um die Auffindung von Sprengstoffen, Drogen oder Personen geht. Doch bei versteckten Schimmelpilzschäden halten sich die Experten zurück und vertrauen mehr ihren Messgeräten. Auch moderne Messgeräte zur Schimmelpilzanalytik geraten hier schnell an ihre Grenzen. Die MVOC-Messung, ( M icrobial V olatile O rganic C ompounds) also die Messung von gasförmigen Stoffwechselprodukten in der Raumluft, kann dem Sachverständigen signa- lisieren, dass ein Befall in einem Innenraum vorliegt. Ist eine solche Messung positiv, geht die Suche nach dem Befall erst richtig los. Auch eine Luftmessung als quantitativer Parameter von luftgetragener Biomasse ist als Nachweis eines verdeckten mikrobiellen Befalls eine sehr unsi- chere Methode. Das heißt, wenn eine Raumluft- oder MVOC-Messung negativ verläuft bzw. das Er- gebnis keinen Hinweis auf einen Schimmelpilz- befall zulässt, ist damit nicht automatisch ein versteckter Schimmelpilzbefall ausgeschlossen. Wenn allerdings luftgetragene Biomasse nach- gewiesen werden konnte und auch bestimmte Schimmelpilzarten daraus identifiziert wurden, so ist es möglich an Hand des LGA Leitfadens aus Baden-Württemberg (Berichte) den identifizier- ten Schimmelpilzen eine besondere Assoziation mit Materialien zu zuordnen. Dies würde bedeu- ten, dass bei einem identifizierten Schimmel- pilz in der Luftmessung, wie z. B. Stachybotrys chartarum, zuerst die evtl. vorhandenen Gips- kartonplatten untersucht werden sollten. Denn der Stachybotrys verstoffwechselt bevorzugt die Cellulose. Beim Aspergillus terreus wäre zuerst die Kontrolle von Lebensmittel sinnvoll und beim Eurotium amstelodami sollte auch das Leder im Kleiderschrank inspiziert werden. Zu Recht mag das dem einen oder anderen Leser zu kompliziert und zu vage vorkommen. Und genau hier stellen sich die Vorteile eines Schimmelspürhundes klar heraus. Er zeigt nicht nur an, dass ein Befall vorhanden ist, sondern er zeigt auch wo dieser Befall ist. In meiner Sachverständigentätigkeit, insbesondere in die- sem komplexen Bereich der versteckten Schim- melpilzschäden, habe ich sehr häufig mit einer Hündin Namens Qvissla und ihrem Hundeführer zusammengearbeitet. Die vierbeinige Kollegin konnte immer überzeugen. Immer dort, wo die junge Dame anschlug, war die entnommene Ma- terialprobe positiv. Die einzige Aussage, die nicht getroffen werden kann, ist, ob in den Bereichen, in denen sie nicht anschlug, auch definitiv kein Befall war. Aber auch die modernen Messgeräte sind hier alles andere als eindeutig. Bei der Schimmelpilzproblematik wird man in der täglichen Praxis meist mit zwei Extremen konfrontiert. Zum einen mit denjenigen, die ab- wiegeln und sagen, Schimmel gibt es überall und die Krankheitssymptome sind Einbildung und zum anderen mit denen die warnen, dass alle Nutzer der befallenen Wohnungseinheit an Krebs erkranken werden, wenn sie nicht vorher an einer Atemwegserkrankung sterben. Hier sind die Wissenschaftler gefragt mehr Transparenz in diesen komplexen Themenbereich zu bringen. Auf der Grundlage der Leitfäden des Umweltbundes- amtes ist eine Versachlichung dieses sehr häufig emotional geführten Themas möglich. Und eben in diesen Leitfäden steht: „Schimmelpilzwachstum im Innenraum stellt ein hygienisches Problem dar, das aus Vorsorgegrün- den nicht toleriert werden kann. Bei nachweislichem Schimmelpilzwachstum im Innenraum müssen fach- gerechte Sanierungsmaßnahmen zur Beseitigung der Schimmelpilze durchgeführt werden“. Fachbereiche Schimmelpilze Spürnase am Bau Schimmelspürhunde machen ihre Sache gründlich Schimmelpilzbefallene Baustoffe in Innen- räumen müssen also ausgebaut werden. Doch die Frage, die sich häufig stellt ist, wie weit dieser Ausbau erfolgen muss. Der Schimmelspürhund ist sehr häufig in der Lage die Befallsgrenzen an Boden- und Wandflächen aufzuzeigen. Hier kann kein vor Ort eingesetztes Messgerät gleichziehen. Mit der Unterstützung durch den Schimmelspür- hund ist der Sachverständige und Planer in der Lage den Sanierungsaufwand abzuschätzen und entsprechende Kosten zu kalkulieren. Eine Sa- nierung ins Blaue ist somit vermeidbar. Wichtig ist, dass der Hundeführer und sein Hund eine qualifizierte Ausbildung mit einer entsprechen- den Prüfung absolviert haben. Die Messmethoden zur Schimmelpilzanalytik, welche im Leitfaden des Umweltbundesamtes aufgeführt sind, haben alle ihr Einsatzspektrum und sind aus der Sach- verständigentätigkeit im Bereich von Schimmel- pilzschäden nicht wegzudenken. Doch sollten die Anwender wie auch der Hundeführer die Grenzen der jeweiligen Messmethode kennen.

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