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Schützen &
Erhalten · Juni
2000 · Seite 15
ine gute Diffusion in feuchtem
Holz, die aber auch zu einer er-
heblichen Auswaschung bei
direkter Beregnung führen kann.
Bor ist somit für die In-
nenverwendung prädestiniert.
Dabei, vor allem bei bekämp-
fenden Anwendungen treten
jedoch gelegentlich Fragen zur
Verträglichkeit mit traditionel-
len oder modernen Anstrich-
und Putzsystemen auf.
Wechselwirkungen
mit Anstrichen
Die bereits mehrfach ge-
nannte Reaktivität von Bora-
ten kann zu sehr unterschied-
lichen Wechselwirkungen füh-
ren. Während das Abbinden von
Wasserglas-basierten Systemen
durch Borate stark beschleunigt
wird, werden zum Beispiel wäss-
rige Phenolharzsysteme gestört
(Peylo 1995). Die Verleimung
borbehandelten Holzes kann
daher Probleme bereiten. Die-
se beiden Beispiele zeigen be-
reits das breite Spektrum mög-
licher Einflüsse auf.
Beim Anstrich borbehandel-
ten Holzes sollte daher vorzugs-
weise ein System gewählt wer-
den, das auf Lösemitteln ba-
siert, sodass Borate sich nicht
im System lösen und Wechsel-
wirkungen ausgeschlossen sind.
Untersuchungen zeigen,
dass die Verträglichkeit in der
Reihenfolge langöliges lösemit-
telbasiertes Alkydsystem – lö-
semittelbasiertes Alkyd-System
– wasserbasierte Akryl-Systeme
abnimmt, wobei hauptsächlich
die dauerhafte Haftung auf dem
Holz vermindert ist.
Da bei Anstrich Systemen
verschiedenste Härtungsmecha-
nismen teilweise nebeneinan-
der verwendet werden, die teils
auf chemischer Reaktion (Aus-
bildung von Bindungen, die zur
Vernetzung führen), teils auf
physikalischer Wechselwirkung
(Ausfallen aus Dispersion) be-
ruhen, können keine bestimm-
ten Systeme empfohlen werden.
Eine Klärung mit dem Herstel-
ler des Anstrichs sollte erfol-
gen, genauso wie ein Versuchs-
anstrich, der zumindest über
die anfängliche Benetzung und
Abtrocknung des Anstrichs
Auskunft geben kann.
Generell sollte bei Holz, das
mit Holzschutzmitteln auf Salz-
basis behandelt worden ist, die
Holzoberfläche feucht abge-
wischt werden um dort befind-
liche Kristalle zu entfernen. Dies
gilt gleichermaßen für Borate
wie auch chromatfreie und
chromathaltige Schutzmittel.
Bereits vorhandenen Altan-
striche werden zwar in der Regel
nicht durch Borate angegrif-
fen. Sie verhindern jedoch die
Penetration der borhaltigen
Lösung in das Holz. Somit tre-
ten dann verstärkt Kristallisa-
tionen auf der Oberfläche auf,
vor allem aber wird kein Schutz
des Holzes erreicht.
Bei historischen Anstrichen
und sakralen oder kunsthisto-
rischen Objekten ist Vorsicht
geboten, da Farbveränderun-
gen möglich sind. Hier sollten
Fachleute zu Rate gezogen wer-
den.
Wechselwirkungen
mit Mörtel
Die Aushärtung von Mörtel
beruht auf der Verzahnung der
hydratisierten Zementteilchen
(Calcium- und Siliziumoxide
sowie Eisen- und Aluminium-
oxide) untereinander und mit
den Zuschlagstoffen. Letztlich
entsteht ein Kristallgitter, des-
sen einzelne Komponenten über
elektrostatische Wechselwirkun-
gen miteinander verbunden
sind. Die Struktur ist dabei
nicht dauerhaft, sondern kann
durch äußere Kräfte verändert
(geschwächt) werden.
DIE PRAXIS
Holzschutz
Auf Grund seiner Reaktivi-
tät kann Bor die Ausbildung
eines Kristallgitters verzögern.
So werden Borate seit langem
als Fließmittel bei der Beton-
verarbeitung eingesetzt. Ihre
Wirkung beruht in der Vermin-
derung der Viskosität des Be-
tons durch Herabsetzen der zwi-
schenmolekularen Kräfte. Haben
sich jedoch die Teilchen ein-
mal abgesetzt und miteinander
verbunden, ist die Packungs-
dichte der Teilchen und somit
die Festigkeit des Verbundes
sogar erhöht. Die entstande-
nen Bindungen können durch
Borate auch nicht mehr gelöst
werden (Czernin 1977).
Die früher angewandte
Technik, Schwammsperrmittel in
den neu erstellten Putz mit
einzubringen, führt somit beim
Einsatz von Boraten zu einem
verzögerten Abbinden. Für
Holzschutzmittel wird vom
BgVV generell, ohne Ansehen
der Zusammensetzung, eine
möglichst verdeckte Anwendung
gefordert, sodass die Anwen-
dung auch von Boraten im
Putz, der später in Kontakt mit
den Bewohnern kommen kann,
nicht unterstützt werden sollte.
Zusammenfassung
Borverbindungen sind Gift-
stoffe, wodurch sie eine gute
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