Schützen & Erhalten - page 10

Wenden wir uns nun den Ar-
beiten anderer Gewerke zu.
Müssen befallene Holzkonstruk-
tionen ausgebaut werden, ist das
in der Regel mit sehr viel Aufwand
verbunden – und teuer. Betriebs-
wirtschaftlich optimal läuft es,
wenn eine Balkenkopfsanierung mit
Brettware vorgetäuscht wird. Nach
dem Motto: wenig Aufwand - gro-
ßes Geld. Es grenzt schon an Be-
trug, wenn dem Bauherren, so wie
auf den Bildern 4 und 5, eine fach-
gerechte Balkenkopfanlaschung
suggeriert wird. Man beachte auch
die „schubfeste“ Verbindung zwi-
schen Balkenkopf und liegender
Stuhlsäule bzw. Sparrenfuß.
Apropos schubfest: Ein Genie-
streich der Baustatik kann man auf
den Bildern 6 und 7 erkennen. Das
am Sparrenfuß noch umfangreiches
Myzel des Echten Hausschwamms
vorhanden und dieses Bauteil hohl
ist, kann man fast schon als Ba-
gatelle einordnen. Zumindest ist
der Sparrenfuß luftumspült einge-
baut worden und wenn er in ab-
sehbarer Zeit nicht nass wird, stirbt
das Schwammmyzel ab. Der loka-
le Schwammbekämpfungserfolg ist
relativ sicher, auch wenn ein ab-
rutschender Sparrenfuß das Dach-
gefüge ins Wanken bringt.
Schauen wir uns im Dachstuhl
weiter um. An irgendeiner Stelle
waren Balkenköpfe so sehr zerstört,
dass ein Kaschieren nichts mehr
half. Balkenköpfe wurden fachge-
recht angelascht und … zumindest
luftumspült aufgelegt (Bild 8).
Betrachtet man sich das „Auflager-
holz“ etwas genauer, so fällt im
Vordergrund ein rostiger Nagel auf.
Ein etwas fragwürdiges Bauteilre-
cycling.
Ein Schloss wurde vom Echten
Hausschwamm sehr stark in Mit-
leidenschaft gezogen. Als Konse-
quenz musste der komplette Dach-
stuhl sowie die oberste Holzbal-
kendecke erneuert werden. Gut
gemeinte Regenschutzmaßnahmen
auf dem neuen Dach verfehlten
jedoch ihr Ziel (Bild 9). Die Dek-
kenebene (eine zukünftige Holz-
Beton-Verbundkonstruktion) wurde
regelrecht geflutet. Da zum Abpum-
pen der Wassermassen keine Tauch-
pumpe zur Verfügung stand, musste
man sich mit Schneeschiebern be-
helfen (Bild 10). Das Wasser mit
einem eleganten Schwung zur Trau-
fe schieben und es an der Fassa-
de herunter laufen lassen – so weit
die Theorie. In der Praxis wurden
die vorbereiteten Kavernen für den
Beton im Traufbereich erst einmal
mit Wasser gefüllt (Bild 11). Und
hier blühte vor einigen Monaten
der Echte Hausschwamm. Aber trotz
der Widrigkeiten braucht man sich
keine Sorgen zu machen. In
weiser Voraussicht hat man die
Balkenköpfe mit Folie umwickelt
(Bild 12). Ob dadurch ein wirksa-
mer Nässe- und (zukünftiger)
Schwammschutz erreicht wird?
Bereits in der S&E 2006/1
wurde zum Thema „Der Echte Haus-
schwamm und die Gewährleistung“
berichtet. Einige der Grundlagen
einer erfolgreichen Bekämpfung
wurden damals benannt, z.B.:
– Sorgfältige Arbeit anderer
Baugewerke (Regensicherheit
während der Dachdeckerarbei-
FACHBEREICHE
Holzschutz
Bild 4: Scheinbar
fachgerecht ver-
stärkter Balken-
kopf. Beseitigt
man das Brett-
stück, so wird
das Originalholz
sichtbar (Bild 5).
Bild 5: Balken-
kopf war sehr
umfangreich
durch den Echten
Hausschwamm
zerstört und
nicht mehr trag-
fähig. Die Bretter
sollten es richten.
Bild 6 Sparrenfuß
mit Brettware (!)
angelascht. Am
Fuß sind Myzel-
reste des Echten
Hausschwamms
zu erkennen
(Pfeil).
Bild 7: Detail des
Sparrenfußes
vom Bild 6.
Bild 9: Quadrat-
meterweise fehlt
bereits die
Regenschutzfolie
und lässt Wasser
in das Gebäude
eindringen.
Bild 8: Balken-
köpfe auf senk-
recht gestellte
Bohlen aufgelegt.
Die vom Echten
Hausschwamm
befallene Mauer-
latte (rechts)
verblieb an Ort
und Stelle.
Es schreibt
für Sie:
Dipl.-Ing.
Ekkehard Flohr
Fachbereichs-
leiter Holz-
schutz
An der Hohen Lache 6
06846 Dessau
Telefon: (03 40) 6 61 18 84
Telefax: (03 40) 6 61 18 85
E-Mail:
Schützen & Erhalten · Dezember 2007 · Seite 10
1,2,3,4,5,6,7,8,9 11,12,13,14,15,16,17,18,19,20,...40
Powered by FlippingBook