Previous Page  6 / 64 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6 / 64 Next Page
Page Background

Brief des Ehrenpräsidenten

„Dankeschön“

Liebe DHBV-Familie,

was meiner Frau Rita und mir beim Ver-

bandstag in Bad Wildungen von den Damen und

Herren des DHBV entgegengebracht wurde, das

hatten wir uns in den kühnsten Träumen nicht

vorstellen können.

Mit einem artigen Diener möchten wir Bei-

de uns bei Ihnen für die guten Wünsche sehr

herzlich bedanken.

Zurückblickend habe ich in den 40 Jahren

meines Mitwirkens in unserer „DHBV-Familie“

außerordentlich nette Menschen kennenlernen

dürfen. Ich nehme für mich in Anspruch, dass

ich es geschafft habe, dass unsere Mitglieder

nicht mehr wie früher üblich nur Konkurrenten,

sondern schon seit vielen Jahren auch echte Kol-

legen geworden sind. Genau das war mein Ziel,

um nach so langer Zeit das Zepter in jüngere

Hände abzugeben, in die Hände von mir sehr

vertrauten Kollegen und Freunden. Die absolute

„Krönung“ des DHBVs servierten mir aber Gero

Hebeisen und Friedel Remes mit der Mitteilung

„Wir sind Meister“!

Ab da war mir klargeworden, dass unser Ver-

band in eine ganz besondere Klasse aufgestiegen

war und die Zeit reif war, mich mit 76 Jahren

nicht wieder zur Wahl stellen zu können und zu

wollen. Dieser wundervollen Zusammenarbeit mit

Ihnen allen gebührt meine allerhöchste Aner-

kennung und mein „Dankeschön“.

Ich habe Ihnen in Bad Wildungen verspro-

chen, dass ich mich ganz bestimmt nicht nach

43-jähriger Selbstständigkeit in den wohlver-

dienten Sessel setzen werde, sondern mit Ein-

satz jedem von Ihnen bei eventuellen Fragen

helfen werde, wenn ich kann.

Sehr gerne möchte ich Ihr „Ehrenvorsitzen-

der“ und auch „Sachverständigen-Ehrenmitglied“

sein und wünsche Ihnen vom Guten nur das Al-

lerbeste zu den kommenden Feiertagen und zum

Jahreswechsel

Ihr Horst Eickhoff

DHBV-Ehrenpräsident

„Mr. Gorbachev, tear down this wall“…

Die älteren Zeitgenossen unter uns werden

sich vielleicht noch an die legendären

Worte erinnern, mit denen der damalige

Präsidentendarsteller der Vereinigten

Staaten, Ronald Reagan, forderte, die

Abrissbirne kreisen zu lassen.

Und in diesem Jahr, 27 Jahre später, war es end-

lich soweit, die Mauer zwischen Nordrhein und

Westfalen fiel.

H.T. aus L., der fleischgewordene Karnevals­

wagen des ungetrübten westfälischen Frohsinns

bezeichnete zu einem Zeitpunkt am Samstag­

abend, an dem jeder durchschnittlich begabte

Kegelbruder bereits seine eigene Mauer aus Pils

und Doppelkorn zwischen sich und seiner Men-

schenwürde aufgebaut hätte, die urtümlichste

aller rheinischen Fortbewegungsarten zunächst

noch despektierlich als Hospitalismus.

Aber kurze Zeit später, aller Fremdschäm­

ambitionen entledigt, war er, wie alle Tischnach­

barn, mit vollem Körpereinsatz dabei.

Schunkeln oder „Promille-Yoga“, wie es

im heutigen gesundheitsorientierten Zeital-

ter auch genannt wird, ist diese besondere Art

einer sitzenden Tätigkeit, bei der

gerne mal ein halbgefüllter Hum-

pen schalen Biers in das Dekolleté

der Tischnachbarin entsorgt wird.

Eigentlich eine eher statische An-

gelegenheit, kann diese sehr dy-

namisch werden, sobald man zur

Auffassung gelangt, diese auch

auf den Bänken stehend ausüben

zu können, wie der Glossist aus

eigener (bitterer) Erfahrung zu

berichten weiß.

Aber dieser Tage darf natürlich auch ein an-

deres, ebenfalls wichtiges Abrissprojekt nicht

unerwähnt bleiben.

Gab doch vor nunmehr 25 Jahren ein völlig

desorientierter Presseoffizier mit den grammati­

kalisch höchst fragwürdigen Satzfragmenten:

„Das tritt nach meiner Kenntnis ...

ist das sofort, unverzüglich“ den

Startschuss für die Rekultivierung

des innerdeutschen Todesstreifens

in „blühende Landschaften“, was

sich noch Jahrzehnte später als

wundervolle gärtnerische Erfahrung

entpuppen sollte.

Wer, „Ossi“ oder „Wessi“, hatte

damals nicht feuchte Augen, sei es

aus Freude, Rührung oder schlicht

wegen der zweitaktölrauch geschwängerten

Luft.

Tränen der Trauer oder Verbitterung hin-

gegen waren damals wie heute unangebracht

und zeugen von einem Tunnelblick, gegen den

die 17 km lange Gotthardröhre als Horizont­

erweiterung durchgeht.

Auch wenn sich auf der Wegstrecke beider

deutschen Staaten von hetero- zu homogen ge-

legentlich herausgestellt hat, dass Optimisten

manchmal nur schlecht informierte Pessimisten

sind, darf die Zeit vor 89 genauso wenig in

Vergessenheit geraten, wie der Geburtstag der

Schwiegermutter – sonst gibt es anschließend,

hier wie da, völlig überflüssigen Gesprächsbedarf.

In diesem Sinne – Wir sind ein Volk

(gilt auch für Westfalen)!

Ihr Ralf Hunstock

Glosse

Tisch 14 – zwischen Frohsinn

und Ferzweiflung