Schützen & Erhalten - page 6

FACHBEREICHE
Holzschutz
Feuerschutzbeschich-
tungen in alten
Gebäuden
Oftmals werden bei der Beur-
teilung alter Dachstühle an den
Dachverbandshölzern weiß bis
weißgraue Beschichtungen
festgestellt. Was wie ein al-
ter Kalkanstrich aussieht, hatte
in den meisten Fällen den Sinn
die Holzoberfläche vor leich-
ter Entflammbarkeit zu schüt-
zen. Insbesondere vor bzw.
während der Kriegsjahre von
1939 bis 1945 sollten diese
Anstriche die Ausbreitung ei-
nes Brandes eindämmen.
Bereits weit vor Beginn des zwei-
ten Weltkriegs waren deutschland-
weit zahlreiche Feuerschutzmittel
auf dem Markt. In [1] wurden 1934
Chemikalien und deren Verbindun-
gen benannt, getestet und in Grup-
pen zusammengezogen. So gab
es chemische Verbindungen auf
der Basis von Ammon- und Natri-
umsalzen sowie Arsen, Chrom,
Aluminium, Zink, Phosphate, Ha-
logenide und Borsäuren. Deren Wirk-
samkeit wird zusammenfassend
beurteilt:
„Die feuerschützende Wir-
kung der Ammonsalze beruht auf der
Zersetzung und Abgabe von unver-
brennbaren Gasen. Die Bor- und Phos-
phorsäure wirken anscheinend durch
Bildung einer glasartigen Substanz,
die die Holzfasern umhüllt, vielleicht
auch die Arsenige Säure. Außer Am-
mon-, Bor- und Phosphorverbindun-
gen wirken auch die Arsen-, Zink-
Aluminiumsalze gut….“
Um 1934 waren folgende Feu-
erschutzmittel in Deutschland im
Einsatz:
Intravan
der I.G. Farben-
industrie (Phosphat- und
Natriumbasis)
Loctron H
der I.G. Farben-
industrie (Schaumschicht-
bildner)
Cellon
der Cellonwerke in
Charlottenburg (Brom- und
Phosphatverbindungen)
Feuerex
der Feuerex-Company
Hamburg (Ammonsalzen)
Horizont-Feuerschutzfarben
der
chem. Fabrik Nördlinger in
Flörsheim
Paraband-Schutzfarbe
der
Paratect Chemische GmbH
Borsdorf (Wasserglasgemisch)
Gautsches Feuerschutzanstrich
(Wasserglasgemisch)
Feuerschutzfarben
der Farb-
werke Rosenzweig u. Baumann
in Kassel (Wasserglasgemisch)
Silin-Farben
der Silin-Werke in
Gernsheim (Kieselsäure)
Bereits 7 Jahre später waren
36 Feuerschutzmittel baupolizei-
lich zugelassen und im Handel er-
hältlich. Ein Jahr später, also
1942, erhielten nach [2] bereits
etwa 50 Feuerschutzmittel in
Deutschland eine baupolizeiliche
Zulassung.
Diese Entwicklung spiegelt sich
auch in den damals erhobenen Um-
satzzahlen wider. Von anfänglich
365.000,– RM im Jahr 1935 stieg
der Absatz von Feuerschutzmitteln
im Jahr 1938 auf 1.542.000,– RM.
Es gab damals über einhundert Fir-
men, die diese Feuerschutzmittel
herstellten [3].
Bild 1: Holder Motorbaumspritze auf
einem Lkw.
Bild 2: Auftragen eines Feuerschutz-
anstrichs 1941.
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