Schützen & Erhalten - page 6

Schützen & Erhalten · Dezember 2000 · Seite 6
DIE FACHBEREICHE
Holz- und Brandschutz
23. Holzschutzfachtagung in Rostock
Am 22.09.2000 hielt der
Holzschutzfachverband
Norddeutschland e.V. sei-
ne 23. Holzschutzfachta-
gung ab. Unter Leitung
von Dr. Uwe Schümann
wurden aktuelle Themen
zum Holzschutz referiert.
Toxizität gesenkt,
Wirksamkeit ge-
steigert
Ausgehend von einem histori-
schen Überblick der Holzschutz-
mittel erläuterte
Dr. Michael
Pallaske
die
„Perspektiven im
bekämpfenden chemischen
Holzschutz“
. Interessant dabei
war, dass in historischer Zeit
der bekämpfende Holzschutz
eine untergeordnete Rolle spiel-
te. Es war ausreichend die na-
türliche Dauerhaftigkeit und
spezielle Verwendungsmöglich-
keiten zu kennen und die Höl-
zer so gut es ging mit pflanz-
lichen und ätherischen Ölen be-
ziehungsweise Destillaten zu
schützen. Dabei wurde ein für
heutige Verhältnisse nicht mehr
akzeptabler Holzverlust einkal-
kuliert. Erst zum Ende des Spät-
mittelalters wurde das Holz
knapper und damit wertvoller
beziehungsweise schützenswer-
ter.
Die Industrialisierung
brachte die Kyanisierung, die
Kupfer-, Zink- und Eisenverbin-
dungen bis hin zu den heute
bekannten Wirkstoffen wie Lin-
dan, DDT, Pyrethroide und
moderne Häutungshemmer. All
diese Wirkstoffe und Wirkstoff-
gruppen wurden kurz dargestellt
und erläutert.
In der Zusammenfassung
stellte Dr. Pallaske am Verhältnis
zwischen chlorierten Kohlen-
wasserstoffen und modernen
Häutungshemmstoffen ein-
drucksvoll den Anwenderschutz
dar. So wurde die Toxizität um
das 200fache gesenkt und die
Wirksamkeit um das 45 fache
gesteigert. Nach seinen Anga-
ben stieg also der Anwender-
schutz um den Faktor 9000 (!).
Spezialist in Sachen
Echter Hausschwamm
Einen wohl einmaligen
Schaukasten in der Bundesre-
publik zur Thematik der Wachs-
tumsrichtung des Echten Haus-
schwamms stellte
Dr. Rafalski
in seinem Referat „
Hinweise zur
Diagnose des Wuchses von
Hausschwämmen und der
Wuchsrichtung des Echten
Hausschwamms
“ vor. Dabei
erläuterte er, wie wichtig es ist,
bei der Untersuchung und Sa-
nierung auf die Wachstumsrich-
tung und damit auf den Ur-
sprung des Pilzes einzugehen.
Vielfach werden, wie er an vie-
len Beispielen plastisch darstell-
te, von Sachverständigen Fehl-
diagnosen und oberflächliche
Untersuchungen vorgenommen.
Durch eine Frage aus dem
Auditorium hinsichtlich des
Befallsalters des Hausschwamms
wurde auf die Meldepflicht in
einigen LBO hingewiesen. Dr.
Rafalski machte deutlich, dass,
wenn die Meldepflicht besteht,
und eine Meldung erfolgte, bei
der Behörde nachgefragt wer-
den kann, seit wann man
Kenntnis von einem Schwamm-
befall hat. Unter Anbetracht
der durch einen Beweisbe-
schluss immer häufiger gestell-
ten Frage nach dem Befallsal-
ter sind dies sehr wertvolle
Hinweise, die Prozessentschei-
dend sein können.
Gefährdungspotenzial
relativiert
Dipl.-Ing. Detlef Krause
griff ein sehr brisantes Thema
in seinem Vortrag „
Von DDT bis
Fluorox - Holzschutzmittel-
wirkstoffe in der täglichen
Praxis
“ auf. In 1000en von
Dachstühlen, hauptsächlich in
den neuen Bundesländern, sind
nach seinen Angaben DDT, Lind-
an und PCP vertreten. „Wie
schlimm sind denn nun die
Holzschutzmittel“ stellte Herr
Krause in den Raum und ob-
jektivierte das Gefahrenpoten-
zial. Bei vorschriftsmäßiger
Imprägnierung wurden 12,25
g/m² DDT, 1,75 g/m² Lindan
und ca. 6 g/m² Holzoberfläche
PCP ausgebracht. Neben den
eigentlichen Hölzern sind durch
das Sprühverfahren auch Dach-
ziegel und Schüttung belastet.
In der Praxis bestehen gravie-
rende Unterschiede bezüglich
der Eintragsmengen. Analysen
zeigten, dass die Wirkstoffe von
einem Bruchteil bis hin zu dem
Mehrfachen von der Vorschrift
abweichen. Untersuchungen des
Umweltbundesamtes zeigten,
dass trotzdem die Raumluftbe-
lastung im Mittel unter dem
„Eingreifwert“ liegt. Die Emp-
fehlung von Herrn Krause lau-
tet: „Nach derzeitigem Kennt-
nisstand kann davon ausgegan-
gen werden, dass früher
DDT-behandelte Dachböden zu
keinen bedenklichen Belastun-
gen in den Wohnungen solcher
Häuser führen.“
Heißluft beibt
eine Sondermaßnahme
Zum Thema „
Heißluftbe-
handlung gegen den Echten
Hausschwamm unter Beach-
tung baurechtlicher Rahmen-
bedingungen
“ übermittelte
Ingo Müller
eine Überblick zu
der in Deutschland gängigen
Praxis. Obwohl es eine Reihe
von Firmen gibt, die den Pilz
thermisch bekämpfen, ist und
bleibt das Verfahren eine Son-
dermaßnahme. Werden solche
Sondermaßnahmen ausgeführt
sind im Vorfeld tangierende
Arbeitsschritte festzuschreiben
und rechtlicher Konsequenzen
zu klären. Herr Müller machte
deutlich, dass es viele Proble-
me bei der Heißluftbehandlung
gibt, die nur von erfahrenen
Firmen beherrscht werden kön-
nen. Auch ist daran zu denken,
dass die Sonderlösungen indi-
viduell geplant werden müssen.
Zu beachten ist außerdem, da
man von dem Stand der Tech-
nik abweicht, sich eine Firma
bei der Ausführung in eine 30
jährige Haftung begibt.
„Interessant ist, dass in
historischer Zeit der bekämp-
fende Holzschutz eine unter-
geordnete Rolle spielte.“
„Nach derzeitigem Kenntnis-
stand kann davon ausgegan-
gen werden, dass früher DDT-
behandelte Dachböden zu
keinen bedenklichen Belastun-
gen in den Wohnungen solcher
Häuser führen.“
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