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Schützen & Erhalten · März 2005 · Seite 31
kung), bzw. 24 Wochen (lang-
same Wirkung) aus. EN 48 für
die Prüfung gegen Anobium
prüft 8 bzw. 16 Wochen.
Die Wirksamkeit gegen
holz-
zerstörende Pilze
wird für die
verschiedenen Pilze insgesamt
sehr gleichmäßig mit 0,5-1kg/
m³ angegeben (Bavendamm
1958; Harrow 1950; Baechler
1956; Carr 1959, Drysdale 1994)
Pilzart
wirksame
Konzentration
[kg/m³]
Hausschwamm 0,36–0,54
Kellerschwamm 0,53–0,73
Zaunblättling 0,52–0,72
Schwefelporling 0,54–1,4
Tabelle 2: Grenzwerte gegen holz-
zerstörende Pilze. Nach Becker
(1959), verändert.
Eine Wirksamkeit gegen das
Wachstum von
Schimmelpilzen
wird ab Konzentrationen von
15–17kg/m³ (3–4%) erreicht
(Becker 1959)
Ein
Vergleich der Giftwir-
kung
mit anderen, vor ca. 50
Jahren üblichen Holzschutzmit-
telwirkstoffen, wie z.B. Fluori-
den, Kupfersulfat oder Chromat-
Präparaten zeigt eine gute Wirk-
samkeit (Becker 1959). Erst im
Vergleich zu den heute üblichen
Wirkstoffen, die wie z.B. Pyre-
throide in einer Konzentration
von 0,01% angewendet werden,
zeigen sich Borate als deutlich
weniger effektiv. Dieser ver-
meintliche Nachteil kann aber
vor dem Hintergrund einer öko-
logischen Betrachtung auf dem
heutigen Stand sehr schnell zu
einem Vorteil werden, da deut-
lich höhere Mengen erforderlich
Eine Holzfläche von 1m²
enthält bei 10mm Penetra-
tionstiefe (Tiefschutz gem.
DIN 52175, 1975) ein Vo-
lumen von 10.000cm³
(100*100*1 cm). Bei einer
Dichte von ca. 0,5g/cm³
entspricht dies ca. 5kg.
>
84g Borsäure in 5kg Holz
entsprechen etwa einer Kon-
zentration von 1,7% oder
8,4kg/m³
Die erforderliche Konzentration
zur Abtötung auch großer Lar-
ven ist für das Beispiel-Präpa-
rat somit sicher gegeben. Auch
bei einer Penetrationstiefe von
2cm ist das Präparat noch wirk-
sam.
Wie kann es jetzt gesche-
hen, dass trotzdem fertige Kä-
fer ausschlüpfen?
Bor ist ein Fraßgift und kein
Kontaktgift. Die Darmpassage ist
zur Wirksamkeit erforderlich. Es
wurde dargelegt, dass Larven im
Hungerzustand längere Zeit im
Holz verbleiben und sich bewe-
gen können. Somit können Lar-
ven aus tieferen Schichten durch
das behandelte Holz hindurch
gelangen.
Auch für Insektizide mit
„schneller Wirksamkeit“ ist diese
weitere Entwicklung trotz Be-
handlung des Holzes möglich.
Die Eindringtiefen biozider Wirk-
stoffe bei oberflächlicher An-
wendung liegt in der Größen-
ordnung von 2–3 mm (Peylo,
Peek 1999). Auch klassische
lösemittelbasierte Wirkstoffe
sind nicht tiefer eingedrungen.
Erst wenn das Insekt mit der
behandelten Schicht in Berüh-
rung kommt, stirbt es schnell
ab und wird so nicht durch ein
neues Ausflugloch auf der Ober-
fläche erkennbar. Der Schaden
im Holz ist dadurch aber nicht
unbedingt geringer.
Ein wasserbasiertes Borsalz
dringt auch nicht tiefer als ca.
2–3mm ein (Peylo 1995). Durch
die niedrige Eindringtiefe liegt
die Borkonzentration in dieser
Schicht um ein vielfaches über
den erforderlichen Giftwerten.
Da aber eine Larve diese dün-
ne Schicht schnell durchqueren
kann und zudem das Risiko, in
diese dünne Schicht zu gelan-
gen, vergleichsweise gering ist,
können die Larven lange im
behandelten Holz überleben und
auch ausfliegen.
Schlußfolgerungen
Borate (Borsäure/Borax)
sind die Wirkstoffe in einer grö-
ßeren Anzahl zugelassener Holz-
schutzmittel. Sie zeigen, wie
auch in den Zulassungen ver-
merkt, eine langsame Wirksam-
keit. Diese Wirksamkeit ist in
der Praxis belegt. Die für die
praktische bekämpfende Anwen-
dung erforderliche Wirkstoffkon-
zentration gegen Insekten und
holzzerstörende Pilze liegt bei
etwa 3kg/Borsäuer/m³ Holz
(0,6%). Vorbeugend genügt
bereits 1kg/m³ (0,2%). Zu be-
achten ist dabei die Eindring-
tiefe und gleichmäßige Vertei-
lung im Holz. Je höher die Ein-
dringtiefe ist, desto schneller
werden die Larven im Holz er-
reicht.
Wichtig ist es nun für den
ausführenden Betrieb, seine
Kunden auf diese spezielle Ei-
genschaft des verwendeten Prä-
parates hinzuweisen. Sie ist ein
Kompromiss aus geforderter Ef-
fektivität bei gleichzeitiger
Unbedenklichkeit für die Bewoh-
ner und Verarbeiter. Der Hinweis,
daß noch 1–2 Jahre nach der
Behandlung einzelne Insekten
ausschlüpfen können, daß aber
dies durch die vorbeugende
Behandlung
aller
benachbarten
Holz-Oberflächen kein erneutes
Befallsrisiko birgt, sollte daher
selbstverständlicher Bestandteil
einer Fachberatung durch einen
Fachbetrieb sein.
Dr. André Peylo
Dipl.-Holzwirt, ö.b.u.v.
Sachverständiger IHK Lübeck
AUS DER PRAXIS
sind, um unerwünschte Folgen
in der Umwelt zu verursachen
(Peylo 1998).
Bewertung
Becker zog 1959 aus diesen
Werten den Schluss, dass eine
bekämpfende Wirkung mit Bor-
salzen nicht zu erreichen ist.
Die in den letzten Jahrzehnten
erfolgte Entwicklung des Um-
welt- und Gesundheitsbewusst-
seins ermöglicht jedoch 50 Jah-
re später eine andere Bewertung
der selben Ergebnisse.
Im Vergleich der reinen Wirk-
samkeit mit den damals übli-
chen und akzeptierten Wirkstof-
fen wie z.B. Lindan und PCP
schneiden Borate schlecht ab.
Es wurde von verschiedenen
Autoren gezeigt, dass zur Ab-
tötung größerer Larven höhe-
re Konzentrationen von Bor er-
forderlich sind. Die entscheiden-
de Frage ist nun, ab diese
Konzentrationen in der Praxis
erreicht werden können.
Eine Berechnung soll dies
klären:
1. Grundlagen: Die zuvor an-
gegebenen Konzentrationen
sind an homogen imprä-
gnierten Proben in Kg Bor-
säure/m³ Holz angegeben
und in Prozentwerte (Mas-
se Borsäure/Masse Holz)
umgerechnet worden. Grund-
lage ist das typische Ver-
suchsholz, Kiefer-Splint, mit
einer mittleren Dichte von
ca. 450kg/m³.
In den Zulassungen der Be-
kämpfungsmittel werden
Einbringmengen von 350ml/
m² gefordert.
2. Als Beispiel wird ein vom
DIBt zugelassenes Borprä-
parat mit 20% Borgehalt
(ausgedrückt in Borsäure,
BAE, Boric Acid Equivalents)
angenommen, das eine Ein-
dringtiefe von – für dieses
Präparat realistischen –
10mm erreicht.
>
350ml, entsprechend 420g
anwendungsfertiges Präpa-
rat enthalten somit 84g
Borsäure.
1...,21,22,23,24,25,26,27,28,29,30 32,33,34,35,36,37,38,39,40
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