S&E Glossary

Fachbereiche Schimmelpilze stungen, die nur bei der Sanierung oder in be- stimmten Arbeitsbereichen auftreten können, können schwere Erkrankungen wie die EAA oder als leichtere Form die MMI auftreten. Dazwi- schen sind keine Gesetzmäßigkeiten erkennbar und somit auch keine Grenzwerte vorgegeben. Wie soll jetzt eine potentielle gesundheitliche Beeinträchtigung erfasst und bewertet werden? Dabei ist es sinnvoll, sich den Begriff der Gefährdung genauer anzusehen. Rechtlich ange- siedelt, liegt die Gefährdung zwischen den Begrif- fen Sicherheit und Gefahr. Sicherheit bezeichnet einen Zustand, der frei von unvertretbaren Ri- siken angesehen wird. Gefahr ist ein Zustand oder Ereignis, bei dem ein nicht akzeptables Risiko vorliegt und somit die hohe Wahrscheinlichkeit eines Schadenseintritts besteht. Eine Gefährdung ist demzufolge der Bereich zwischen Schadens- freiheit und Schadenseintritt. Eine Gefährdung ist ein Zustand oder eine Situation, in der die Möglichkeit des Eintritts eines Gesundheitsscha- dens besteht und entsteht durch ein mögliches räumliches und/oder zeitliches Zusammentreffen eines verletzungs- bzw. krankheitsbewirkenden Faktors einer Gefahrquelle. Gefährdung ist ein Zustand erhöhter Aufmerksamkeit. Ohne Verharm- losung, ohne Panikmache. Und das ist genau die passende Definition für die Bewertung von ge- sundheitlichen Beeinträchtigungen bei Schim- melschäden und deren Sanierung im Innenraum. Zusammengefasst können wir im Rahmen ei- ner Bewertung der Gesundheitsgefährdung von Schimmelpilzen, Bakterien und anderen Begleit- organismen festhalten, dass für Normalgesunde, Schwangere und Kleinkinder ein Infektionsrisi- ko nahezu ausgeschlossen werden kann. Auch ist es unwahrscheinlich, dass Mykotoxine aus Befallsherden freigesetzt werden und zu Beein- trächtigungen führen. Daher ist es im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung auch nicht not- wendig oder sinnvoll, Gattungsbestimmungen oder Toxinanalysen vornehmen zu lassen. Es ist auch nicht zielführend, in diesem Zusammenhang für den Nichtgefährdeten lange Dossiers über Mikroorganismen und ihre Toxine zu erstellen, die verunsichern, obwohl die Normalbevölkerung nicht davon betroffen ist. Anders bei der Risikogruppe der Immunsup- primierten, deren Infektionsrisiko tatsächlich stark erhöht ist. Hier sind Gattungsbestimmungen sinnvoll, da das Infektionsrisiko und auch der Verlauf der Infektion von der Gattung abhängig sind. Dabei sind insbesondere bei Aspergillus- Infektionen schlechte Prognosen zu erwarten. Eine Bewertung durch den Sanierer oder Bau- sachverständigen scheidet aber zumeist aus, da hier die medizinische Betreuung sehr engma- schig ist und hier frühzeitig der behandelnde Arzt eingreifen dürfte (8). Doch wie sieht die Bewertung in Richtung sensibilisierende und allergisierende Wirkungen aus? Da generell alle Schimmelpilze sensibilisie- rend wirken können, kann auch hier eine ver- allgemeinerte Formulierung angesetzt werden. Gattungsbestimmungen sind nicht notwendig. Da in keiner Weise abgeschätzt werden kann, ob und wann es zum auslösenden Erstkontakt, also zum Manifestieren der falschen Immunantwort kommt, muss unter dem Blickwinkel der erhöh- ten Aufmerksamkeit davon ausgegangen werden, dass jederzeit in schimmelbelasteten Innenräu- men dieser Erstkontakt stattfinden kann, was durch Studien zumindest tendenziell bestätigt wird. Hieraus leitet sich der Vorsorgegedanke ab, dass Schimmelpilzbefall im Innenraum nicht zu tolerieren ist und präventiv entfernt werden sollte. Und zwar wiederum unabhängig von Gat- tung und Toxinproduktion. Anders kann es sich bei bereits diagnosti- zierten Schimmelpilzallergikern verhalten, hier kann es sinnvoll sein zu prüfen, ob relevante Pilzgattungen und/ oder ihre Allergene nachge- wiesen werden können, um Maßnahmen besser planen zu können. Wer es mit der erhöhten Aufmerksamkeit kei- nesfalls auf die leichte Schulter nehmen sollte, ist der Ausführende. Gerade bzw. fast ausschließlich bei der Sanierung werden derart hohe Sporen- konzentrationen freigesetzt, die ohne Arbeits- schutzmaßnahmen zu ernsthaften Erkrankungen wie EAA und ODTS führen können (9). Literatur 1. RKI: Erste Ergebnisse der KiGGS-Studie zur Gesund- heit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. RKI, Berlin 2006. 2. RKI: Empfehlung des Robert Koch-Instituts: Schim- melpilzbelastung in Innenräumen – Befunderhebung, gesundheitliche Bewertung und Maßnahmen, 2007, Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesund- heitsschutz 50:1308–1323. 3. WHO guidelines for indoor air qualitiy: dampness and mould. Hrsg.: World Health Organization (WHO), Kopenhagen 2009. 4. Bartram FA: Schimmelpilzexpositionen in lnnenräu- men als (Mit-)Ursache umweltmedizinischer Erkran- kungen, umwelt.medizin.gesellschaft | 23 | 3 /2010. 5. KRINKO – Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI): Anforderungen an die Hygiene bei der medi- zinischen Versorgung von immunsupprimierten Pa- tienten. Bundesgesundheitsbl 2010 53: 357–388. 6. Wiesmüller GA, Szewzyk R, Gabrio Th, Engelhart St, Heinz WJ, Cornely OA, Seidl HP, Fischer G, Herr CEW: Häufige Fragestellungen in Zusammenhang mit der Bewertung eines möglichen Infektionsrisikos von Schimmelpilzexpositionen: Antworten eines Round Table auf dem Workshop „Schimmelpilze und schwere Grunderkrankungen – welches Risiko ist damit ver- bunden?“ im Rahmen der GHUP-Jahrestagung 2009. Umweltmed. Forsch. Prax. 2010, 15: 104–110. 7. Wiesmüller GA, Szewzyk R, Gabrio Th, Fischer G, Licht- necker H, Merget R, Ochmann U, Nowak D, Schultze- Werninghaus G, Steiß J-O, Herr CEW: Häufige Fra- gestellungen in Zusammenhang mit der Bewertung eines möglichen allergischen Risikos von Schim- melpilzexpositionen: Antworten eines Round Table auf dem Workshop “Schimmelpilze und allergische Erkrankungen” im Rahmen der GHUP-Jahrestagung 2010. Umweltmed. Forsch. Prax. 16: 98–106. 8. Exner M, Engelhart S, Gebel J, Ilschner C, Pfeifer R, Höller C, Dilloo D, Maschmeyer G, Simon A: Hygiene- Tipps für immunsupprimierte Patienten zur Vermei- dung übertragbarer Infektionskrankheiten, HygMed 2011; 36 [1/2]: 36–44. 9. Beschluss 45/2011 des ABAS vom 05.12.2011: Stel- lungnahme „Kriterien zur Auswahl der PSA bei Ge- fährdungen durch biologische Arbeitsstoffe“. 10. Langen U: Sensibilisierungsstatus bei Kindern und Jugendlichen mit Heuschnupfen und anderen ato- pischen Erkrankungen, Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) Bundesge- sundheitsbl 2012, 55:318–328. 11. Wiesmüller GA, Szewzyk R, Gabrio Th, Baschien C, Fischer G, Heinzow B, Raulf-Heimsoth M, Herr CEW (2011): Häufige Fragestellungen in Zusammenhang mit der Bewertungmöglicher toxischer Reaktionen von Schimmelpilzexpositionen: Antworten eines Round Table auf dem Workshop „Schimmelpilze und toxische Reaktionen” im Rahmen der GHUP- Jahrestagung 2011, Umweltmed. Forsch. Prax. 17 (3) 2012: 159–169. Bild 2: Schema zur Bewertung möglicher Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Schimmelpilze in Abhängigkeit von der Aktivität des Immunsystems. Schützen & Erhalten · September 2015 · Seite 28 Zustand des Immunsystems supprimiert kompetent immunisiert Risiko einer Erkrankung Infektion keine Infektionsgefahr mögliche Sensibilisierung Allergie EAA

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