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Schützen & Erhalten · März 2001 · Seite 10 Es schreibt für Sie: Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr (Jahrgang 1960) – 1981: Fachschulstudium an der Ing.-Schule für Hoch- bau Leipzig – 1985: Fachmann für Holzschutz – 1990: Sachverständiger für Holzschutz an TU-Dresden – 1990: Gründung einer Holz- und Bautenschutzfirma – 1991: Berufung zum ö.b.u.v.S für Holzschutz – seit 1997: Fachbereichslei- ter für Holz- und Brand- schutz im DHBV – seit 1998: Geschäftsführer eines Ingenieurbüros – seit 1999: Dozent am HBZ Münster (Holz- und Bautenschutztechnikeraus- bildung) Mitarbeit in folgenden Ausschüssen: – WTA-Arbeitsgruppe Holz – DGfH-Arbeitsausschuss „Erneuerung alter Bau- substanz“ – Stellv. Leiter der DGfH Arbeitsgruppe „Bekämp- fungsmaßnahmen zum Schutz von Holz“ – DIN-Kommentarausschuss (DIN 68800/4) – Integrierung in ein Forschungsprojekt „Echter Hausschwamm“ – Fortbildungsprüfungsaus- schuss Holz- und Bauten- schutztechniker Weitere Fragen an: Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr An der hohen Lache 6 06846 Dessau Telefon: 0340 - 6611884 Telefax: 0340 - 6611885 email: Ing-Buero-Flohr@t-online.de DIE FACHBEREICHE Holz- und Brandschutz Brauner Splintholzkäfer (Lyctus brunneus) Diese Käferart hat in den letzten Jahren und Jahr- zehnten an wirtschaftli- cher Bedeutung zugenom- men. Für den Holzhandel und die Holzindustrie dürfte er mittlerweile Schaderreger Nummer 1 sein. Dies liegt nicht nur an der schnellen Genera- tionsfolge, sondern auch an dem relativ wertvollen Holz, auf das er sich spe- zialisiert hat. Der Käfer stammt aus wär- meren Gebieten der Erde und wird hauptsächlich mit Import- holz eingeschleppt. Die Larven können auch einen milden Win- ter im frei lagernden Holz über- stehen, sodass eine Vermehrung möglich ist. Die Familie der Splintholz- käfer (Lyctidae) umfasst etwa 60 Arten von Käfern. Einige sei- en hier stellvertretend genannt: – Linierter Splintholzkäfer – Afrikanischer Splintholz- käfer – Amerikanischer Splint- holzkäfer – Weichhaariger Splint- holzkäfer – Beschuppter Splintholz- käfer – Samtener Splintholzkäfer Erscheinungsform: Der Braune Splintholzkäfer zählt zu der in Deutschland am weit verbreitetsten Lyctusart. Die etwa 3 bis 7 Millimeter lan- gen, sehr schlanken Käfer fal- len durch die rotbraune Färbung auf. Auf der Flügeldecke besit- zen sie eine sehr feine Punk- tierung (siehe Bilder 1 und 2). Die Larven ähneln in Form und Farbe denen des Gewöhn- lichen Nagekäfers. Sie sind en- gerlingsartig gekrümmt, elfen- beinfarben, besitzen drei Bein- paare und erreichen eine Länge von etwa 6 Millimetern. Zum Un- terschied gegenüber dem Ge- wöhnlichen Nagekäfer (Holz- wurm) ist ihr achtes Atemloch- paar (sog. Stigma) außerge- wöhnlich vergrößert. Unter der Lupe erkennt man am Hinter- leibssegment dieses als gelblich ovalen Fleck (siehe Bild 3). Die Fraßgänge verlaufen im Holz unregelmäßig. Eine Orien- tierung parallel zur Faserrich- tung des Holzes ist im Anfangs- stadium erkennbar. Kommt es zu einer fortgesetzten Fraßtä- tigkeit, wird das Splintholz re- gelrecht pulverisiert. Es ist kaum noch feste Holzsubstanz vorhan- den. Aus Poren, Holzrissen und Fluglöchern quillt feines Holz- pulver. Fluglöcher wie Fraßgänge besitzen einen meist kreisrun- den Durchmesser von 0,8 bis 1,5, seltener bis 2 Millimeter. Die Fraßgänge sind sehr fest mit Nagsel verstopft, sodass bei ei- nem Anschnitt oft ein Befall übersehen wird. Lebensweise Das befruchtete Weibchen legt vorrangig in offene Poren (es können auch Risse und Spal- ten sein) der Laubhölzer etwa 0,15 Millimeter dicke und bis zu 0,8 Millimeter lange Eier ab. Diese besitzen am Ende ein mehr oder weniger kleines „Stielchen“. Dabei werden nicht mehr als etwa 3 bis 4 Eier je Pore abge- legt. Diesen Vorgang wiederholt das Weibchen etwa 20 bis 40 mal, sodass insgesamt etwa 70 Eier abgelegt werden. Bevor das Weibchen sich für einen Eiablageplatz entscheidet, prüft sie das Holz auf entspre- chenden Nährstoffgehalt durch annagen der Holzoberfläche. Wichtig für die Entwicklung der Larven ist ein hoher Stärkege- halt in Verbindung mit Eiweiß- stoffen. Neben dem Angebot der Ei- weiß- und Stärkestoffe im Holz beeinflussen andere Bedingun- gen (günstig sind um 26 Grad Celsius und etwa 60 Prozent relative Luftfeuchte) die Wachs- tumszeit der Larve. Dann kön- nen von der Eiablage bis zum Schlupf durchaus nur 5 Mona- te vergehen. Liegt ein geringes Nährstoffangebot und/oder un- günstige klimatische Bedingun- gen vor, beträgt die Entwick- lungszeit durchaus 2 und mehr Jahre. In beheizten beziehungswei- se warmen Wohnungen können die Käfer Jahr über schlüpfen. Bei einem Befall auf Holzlager- plätzen erfolgt der Schlupf wit- terungsbedingt vorrangig in den Sommermonaten. Immun gegen einen Lyctus- befall sind alle Nadelhölzer, Buche und der Farbkern von Kernholzbäumen. Der Splint ein- heimische Laubhölzer (zum Beispiel Eiche, Edelkastanie, Ulme, Nussbaum, Esche) wer- den genauso befallen wie einige Tropenholzarten (zum Beispiel Abachi, Limba, Ilomba). Bekämpfung und wirt- schaftliche Bedeutung Die Bekämpfung eines In- sektenbefalls ist wirtschaftlich vertretbar nur im Bereich der verarbeitenden Holzindustrie (Holzlagerplätze, Sägewerke, Schreinereien) möglich. Hier bieten sich großtechnische Ver- fahren wie die Kammertrocknung oder das Dämpfen an. Auch eine Begasung in Containern ist denkbar. Befindet sich ein Befall be- reits im verbauten Holz, das heißt in Schrankwänden, Tür- rahmen, Deckenverkleidungen oder Paneele, ist der radikale Ausbau oftmals das einzige Mit- tel. Eine Imprägnierung mit Holzschutzmitteln kommt aus Gründen des Gesundheitsschut- zes (Wohn- und Aufenthaltsräu- me) beziehungsweise auf Grund der Verarbeitung kaum in Fra- ge. In den oft feingliedrigen, aus einer geleimten Sandwich- konstruktion bestehenden Holz- teilen können keine bekämpfen- den Holzschutzmittel einge- bracht werden.

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