Schützen & Erhalten - page 20

dass der Hausschwamm durch die chemischen
Mittel nicht abgetötet wird.
Mit der früher lieferbaren Raco-Paste der Fir-
ma R. Avenarius & Co. aus Gau-Algesheim gab es
keine Beanstandungen. Dieses Mittel war sehr
stark alkalisch und durch die Imprägnierung der
Wand wurde die Alkalität in die Wand übertragen.
Mit dem heutigen Wissen um Hausschwamm-
sanierung geht der Verfasser davon aus, dass
die positive Wirkungsweise nicht allein auf das
Pentachlorphenol, sondern auch auf die starke
Alkalität zurückzuführen war.
Quads oder Borverbindungen bleiben in der
Wand löslich. In den technischen Merkblättern
steht sinngemäß, dass die Schwammsanierung
mit diesen Produkten nur dann
funktioniert, wenn die Wand
getrocknet wird und trocken
beibehalten wird. Dann erst
sind die Mittel in der Lage das
Wachstum des Hausschwamms
zu behindern.
Das heißt, dass auch die
chemischen Mittel darauf an-
gewiesen sind, dass anschlie-
ßend nach der Sanierung die
Wand trocken ist. Mit dem Hin-
weis in der Norm, dass nach
der Bohrlochtränkung die Wand
unverzüglich zu trocknen ist,
ergeben sich dann völlig neue Schwammbekämp-
fungsstrategien.
Die Schwammsanierung funktioniert allein
über die Trocknung, wie hier an verschiedenen
Beispielen dargestellt ist. Insofern ist die als
Regelverfahren beschriebene Methode der Bohr-
lochtränkung und Oberflächenbehandlung aus der
Sicht des Verfassers fraglich, wenn nicht sogar
überflüssig. Es gibt tatsächlich nur ganz wenige
Schwammvorkommen, wo mit einer Bohrlochträn-
kung sinnvoll eine Sanierung gegen den Haus-
schwamm durchgeführt werden kann.
Zur Regelsanierung zählt auch, dass auf eine
Bohrlochtränkung der Wand verzichtet werden
kann, wenn die Wand (mit Hausschwamm be-
fallen) getrocknet wird, trocken beibehalten
wird und kein Holz mehr eingebaut wird (DIN
68 800 Teil Abs. 4.3.1). Das ist die Methode,
die der Verfasser für sich als Aushungerverfah-
ren benannt hat.
Aushungerverfahren
Ausgehend von der zuvor genannten Rege-
lung (Abs. 4.3.1) hat der Verfasser bei dickeren
Ziegelsteinwänden von Hausschwamm befallene
Balkenköpfe abgeschnitten und die Auflage in
der Wand des restlichen Balkens mit Stahl vorge-
nommen. Damit war kein Holz mehr in der Wand
eingebaut, die Wand wurde getrocknet und an-
schließend verputzt. Auf eine Bohrlochtränkung
wurde verzichtet. Schäden in diesem Bereich
durch Hausschwamm sind nicht zu erwarten.
Selbst bei trockenen, dicken Ziegelsteinwän-
den hat der Verfasser diese Stahlanlaschungen
benutzt, um auf eine mögliche Bohrlochträn-
kung zu verzichten. Hier bestand die Gefahr,
dass die Wand innen noch nicht lange genug
trocken war und der Hausschwamm sich noch
in Trockenstarre befand. Da in diesem Fall der
Bauherr sowieso davon ausging, dass eine Bohr-
lochtränkung auch allein wegen der Anwesenheit
von Hausschwamm durchgeführt werden müsse,
war er über eine solche Maßnahme hinsichtlich
der Kosten sehr erfreut.
In früheren Zeiten wurden vom Verfasser sol-
che Bauwerke regelmäßig kontrolliert, je nach
Nutzung. Waren es Mietwohnungen, dann wur-
de zum Schluss der Heizphase eine Begehung
durchgeführt. Bei Baudenkmälern wurden Be-
gehungen immer dann durchgeführt, wenn der
Verfasser in der Nähe war, um
zusätzliche Überprüfungsko-
sten einzusparen.
Bei diesem Verfahren des
Aushungerns ist es wichtig,
dass keine Holzreste in der
Wand verbleiben. Zu Holzresten
gehören auch Fenster. Deshalb
lassen sich z. B. im denkmal-
geschützten Bau mit einer sol-
chen Maßnahme dem Bauherrn
höhere Kosten sparen.
Sind Holzfenster vorhan-
den (nachträgliche Befalls-
gefahr), werden sie durch
Kunststofffenster ersetzt. Bautechnisch ist das
durchführbar, in den meisten Fällen ist das der
Denkmalpflege auch zu vermitteln. Andernfalls
sind etwas längere und heftigere Diskussionen
notwendig, um die Denkmalpflege von der Not-
wendigkeit der Kunststofffenster zu überzeugen.
Sicher gibt es auch hier Ausnahmen, aber im
normalen Wohnungsbau in denkmalgeschütz-
ten Gebäuden konnten bisher in 95% der Fälle
Kunststofffenster eingebaut werden.
Künstliches Austrocknungsverfahren
Dieses Verfahren lässt sich im Wohnungsbau
häufig erfolgreich einsetzen. Verwendet werden
Infrarotstrahler oder Mikrowellengeräte. Eine vom
Schwamm durchwachsene Wand wird aufgewärmt
auf mindestens 50°C für 20min. Hat z. B. eine
Ziegelwand 50°C erreicht, ist sie in aller Regel
komplett trocken. Das muss gemessen werden.
Hier wird mit dem CM-Messgerät vor Beginn der
Sanierung die Feuchtigkeit bestimmt. Nachdem
die 50°C erreicht sind, kann eine weitere Mes-
sung durchgeführt werden. Der Restfeuchtegehalt
sollte bei 2% liegen, 3% ist auch noch möglich.
Unsinnig ist, die Wand mit diesem Verfahren auf
0,5% zu trocknen. Das kostet zu viel Energie.
Das Verfahren funktioniert nicht nach dem
System der Abtötung des Hausschwamms nur mit
Hitze, weil dann höhere Temperaturen benötigt
werden. Das Verfahren ist eine Kombination von
Austrocknung des Mediums und Hitzebehand-
lung. Der Verfasser hat mit dieser Methode in
den letzten Jahren mindestens 10 Objekte be-
handeln lassen, das erste bereits im Jahr 2004
in Hamburg. Schäden sind bisher nicht wieder
aufgetreten. Es gab auch keine neu aufgetre-
tene Feuchtigkeit.
Wirtschaftlich gesehen ist dieses Verfahren
wesentlich teurer als die Bohrlochtränkung. Der
Vorteil liegt in den Nebenkosten. In aller Re-
gel muss die Wohnung nicht geräumt werden.
Je nach Mauerwerksaufbau muss auch nicht je-
der Putz beseitigt werden. Wie bei den zuvor
genannten Verfahren auch, sind durch Zimmer-
leute die zerstörten Holzkonstruktionen wie-
derherzustellen.
Wie bei allen Schwammsanierungsverfah-
ren ist es auch hier notwendig, die Feuch-
tigkeitsquelle abzustellen. Ansonsten feuch-
tet die Wand wieder auf. Das bedeutet nicht
zwangsläufig, dass ohne diese Maßnahme der
Schwamm wieder auflebt, aber es ist möglich,
dass am Holz anhaftende Sporen langfristig
gesehen wieder keimen können. Dem Verfasser
ist von den selbst begleiteten Objekten keines
bekannt, wo der Hausschwamm nach der Hit-
zebehandlung mit den hier genannten Werten
wieder aufgelebt ist.
Diese Technik funktioniert überall dort, wo
über Kapillarsysteme Feuchtigkeit getrocknet
werden kann. Diese Methode funktioniert z. B.
nicht bei Lehmsteinen, Lehmfachwerk oder Po-
renbeton. Sind diese Systeme nass, lassen sie
sich nicht mit vertretbarem Aufwand trocknen.
Heißluftmethode
Diese als Sonderverfahren neu in die DIN auf-
genommene Methode beruht auf der Abtötung
des Hausschwamms durch höhere Temperaturen.
Dabei spielt die Verweildauer des Pilzgeflechts
in der Wärme eine wesentliche Rolle.
Im DIN-Arbeitskreis wurden die vielen Va-
rianten, die es bei der Erzeugung von Heißluft
gibt, nicht ausgiebig diskutiert. Das führte dazu,
dass die Heißluftmethode mit dem Hinweis auf
Fachleute mit Erfahrung eingeführt wurde.
Wenn Propangas verbrannt wird, entsteht aus
1 kg Propangas 1,6 kg Wasser. Wenn Heizöl ver-
brannt wird, entsteht aus 1 kg Heizöl ungefähr
die gleiche Menge Wasser. Wird mit einer sol-
chen direkten Heizung ein geschlossener Raum
beheizt, indem die Verbrennungsgase in diesen
Raum hineingeblasen werden, erhöht sich die
Feuchtigkeit in diesem Raum.
Bei kalten Wänden kann das zur
Kondensatbildung führen. Je hö-
her die Temperatur, umso größer
wird die Kondensatmenge.
Da aber bei einer reinen
Heißluftmethode, also dem Ver-
fahren mit dem Einblasen der
Verbrennungsluft, ein Überdruck
im Gebäude entstehen würde,
wird häufig die überschüssige
warme Luft durch den First ab-
geleitet. Zur besseren Durch-
strömung wird dann im Brenner
mehr Luft zugeführt, als zum
Verbrennen benötigt wird (die
Wasserkonzentration wird also
Fachbereiche
Sachverständige
Joachim
Wießner
ö.b.u.v. Sach-
verständiger
der Hand-
werkskammer
Oldenburg für
das Holz- und
Bautenschutz-
gewerbe, seit
1986 vereidigt
Heinrich-Heine-Straße 6
49688 Lastrup
Telefon: 0 44 72 / 94 84 - 0
Telefax: 0 44 72 / 94 84 84
E-Mail:
Heißluftanwendung
zur Bekämpfung
von Hausschwamm
in einem Fachwerk-
haus (geregelte
Heißluft mit
getrennter
Rauchgas-
führung).
Schützen & Erhalten · September 2014 · Seite 20
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