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-News
Informationen des Bundesverbandes Feuchte & Altbausanierung e. V.
Der Neubau für ein Wohngebäude auf
dem Darß befand sich zum Zeitpunkt der
Untersuchung im Rohbauzustand. Die Au-
ßenwände bestanden aus Eichenfachwerk,
bis auf die Südseite gab es außerdem
innen liegende tragende Wände aus Po-
renbeton. Die Südseite mit einem Anbau
ist allein statisch tragend. Die Hölzer für
die Eichenfachwerkwände wurden fertig
zugeschnitten und abgebunden Anfang
Dezember 2008 geliefert und bis Mitte
Dezember aufgestellt.
Das Leistungsverzeichnis des bauleitenden Bü-
ros gab u. a. für die Holzbauteile aus Nadelholz
vor: Holzfeuchte: trocken, für die Deckenbal-
ken aus KHV-Si: Holzfeuchte: um15 +/–3% und
für die Fachwerkhölzer aus Eiche: Holzfeuchte:
max.18%.
Der Mitbewerber, der den Zuschlag erhalten
hatte, war mit deutlich geringeren Preisen als
die Mitwettbewerber aufgefallen.
Da mehrere der Eichenhölzer bereits bei
der Lieferung mit dunklen, schwarzen Flecken
versehen waren und der Verdacht einer hohen
Holzfeuchte bestand, war eine gutachterliche
Untersuchung beauftragt worden.
Die visuelle Untersuchung ergab, dass ein
großer Teil der eichenen Fachwerkhölzer dun-
kel bis schwarz, z. T. vollflächig, verfärbt waren.
Diese Verfärbungen breiteten sich bis über
das neu errichtete Feldsteinfundament aus.
Es war recht schnell zu erkennen, dass die-
se Erscheinung durch den Gerbstoff Tannin her-
vorgerufen wurde, landläufig als Gerbsäure be-
zeichnet, von dem das Eichenholz einen hohen
Anteil aufweist.
Die Tannine (von franz. tanin Gerbstoff)
sind natürlich vorkommende Polyphenole, die
sich alle von der Gallussäure ableiten lassen.
Bei Kontakt mit Eisen bildet sich ein schwarz
gefärbter Komplex (wasserunlösliches Eisentan-
nat). Außerdem reagiert die Gerbsäure auch mit
dem alkalischen Kalk des Mörtels in unterschied-
lichen Verfärbungen je nach Intensität.
Damit war erkennbar, dass das Eichenholz
sehr frisch verarbeitet und während oder nach
seinem Einschnitt mit eisenhaltigen Materialien
in Kontakt gekommen sein muss.
Ob das Holz nach dem Einschnitt mit eisen-
haltigen Stoffen zusammen gelagert wurde oder
der Kontakt bereits beim Hobeln erfolgt ist oder
ob z.B. ein verwendetes Schleifpapier Eisenbe-
standteile beinhaltet hat, war unbekannt und für
die Bewertung des Mangels auch nicht relevant.
Die Messungen der Holzfeuchte des Eichen-
holzes mit der GANN-Hydromette und Einschla-
gelektrode mit isolierten Spitzen ergab durch-
gängig folgende typischen Werte:
– Einstechtiefe 10mm: bis 44% rel. Holz-
feuchte
– Einstechtiefe 20mm: bis 50% rel. Holz-
feuchte
– Einstechtiefe 40mm: bis 60% rel. Holz-
feuchte
Eine Überprüfung der Messwerte, durchgeführt
mittels Darrmethode mit drei abgesägten Ei-
chenholzstücken, ergab eine rel. Holzfeuchte
von 71–80 Prozent.
Auch unter Berücksichtigung der Fehler-
toleranz bei der Hydromette bei Holzfeuchten
oberhalb der Fasersättigung (Eiche ca. 22–
24%) war anhand der Tendenz nachweisbar,
dass das verwendete Holz relativ kurz nach
dem Einschlag geschnitten worden sein musste
(was auch den geringen Holz-Preis begründe-
Die Eiche und
ihre Gerbsäure
Aus dem Arbeitsalltag eines
Sachverständigen
Fundament mit Gerbsäure.
Eichenholz großflächig schwarz.
Schützen & Erhalten · September 2015 · Seite 53