S&E Glossary

verfahren mit Bohrmehlabsaugung/Luftkühlung, z. B. Kernbohrgerät). Der Durchmesser des Kerns sollte ca. 40mm betragen. Bei einreihiger waagrechter Bohrlochket- te ist die Probeentnahmestelle mittig, waage- recht zwischen zwei Injektionskanälen anzu- ordnen (Abb. 3). Bei zweireihiger waagrechter Bohrlochkette ist die Bohrkernentnahme so anzuordnen, dass sich diese waagerecht in der Mitte zwischen obe- rer und unterer Injektionsebene sowie in senk- rechter Verlängerung eines Injektionskanals der unteren Injektionsebene befindet (Abb. 4). Bei geneigten Injektionskanälen erfolgt der Ansatz der Bohrkrone je nach dem, ob eine ein- oder zweireihige Bohrlochkette vorliegt, gemäß Abbildung 3 bzw. 4, wobei der Neigungswinkel der Kernbohrung dem Winkel der Injektionska- näle folgt. Die Beprobungen erfassen jeweils den gesam- ten Wandquerschnitt, wobei selbstverständlich darauf zu achten ist, dass bereits ausgeführte Vertikalabdichtungen keinen Schaden nehmen. Die Entnahme der Proben erfolgt frühestens 72 Stunden nach der Dichtstoffapplikation. Die gewonnenen Prüflinge sind unmittelbar luftdicht zu verschließen. Als mögliches Bohrergebnis sind prinzipiell folgende Kernzusammensetzun- gen denkbar (Abb. 5a–d). Anzustreben ist ein Prüfling entsprechend Abb. 5a, wobei die Länge ca. 8 cm betragen soll. Werden hiervon abweichende Bohrkerne zur Prüfung herangezogen, muss zwischen Stein und Mörtel eine feste, kapillaraktive Verbindung bestehen. Je Objekt sollen mindestens 3 Kerne bzw. alle 25m 1Kern aus der Injektionsebene sowie die gleiche Anzahl von Referenzproben entnommen werden. Der Abstand zwischen den Probeentnahmestellen soll gleichmäßig aufge- teilt werden, wobei kritische Bereiche (z. B. Ge- bäudeaußenecken) oder Wandabschnitte, die be- sonders hohe Durchfeuchtungsgrade aufweisen, unbedingt mit einzubeziehen sind. Die Bohrka- näle sind unmittelbar nach der Probenentnah- me mit einem geeigneten Mörtel vollständig, kraftschlüssig zu verfüllen. Die Referenzproben werden vor der Applikati- on des Dichtstoffs aus der Injektionsebene gewon- nen. Ist dies im Vorfeld nicht erfolgt, so sind die Referenzproben aus vergleichbaren Wandabschnit- ten zu entnehmen. Prüflinge und Entnahmestellen sind zu dokumentieren. Die Entnahmetiefe sowie die Orientierung im Bezug auf die raumseitige Wandoberfläche sind anzugeben. Miteinander zu vergleichende Proben müs- sen dasselbe Bohrkernprofil (s. Abb. 5) aufwei- sen sowie in Länge, Durchmesser und Material- zusammensetzung einander entsprechen. Darü- ber hinaus sind der eingesetzte Dichtstoff, die Art der Applikation, die Verbrauchsmengen, der Zeitpunkt der Injektion, der Durchfeuchtungs- grad der Injektionsebene bzw. der Prüflinge, die relative Raumluftfeuchte sowie die Innen- und Außentemperatur zu dokumentieren. Als Maßstab für die Wirksamkeit des Dicht- stoffs gilt der effektive Feuchtedurchsatz (Fd) in Gramm pro Tag bezogen auf die Saug- bzw. Ver- dunstungsfläche des Bohrkerns [g/(d cm²)]. Zur Bestimmung des Feuchtedurchsatzes werden die Zylindermantelflächen der Kerne mit einem nicht in den Prüfling eindringenden, wasser- und dampfundurchlässigen Dichtstoff abgesperrt und wie in Abb. 6 dargestellt, mit Feuchtigkeit beaufschlagt. Die Prüfanordnung ist über einen Zeitraum von 5 Tagen in Intervallen von 24 Stunden auf 0,01g genau zu wiegen. Die Lagerung erfolgt bei 20° C (+ 2° C), 50% relati- ver Luftfeuchte (+ 5 %), die Luftbewegung soll 0,15 m/s nicht überschreiten. Der Wasserstand im Prüfbehälter beträgt min- destens 1 cm, darf die Oberkante des kapillarak- tiven Schaumstoffs jedoch nicht übersteigen. Zu erfassen sind je Probe der tägliche und der mittlere Feuchtedurchsatz bezogen auf den Beobachtungszeitraum von 5 Tagen sowie der über alle Proben eines Typs (Referenzprobe o. Injektionsprobe) ermittelte Durchschnittswert. Die Messergebnisse werden tabellarisch und gra- phisch dargestellt. Hiernach sind die Prüflinge im Trocken- schrank bei 40° C über 24 Stunden bzw. bis zur Gewichtskonstanz zu trocknen und der effektive Feuchtedurchsatz nach Abkühlung der Probekör- per auf 20° C erneut zu bestimmen. Referenz- proben sind grundsätzlich vorab zu trocknen. Aus [5] ist zu entnehmen, dass ein Teil der zur nachträglichen Querschnittsabdichtung einge- setzten Injektionsstoffe seine volle Wirksam- keit erst nach einmaliger Trocknung entfaltet. Die Trocknung der injizierten Prüflinge kann so- mit als eine Art Zeitraffer verstanden werden. Die Differenz zwischen dem mittleren effekti- ven Feuchtedurchsatz der Referenzproben (Fd øR ) und dem mittleren effektiven Feuchtedurchsatz der injizierten Proben nach erfolgter Trocknung (Fd øT ) gibt Auskunft über die maximal erzielba- re Sperrwirkung. Die Differenz zwischen dem mittleren effekti- ven Feuchtedurchsatz im Entnahmezustand (Fd øE ) und dem mittleren effektiven Feuchtedurchsatz nach erfolgter Trocknung (Fd øT ) gibt Auskunft über die zum Zeitpunkt der Probenentnahme bereits erzielte Sperrwirkung. Die Injektion gilt als erfolgreich, wenn 2/3 der Prüflinge gegenüber dem an der Gesamt- heit aller Referenzproben ermittelten Durch- schnittswert einen um 80% reduzierten effek- tiven Feuchtedurchsatz aufweisen und 1/3 der Prüflinge einen um 50% verminderten effektiven Feuchtedurchsatz nicht unterschreiten bzw. der Feuchtetransport soweit reduziert wurde, dass sich unmittelbar oberhalb der Injektionsebe- ne die Ausgleichsfeuchte des Mauerwerks ein- stellen kann. Literatur [1] DIN 4117, Abdichtung von Hochbauten gegen Erd- feuchtigkeit, Ausgabe 06. 1950 [2] DIN 4117, Abdichtung von Bauwerken gegen Bo- denfeuchtigkeit, Ausgabe 11. 1960 [3] R. Ahnert u. K. H. Krause, Typische Baukonstruktio- nen von 1860 bis 1960, Band 1, 6. Auflage, Verlag Bauwesen/Berlin 2000 [4] M. Balak u. A. Pech, Mauerwerkstrockenlegung - von den Grundlagen zur praktischen Anwendung, Sprin- ger-Verlag/Wien 2003 [5] H. R. Sasse u. G. Pleyers, Reduzierung von Mauer- werksfeuchte – Untersuchung und Entwicklung che- mischer Bohrlochinjektionsverfahren als wirksame Horizontalsperre für den nachträglichen Einbau in Ziegelmauerwerk, Teil 1 – Wassergesättigtes Mau- erwerk, Forschungsbericht F 2329, Fraunhofer IRB Verlag/Stuttgart 1998 [6] A. H. Holm u. H. Venzmer, Hohe Erwartungen und begrenzte Erfolgsaussichten – Sanierungskonzepte auf dem Modellierungsprüfstand, 13. Hanseatische Sanierungstage, Qualität und -Bewertung in der Bauwerkssanierung, Verlag Bauwesen/Berlin 2001 Dipl.-Ing. Ralf Lindner Lindner – Ing.-Büro f. Bauwerksdiagnostik Oberwall 65, 42289 Wuppertal rl@ing-buero-lindner.de Telefon (0202) 705160 www.ing-buero-lindner.de Praxis Abb. 6: Möglicher Versuchs- aufbau zur Bestimmung des effektiven Feuchte- durchsatzes. Abb. 5. Schützen & Erhalten · Juni 2009 · Seite 28

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