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Technische Beratung: +49 (0) 5237 / 608 -119 und -130 Meinungen Die Zielstellung des Autors ist die Prüfung der prinzipiellen Wirksamkeit von Injek- tionsmittelabdichtungen an Bauwerken. Herr Lindner will eine praxistaugliche Versuchsanordnung vorstellen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten dieses zu tun und es ist völlig legitim auch andere Methoden vorzustellen als diejenigen, die in den verschiedenen Gremien, wie z. B. erst jüngst im Bundesverband Feuchte und Altbausanierung e. V. (BuFAS) erarbeitet worden sind. Zum o. g. Artikel möchte ich zu insgesamt sechs Punkten kritische Anmerkungen machen: 1 Zur Bohrkernentnahme Zitat Lindner: „…Die Beprobungen erfas- sen jeweils den gesamten Wandquerschnitt, wo- bei selbstverständlich darauf zu achten ist, dass bereits ausgeführte Vertikalabdichtungen keinen Schaden nehmen…“ Kommentar: Selbstverständlich muss einge- griffen werden in die Injektionsmittelzone! Wie sonst können Injektionsmitteleinflüsse auf das Wasseraufnahmeverhalten nachgewiesen wer- den. Eingreifen heißt stören, eingreifen heißt beschädigen. Ohne derartige Einflussnahme sind keine Aussagen zu treffen. Oder man greift auf zerstörungsfrei arbeitende Verfahren zurück, die Veränderungen in der Nähe einer Injektionsmit- telabdichtung erfassen können. Wenn aber zer- störungsfrei arbeitende Untersuchungsverfahren vom Verfasser abgelehnt werden, bleiben eben nur zerstörende Eingriffe gerade in der Injekti- onsmittelebene übrig. Einem Bären den Pelz zu waschen, ohne ihn nass zu machen geht ein- fach nicht. 2 Zur Bohrkernanzahl Zitat Lindner: „…3 Stück pro Objekt bzw. 1 Stück alle 25 Meter…“ Kommentar: Wenn z. B. nur an 3 von 4 Sei- ten Kerne genommen werden, können keine re- präsentativen Aussagen zur Wirksamkeit von nachträglichen Querschnittsabdichtungen ge- troffen werden, höchstens symbolische. Es ist unzulässig von so wenigen Beprobungen auf ein Gesamtergebnis zu schließen. Diese Aussage ist umso mehr richtig, weil bewusst oder unbe- wusst Tiefenstrukturen nicht beachtet werden. Es geht mit dieser Vorgehensweise die Forderung völlig verloren, jede Wand individuell beurtei- len zu können. Bei einem Einfamilienhaus (10 × 10 m = 40 lfd. m) wird entweder eine Seite gar nicht beprobt oder nach der zweiten Forderung Lind- ners (alle 25 Meter) kommt nur eine Beprobung zustande. Beide Vorschläge müssen konsequent abgelehnt werden, wenn tatsächlich differen- zierte Untersuchungsergebnisse erwartet wer- den und wenn Zufälligkeiten ausgeschlossen werden sollen. 3 Zu Laboruntersuchungen Zitat Lindner: „…Als Maßstab für die Wirk- samkeit des Dichtstoffs gilt der effektive Feuch- tedurchsatz (Fd) in Gramm pro Tag bezogen auf die Saug- bzw. Verdunstungsfläche des Bohrkerns [g/d cm²]…“ Kommentar: Der Begriff „Feuchtedurch- satz“ ist schon physikalisch lange besetzt, er beschreibt z.B. Masse-, Dampf- oder Flüssig- keitsdurchgänge, indem Vergleiche zwischen dem Eingang (input) und dem Ausgang (out- put) gemacht werden. Es soll quasi festgestellt werden, ob die unten in einen Kern eintreten- de „Menge bzw. Masse“ oben wieder austritt. Lindner betrachtet aber nur den Eintritt und geht gar nicht auf den Austritt von Wasser- dampf an der Probenoberseite ein. Dieses ist legitim. Lindner muss aber dann auf den Be- griff Feuchtedurchsatz verzichten, der hier dann einfach deplatziert bzw. falsch ist und unrich- tige Folgerungen bis hin zu den Maßeinheiten zur Folge hat. Lindner betrachtet ausschließlich den Feuch- teeintritt von unten her in einen senkrecht ste- henden Kern. Dieser Zutritt ist in der Bauphysik aber schon seit mehr als 50 Jahren eineindeutig durch den Begriff Wasseraufnahme gekennzeich- net, woraus sich der Wasseraufnahmekoeffizient ergibt, der sich in vier Klassen (wasserdicht, wasserabweisend, wasserhemmend und stark saugend) aufgliedern lässt. Der Wasseraufnahmekoeffizient wird in kg/ m²h 0,5 angegeben und ist durch die deutsche und durch europäische Normen reglementiert. Mit Hilfe dieses Wasseraufnahmekoeffizienten sind eindeutige Aussagen in wesentlich kürze- rer Zeit zu machen. Nicht fünf, sondern ca. ein einziger Tag ist vollkommen ausreichend, wenn Vorbereitungen einfach außen vor gelassen wer- den. (siehe auch den W 24 -Wert) 4 Zu Laboruntersuchungen Zitat Lindner: „…Die Prüfanordnung ist über einen Zeitraum von 5 Tagen in Intervallen von 24 Stunden auf 0,01 g genau zu wiegen…“ Kommentar: Untersuchungen sind mit der geforderten Genauigkeit von 1/100g völlig über- zogen. Mit der richtigen Vorgehensweise können auch richtige Ergebnisse erzielt werden, wenn geringere Genauigkeiten eingehalten werden. Die o. g. Großzügigkeit bei der Beprobung ei- nerseits und die überzogene Genauigkeit ande- rerseits passen in der Sachverständigentätigkeit einfach nicht zusammen. 5 Zur Bewertung Zitat Lindner: „…Die Differenz zwischen dem mittleren effektiven Feuchtedurchsatz im Entnahmezustand und dem mittleren effektiven Feuchtedurchsatz nach erfolgter Trocknung gibt Auskunft über die zum Zeitpunkt der Probenent- nahme bereits erzielte Sperrwirkung…“ Sechs kritische Punkte zum Artikel ... ... „Überprüfung der Wirksamkeit nachträglicher Querschnittsabdichtungen“ von Dipl.-Ing. R. Lindner/Wuppertal veröffentlicht in „Schützen und Erhalten“ Ausgabe 2/2009 Schützen & Erhalten · Dezember 2009 · Seite 23

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