Schützen & Erhalten - page 21

Fachbereiche
Schimmelpilze
koppelt mit flankierenden Maßnahmen, einer
optimalen persönlichen Schutzausrüstung und
adäquatem Objektschutz dennoch sicher aus-
geführt werden können – warum nicht! Solange
der Erfolg der Schimmelpilzbeseitigung belegt
werden kann und für die Arbeitssicherheit ge-
sorgt werden kann, ist alles möglich – solange
es dokumentiert wird.
Ausnahme Fäkalschaden
Wie immer gibt es Ausnahmen von der Re-
gel, auch bei der BGI 858 – da gibt es nämlich
in Punkt 6.7 einen Hinweis darauf, dass im Fal-
le von Fäkalschäden besondere Maßnahmen gel-
ten. Der Grund hierfür ist einfach – Bakterien
und Viren als typische Fäkalkeime sind einfach
fiese kleine Viecher, die bereits bei geringen
Keimdosen zu einem Dauermeeting in der Kera-
mikabteilung und anderen bösen Überraschun-
gen führen. Die machen krank! Im Unterschied
zu Pilzen, die krank machen können. Ein Blick
in die TRBA 220 zeigt, dass bei Fäkalbelastung
grundsätzlich von der Risikogruppe 2 auszuge-
hen ist und bei Verdacht auf Risikogruppe 3 zu
prüfen ist, während bei Schimmelpilzschäden
die Risikogruppen 1–2 angesetzt werden. Mit
Sanierungen an fäkalbelasteten Bauteilen sollte
also nicht lax umgegangen werden!
Mit Fäkalschäden ist zu rechnen, wenn ent-
weder Leckstellen in der Abwasserinstallation
oder Überschwemmungsschäden vorliegen. Der
Nachweis von Fäkalkeimen kann nur durch Kul-
tivierung erfolgen. Hierzu wird eine Material-
probe entnommen, die auf Selektivnährböden
kultiviert wird, um Indikatorkeime, wie
Escheri-
chia coli, Enterococcus faecalis
oder
Gesamtcoli-
forme
nachzuweisen.
Beim Nachweis von Coliformen in Bauteilen
sind genau zwei Dinge zu tun:
1. Ausbauen und
2. Peinlich genau auf Hygiene achten!
Man halte sich an dieser Stelle vor Augen, wie
die eigenen Kinder leiden, wenn sie sich in KITA
oder Schule mit
Noroviren
infiziert haben − und
dass auch ohne Fäkalschaden.
Dein Freund, der Klebestreifen!
Mikrobielle Probennahme kann aber auch
Spaß machen! Selbst einem Nichtbiologen! Mit
der Erstellung von sogenannten Oberflächenkon-
taktproben oder auch einfach Klebefilmpräpa-
rate genannt. Der Vorteil dieser Methode: Man
braucht keine aufwendige Technik – nur ’ne
Rolle Klebefilm. Auch unerfahrene Probenneh-
mer können mit vielleicht ungelenken Fingern
zerstörungsfrei Oberflächen beproben, mehr-
fach – falls man sich mit den Dingern verhed-
dert, kostet ja nix – im Vergleich zu anderen
Methoden, wo dann der Objektträger oder der
Agar versaut ist und man auch noch Geräte zur
Probennahme braucht. Auch kann man so viele
Präparate nehmen wie man will – und später
mit dem Labor absprechen, welche tatsächlich
ausgewertet werden sollen.
Was nützt die Methode? In Bild 1 sind ein
paar Beispiele dargestellt. Wenn man den obigen
Ausführungen folgt, ist eine Beprobung hier
nicht notwendig – der Befall ist eindeutig! Aber
die schwarze Farbe lässt Schlimmes vermuten
und so muss der Verdacht auf Befall mit
Sta-
chybotrys sp.
abgeklärt werden. Hier wurde ein
vorgefertigtes Kit (Labor Goritas) verwendet.
Die mikrobiologische Analyse bestätigte den
Verdacht. Viele Labore bieten dies als Schnel-
lanalyse an.
Aber man kann auch eigene Präparate erstel-
len, wie an einer Putzoberfläche in Bild 1 dar-
gestellt. Dabei ist zu beachten, dass bei rauen
Oberflächen nur noch eine halbquantitative Be-
wertung möglich ist – also „wer“ (Pilze, Actino-
myceten, Bakterien sind nur eingeschränkt dar-
stellbar) und „in welcher Form“ (Sporen, Myzel).
Das „Wie viel“ lässt sich bei sehr rauen Oberflä-
chen nur noch mit „gering belastet“ oder „stark
belastet“ respektive „bewachsen“ beschreiben.
Aber dafür ist eine eindeutige Unterscheidung
möglich, ob es sich um einen Bereich mit ak-
tivem Befall oder um eine Kontamination durch
Sporen handelt.
Da dabei nicht so eine praktikable Hülle, wie
bei den professionellen Kits, zur Verfügung steht,
kann man einfach eine Unterlage verwenden,
von der die Klebefilme im Labor gut zu entfer-
nen sind, wie hier beispielsweise eine Dokumen-
Bild 1: Unterschiedliche Möglichkeiten für die Herstellung von Klebefilmpräparaten; beide Bilder links – einige Labore stellen professionelle Kits inklusive Verpackung zur
Probennahme zur Verfügung. Beide Bilder rechts – bei rauen, stark strukturierten Oberflächen ist das Ergebnis nicht immer zufriedenstellend, aufgrund der Oberflächen-
struktur erfolgt nur ein teilweiser Übertrag der Biomasse auf den Klebefilm. Bei selbstgemachten Klebefilmen tut’s auch eine Dokumentenhülle als Träger.
Schützen & Erhalten · Dezember 2013 · Seite 21
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