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Schützen & Erhalten · Dezember 2008 · Seite 9 Holzschutzthemen ... ... auf der HOBA’08 und den 19. Hanseatischen Sanierungstagen In zeitlich enger Aufeinanderfolge fanden zwei Holz- und Bautenschutzveranstaltun- gen statt, bei denen ein überregionales Publikum anwesend war. Zum Einen han- delt es sich um die vom DHBV erstmals organisierte HOBA’08 in Duisburg (vom 30. bis 31.10.08) und zum Anderen um die vom BuFAS bereits zum 19. mal ausge- richteten Hanseatischen Sanierungstage in Heringsdorf (vom 13. bis 15.11.08). Hinsichtlich der Teilnehmerzahl (etwa 200) und Dauer waren die Veranstaltungen in etwa ver- gleichbar. Die Themen waren jedoch sehr un- terschiedlich und wer beide Veranstaltungen besuchte, hörte keinen einzigen Vortrag dop- pelt. Für diejenigen, die nicht die Möglichkeit hatten, die Veranstaltungen zu besuchen, wer- de ich einen kurzen Überblick zum Inhalt der Holzschutzreferate geben. HOBA’08 Unter dem Motto „Unsichtbares wird sichtbar – mit Radar den Insekten auf der Spur“ eröff- nete Dr. Marco Helbig von der Technischen Uni- versität Ilmenau den Vortragsblock zum Thema Holzschutz. Mit Hilfe der Ultra-Breitbandtechnik (UWB) ist es möglich, innerhalb eines definierten Detektionsbereiches eine Reflexion zu erhalten, die z.B. von Hausbocklarven verursacht wird. Da- bei ist die Bewegung der Larve Voraussetzung einer erfolgreichen Detektion. Grundsätzlich wurde mit Laborversuchen bewiesen, dass mit dieser Methode eine Lokalisierung und Detek- tion einzelner Hausbocklarven möglich ist. Für die Anwendung in der Praxis sind jedoch noch weitere Feldversuche notwendig. Dipl.-Holzwirt Georg Brückner konnte im An- schluss über „Neue Herausforderungen – der Kli- mawandel verändert den Holzschutz“ berichten. Es galt zu klären, ob wir in Deutschland infolge der globalen Erwärmung mit neuen holzzerstö- renden Organismen (Pilzen und Insekten) und dadurch mit veränderten Bekämpfungsstrategien zu rechnen haben. Neben dem Klimawandel füh- ren auch Handel, Tourismus und Verkehr zu einer Veränderung der Artenvielfalt. Dass dies bereits stattfindet, erläuterte Georg Brückner beispiel- haft anhand von Pflanzen und Tieren. Insbesondere in der Forstwirtschaft gibt es unbestreitbare Veränderungen, die dazu führen, dass Bäume von bisher unbekannten Schador- ganismen angegriffen werden (z.B. Asiatischer Laubholzbock, Citrusbock). Im Holzschutz wurden in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten ebenfalls deutliche Veränderungen in der Artenvielfalt be- kannt. Diese sind aber nicht auf die Klimaände- rung zurück zu führen. Vielmehr ist der weltweite Warenaustausch dafür verantwortlich, dass sich beispielsweise die Splintholzkäfer oder Termiten ansiedeln. Veränderte Bauweisen und Klimabedin- gungen in Gebäuden führen zu Ansiedlung bisher unbekannter Pilze (z.B. Zähnchenrindenpilz, Zu- sammenfließender Reibeisenpilz). Überlegungen zur Pilzbekämpfung in Gebäu- den werden immer wieder angestellt. „Was tun?! – Müssen Pilze im Gebäude überhaupt bekämpft werden?“ Der Beantwortung der Frage stellte sich Ekkehard Flohr in seinem Vortrag. Ausgehend von den Aussagen in Regelwerken (Landesbauordnun- gen, BGB, VOB, DIN und WTA-Merkblätter) konn- te die Frage mit „Ja“ beantwortet werden. Denn die Gefahr einer Schädigung infolge unterlasse- ner Bekämpfung (im weitesten Sinne) führt in der Regel zur Vertragsverletzung zwischen Auftraggeber und Auftragneh- mer. Der Auftragnehmer schul- det nämlich den Erfolg der ver- einbarten Leistung. Es gibt je- doch Fälle, und dies wurde an zwei Praxisbeispielen erläutert, bei denen Pilzbestandteile bzw. pilzbefallenes Holz im Gebäu- de verbleiben können. Unter Berücksichtigung der Entste- hungsursache, der Realisierung anderer flankierender Maßnahmen sowie einer separaten Vereinbarung zwischen Auftragneh- mer und Auftraggeber müssen in Einzelfällen Pilze nicht bekämpft werden. Dies setzt jedoch Berufserfahrung und Fachwissen voraus. 19. Hanseatische Sanierungstage Unter Holzschützern sorgte ein Schadensfall aus jüngster Vergangenheit für Aufsehen. Im Par- kett, in der zweiten Etage des Bodemuseums in Berlin, wurden im Sommer 2007 Fluglöcher von Holzzerstörenden Insekten festgestellt. Prof. Dr. Achim Unger begleitete die Schadensdiagnose und Bekämpfung der Insekten. So konnte er in einem Vortrag „Mikrowelle zur Bekämpfung eines Splintholzkäferbefalls im Parkett des Bodemuse- ums Berlin“ über interessante Details berichten. Im Vorfeld der Sanierung wurden die Demontage des Parketts, eine Begasung und eine Wärmebe- handlung mittels Mikrowelle diskutiert. Letzte- res kam dann zur Anwendung. Prof. Unger zeigte den Aufbau und den Heizerfolg von insgesamt Fachbereiche Holzschutz 15 Hornstrahlantennen. Randbereiche, in denen die Mikrowellenstrahler nicht eingesetzt werden konnten, wurden mit Heißluft erhitzt bzw. mit Holzschutzmitteln behandelt. Mit entscheidend für die Wahl der Bekämp- fungsstrategie beim Echten Hausschwamm ist die sehr schwer zu klärende Frage nach der Vita- lität. Zwei ausgezeichnete Fachfrauen des Holz- schutzes, Dr. Gesa Haroske und Angela Steinfurth, zeigten in ihrem gemeinsamen Vortrag „Vitalitäts- bestimmungen des Serpula lacrymans, dargestellt an Praxisbeispielen“ Methoden und Ergebnisse verschiedener Färbeverfahren zur Vitalitäts- bestimmung beim Echten Haus- schwamm. Eine Nutzung der Vi- talfärbung zur Altersbestimmung wurde von Frau Steinfurt als eher schwierig dargestellt. Um das Alter eines Schwammbefalls in etwa bestimmen zu können, bedarf es weiterer Informatio- nen aus den Gegebenheiten vor Ort. Dazu zählt die flächige bzw. lineare Ausbreitung der Myzeli- en, die Zuordnung zur auslösenden Feuchtequelle und der Zerstörungsgrad des Holzes. Einen provokanten Vortragstitel „(K)eine Bekämpfung des Echten Hausschwamms im Münster Bad Doberan“ ließ sich Detlef Krau- se zu seinem Praxisvortrag einfallen. Er zeigte in seinem Beitrag Möglichkeiten, unter denen eine Schwammbekämpfung abweichend von den Regeln der Technik durchgeführt werden kann. Voraussetzung für solch eine Vorgehensweise ist eine genaue und detailierte Schadensdiagnose und Kenntnis der Bausubstanz bis hin zu einer separaten Vereinbarung zum Gewährleistungsaus- schluss. Detlef Krause betonte, dass dieser Fall nicht zu verallgemeinern ist und nicht auf andere Objekte übertragen werden kann. Der Verzicht von „Schwammbekämpfungskomponenten“, in dem Fall die Behandlung der Mauerkrone mit ei- nem Schwammsperrmittel, erfordert die kompro- misslose Umsetzung anderer flankierender Maß- nahmen. Sein Skript endet mit dem Satz „Damit ist (k)eine Bekämpfung im Sinne der Fachregeln praktisch doch eine Bekämpfung.“ Es schreibt für Sie: Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr Fachbereichs- leiter Holz- schutz An der Hohen Lache 6 06846 Dessau Telefon: (0340) 6611884 Telefax: (0340) 6611885 E-Mail: flohr@dhbv.de Gut besucht – die 19. Hanseatischen Sanierungstage in Heringsdorf/Usedom Bildquelle: Lutz Parisek, Walsdorf

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