Schützen & Erhalten - page 3

EDITORIAL
Lehrberuf Holz- und Bautenschützer
– Ab 1. August diesen Jahres ist es soweit –
Ist es nun der Meilenstein in
der 57-jährigen Geschichte des
Deutschen Holz- und Bautenschutz-
verbandes oder ist die Entschei-
dung, die am 22. Februar 2007 im
Bundesbildungsministerium in
Bonn getroffen wurde, sogar der
endgültige Zieleinlauf. Seit Einfüh-
rung der Handwerksordnung im
Jahr 1953 hat der DHBV vehement
für die Anerkennung als Vollhand-
werk mit einer eigenen Ausbil-
dungsverordnung gekämpft. Im
Gegensatz zu anderen Berufen, die
es hier ungleich leichter hatten,
war dieses Ziel von Beginn an ein
sehr hochgestecktes, ja geradezu
illusorisches Unterfangen. Zu groß
waren die Widerstände der etablier-
ten Bauberufe, die durch einen
neuen Ausbildungsberuf in der
Bauwerkssanierung Teile eigener
Berufsfelder bedroht sahen. Ent-
sprechend erfolglos mußten dann
auch die zahlreichen und unermüd-
lichen Versuche seitens des DHBV
verlaufen, endlich den tatsächli-
chen Gegebenheiten im Bauhand-
werk Rechnung zu tragen und den
Beruf des Holz- und Bautenschüt-
zers als Lehrberuf handwerksrecht-
lich einzuführen.
Den Durchbruch brachte 2004
die Veröffentlichung einer Studie
des Bundesinstituts für berufliche
Bildung, die erstmals belegte, dass
die viel beschworenen und immer
wieder behaupteten großen Über-
schneidungen der Tätigkeitsfelder
des Holz- und Bautenschützers mit
den Ausbildungsinhalten anderer
Gewerke keinesfalls der Realität
entsprechen.
Was folgte waren unzählige
Eingaben, Ausarbeitungen von
Lehrgangsinhalten, Einsprüche
anderer Gewerke, Gegendarstellun-
gen des DHBV, Sitzung auf Sitzung
mit Vertretern der Behörden, der
beteiligten Berufsverbände und Ge-
werkschaften. Im Verlaufe des ge-
samten Verfahrens war der DHBV
als der einzig legitime Vertreter der
Branche aufgerufen, die Interes-
sen des Holz- und Bautenschutzes
zu vertreten.
Dass das Ziel Ausbildungsbe-
ruf letztlich erreicht werden konnte,
ist vor allem das Resultat einer
jahrzehntelangen erfolgreichen Ver-
bandsarbeit sowie der Mitglied-
schaft des DHBV im Zentralverband
des Deutschen Baugewerbes, eben
das Resultat einer intensiven In-
teressenvertretung zum Wohle der
gesamten Branche und damit eine
Arbeit, die regionale Interessen-
verbände, Gütegemeinschaften oder
andere Institutionen mit dem An-
spruch, die Branche ebenfalls zu
vertreten weder leisten noch lei-
sten können.
So gesehen ist der 22. Febru-
ar 2007, ein Donnerstag, einer der
denkwürdigsten Tage in der Ge-
schichte unseres Verbandes, es war
der Tag der abschließenden Anhö-
rung im Bundesbildungsministeri-
um, an dem entschieden wurde,
dass der Holz- und Bautenschutz
ab dem 1. August 2007 Ausbil-
dungsberuf wird. Und dies – es
scheint geradezu wie eine kleine
Wiedergutmachung – mit gleich
zwei Ausbildungsberufen.
So wird es in Zukunft einen
zweijährigen Ausbildungsberuf
geben, den der Fachkraft für Holz-
und Bautenschutzarbeiten, und
einen dreijährigen Ausbildungsbe-
ruf, den des Holz- und Bauten-
schützers/Bautenschützerin. Bei-
de Berufe schließen mit einer Ge-
sellenprüfung ab.
Die Basis für beide Ausbil-
dungsberufe bildet eine zweijäh-
rige Lehre mit identischen Inhal-
ten, welche die Kerntätigkeiten
eines Holz- und Bautenschützers
umfassen. Dazu gehören im Holz-
schutz das „Unterscheiden von
Schäden an Holz, Holzbauteilen
und deren Einbindungsbereichen
sowie das Vorbereiten dieser Un-
tergründe“, das „Durchführen von
vorbeugenden Maßnahmen gegen
holzzerstörende Pilze und In-
sekten“, das „Bekämpfen holzzer-
störender Insekten sowie Behan-
deln und Beseitigen von Pilzbefall“.
Im Bautenschutz gehören zu den
Lehrinhalten das „Vorbereiten und
Durchführen nachträglicher Außen-
und Innenabdichtungen an erd-
berührten Bauteilen, das „Vorbe-
reiten und Durchführen nachträg-
licher chemischer Horizontalabdich-
tungen“, das „Vorbereiten von
Flächen und Aufbringen von Sa-
nierputzen“ sowie das „Austrock-
nen durchfeuchteter Bauwerke“.
Den Abschluss der Ausbildung
bildet beim zweijährigen Beruf die
Gesellenprüfung zur Fachkraft für
Holz- und Bautenschutzarbeiten.
Diejenigen, die sich für eine drei-
jährige Ausbildung entschieden
haben, schließen den zweijährigen
Ausbildungsabschnitt mit einer
Zwischenprüfung ab und speziali-
sieren sich nun, in dem sie ihre
Ausbildung im dritten Jahr entwe-
der im Holzschutz oder im Bauten-
schutz fortsetzen. Am Ende steht
hier die Gesellenprüfung Holz- und
Bautenschützer/in.
Die Ausbildung selbst findet in
Betrieben des Holz- und Bauten-
schutzes, den Berufsschulen und
in überbetrieblichen Ausbildungs-
zentren statt. Ausbildungsplätze
darf der Betrieb anbieten, der auf-
grund von Erfahrung, Ausbildung
und Leistungsspektrum als kompe-
tent und fähig erachtet wird. Un-
terstützt werden die Betriebe durch
die Möglichkeit der überbetrieb-
lichen Ausbildung, deren Nutzung
in den meisten Fällen schon des-
halb unverzichtbar ist, da nur we-
nige Betriebe des Holz- und Bau-
tenschutzes das ganze Ausbildungs-
spektrum als Tätigkeiten anbieten
können. Diese „fehlenden“ Inhal-
te werden dann in Ausbildungszen-
tren vermittelt, wobei die Kosten
für die Ausbildung in den überbe-
trieblichen Zentren von der SOKA
Bau getragen werden.
Der DHBV wurde in den Sach-
verständigensitzungen durch Gero
Hebeisen, Alfred Teutenberg und
mich vertreten. Es war ein weiter
Weg mit viel Arbeit, Hoffnungen
und Enttäuschungen. Und ab nun,
so ist anzunehmen, liegt noch viel
mehr Arbeit vor uns. Hierzu gehört
vor allem, dass sich nun auch ge-
nügend Betriebe finden, die be-
reit sind, diesen Erfolg mit der
Bereitstellung von Lehrstellen zu
untermauern. Sie als Unternehmer
sind nunmehr gefragt, das in die
Tat umzusetzen, wofür wir als Ihr
Verband nach über 50 Jahren end-
lich die entsprechenden Weichen
stellen konnten.
Herzlichst
Ihr
Abgrenzung zu anderen Ausbildungsberufen
BIBB Expertise vom 15. Dezember 2004
Ausbildung zum:
Entsprechung in Prozent
Bauwerksabdichter
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18
Holzbearbeitungsmechaniker
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15
Bauten- und Objektbeschichter
.........................................................................................
23
Maler und Lackierer
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12
Schädlingsbekämpfer
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6
Zimmerer
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Schützen & Erhalten · März 2007 · Seite 3
Friedel Remes
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