S&E Glossary

Die in Deutschland mittlerwei- le beschriebene und diskutier- te Klimaveränderung scheint sich nun auch auf holzzerstö- rende Insekten auszuwirken. Bereits vor Jahren wurden milde Winter und eine inten- sivere Globalisierung für die Ausbreitung des Braunen Splintholzkäfers verantwort- lich gemacht. Nun könnte dies auch für den Südlichen Nage- käfer zutreffen. Ein in der (deutschen) Literatur nur vereinzelt [1,2,3] beschriebenes und nördlich der Alpen seltenes Vor- kommen fördern nicht gerade sei- nen Bekanntheitsgrad. So konnte ein vor kurzen von mir beobach- teter Befall im Treppenhaus eines Bonner Hotels (Bild 1) erst durch entscheidende Hinweise von Dr. Uwe Noldt, BFH Hamburg, entspre- chend eingeordnet werden. Erscheinungsform: Kreisrunde Fluglöcher, so wie man es von allen anderen Anobi- iden kennt, sind auch ein Merkmal von diesem Nagekäfer (Bild 2). Der Durchmesser beträgt 1,5 bis 3,0 mm. Im Gegensatz zum Trotzkopf und Bunten Nagekäfer, die ähnliche gro- ße Bohrlochdurchmesser erzeugen, benötigt der Südliche Nagekäfer kein pilzvorgeschädigtes Holz. Die Imagos sind hell bis dun- kelbraun gefärbt. Auf den Flügeldek- ken sind Punktreihen erkennbar. Die Fühler des Männchens bestehen aus insgesamt 11 Gliedern, wobei die drei Endglieder deutlich verlängert sind. Der Halsschild besitzt eine gleich- mäßig geschwungene Form. Dies steht im Gegensatz zum Gewöhnli- chen Nagekäfer, der eine Wulst be- sitzt (Bild 3). Hat man die Möglich- keit Insekten mittels Lupe oder Auf- lichtmikroskop zu untersuchen (ab ca. 30-facher Vergrößerung), so kön- nen auf den Fassettenaugen feine Härchen beobachtet werden (Bild 4). Dadurch kann der Südliche Nagekä- fer von anderen, im Süden Europas beheimateten Nagekäferarten unter- schieden werden. Lebensweise Beheimatet im atlantischen und mediterranen Gebiet Europas und Nordafrikas sowie Teilen Asiens gilt er dort als beachtlicher, Ter- ritorial als bedeutendster, Holz- schädling (siehe Karte, Bild 5). Bereits 1911 werden in Ausbrei- tungsgebiete in Tirol und Öster- reich genannt [3] . Er gehört zu den klassischen Trockenholzinsekten und befällt Laub- (z.B. Nussbaum, Pappel, Rotbuche) und Nadelholz. Dabei scheint er Laubholz zu be- vorzugen und es wird das Splint- sowie Kernholz befallen. In seinem Hauptverbreitungs- gebiet lebt diese Insektenart im abgestorbenen und trockenen Holz der Bäume und Sträucher sowie an Einrichtungsgegenständen und Mobiliar. Dabei dürfte sein Tempe- raturanspruch zwischen 13 und 26°C liegen. In [2] wird die Hauptakti- vität der Käfer in den Morgenstun- den bis etwa 10.00 Uhr beschrie- ben. Aus eigenen Beobachtungen FACHBEREICHE Holzschutz Der Südliche Nagekäfer [ Oligomerus ptilinoides (Woll.) ] Schützen & Erhalten · September 2007 · Seite 8 Bild 1: Treppenhaus im Befallsobjekt. Bild 2: Kreisrunde Schlupflöcher im Treppengeländer mit gerade schlüpfendem Käfer. Bild 3: Vergleich Südlicher Nagekäfer (Mitte und oben) mit Gewöhnlichen Nagekäfer (unten). Bild 5: Etwaiger Ausbrei- tungsbereich des Südlichen Nagekäfers, Roter Punkt: Schadensfall in Bonn. Bild 4: Behaarun- gen an einem Auge des Südlichen Nage- käfers.

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