Schützen & Erhalten - page 30

Schützen & Erhalten · März 2002 · Seite 22
AUS DER PRAXIS
Tiefschutz durch IMPEL-Bordübel
Schutz von Gefahrpunkten
Impel-Bordübel werden
seit fast zwei Jahrzehnten
in Skandinavien, England,
Kanada und den USA er-
folgreich zum Schutz
feuchtegefährdeter Punk-
te eingesetzt, die nicht
der freien Bewitterung
ausgesetzt sind, wie
Balkenköpfe, Auflager
und Schwellen. Seit eini-
ger Zeit liegt auch für
Deutschland die erste und
bisher einzige bauauf-
sichtliche Zulassung für
einen Feststoff als vor-
beugendes Holzschutz-
mittel vor.
Impel-Bordübel bestehen aus
reiner Borsalzen, die als Schmel-
ze in Formen gegossen eine
glasartige Konsistenz annehmen
und sich so leicht verarbeiten
lassen. Der Vorteil der gegos-
senen IMPEL-Bordübeln gegen-
über gepresstem Material wur-
de von Beauford und Morris
(1986) in der kontinuierlichen
und stetigen Freisetzung von
Borsäure über lange Zeiträume
gezeigt. Durch die Herstellung
ist Kristallwasser entwichen,
sodass Impel-Bordübel hygro-
skopisch sind und Feuchte aus
der Umgebung anziehen. Da-
durch quellen sie und erreichen
einen engen Kontakt zu umge-
benden Holz, der für die Diffu-
sion von Bor in das Holz erfor-
derlich ist (Müller, Peylo 2000).
Der durch Diffusion von Bor
geschützte Bereich hängt von
der Holzfeuchte und der Holz-
art ab (Tab. 1), wie bereits viele
Autoren aufgezeigt haben (Dik-
ker et a. 1983; Dickinson et al.
1988; Dietz, Schmidt 1988; Dirol
1988; Edlund et al. 1983; Rud-
dick et al. 1992; Highley, Fer-
ge 1995). Die aus der unter-
schiedlichen Feuchteverteilung
resultierenden Verteilungsmuster
von Bor in den bautechnisch be-
deutenden heimischen Holzar-
ten Eiche, Fichte und Kiefer
zeigt exemplarisch Bild 1 im
Querschnitt und Bild 2 in der
axialen Ausbreitung für Kiefer.
Die Mehrzahl der genannten
Arbeiten wurde im Labor unter
kontrollierten Feuchtebedingun-
gen durchgeführt. Dabei zeig-
Bild 1: Borverteilung aus Impel-Bordübeln bei einer Lagerung in 90% Luftfeuchte über 6 Wochen:
Bor durch Curcumin rot angefärbt. Links Eiche, Mitte Fichte, rechts Kiefer. Auffällig sind die sehr unter-
schiedlichen Verteilungsmuster, je nach Feuchteaufnahme der Holzarten. Während Kiefer eine deutliche
elipsoide Verteilung in achsialer Richtung zeigt, ist bei Eiche bereits nach 2 cm axial kein Bor im trockenen
Holz diffundiert. Dafür zeigt aber die gesamte Oberfläche bei Eiche und Fichte, auch auf der der Bohrung
abgewandten Seite eine Diffusion von Bor! (Maße: Eiche 15 × 15 cm, Kiefer 8 × 16 cm).
Bild 2: Freisetzung von Bor
(Curcumin-Färbung) aus Impel-
Bordübel bei 25% Holzfeuchte
innerhalb von 6 Wochen. Kiefer
in Segmente zerlegt. Ausbreitung
axial ca 20 cm. (Maße 7 × 7 cm.)
Bild 3: Einbauskizze für
Impel-Bordübel in Balkenköpfe
einer Mauerkrone.
te sich, dass ab Holzfeuchten
von 20% eine schnelle Diffu-
sion in den feuchten und so-
mit pilzgefährdeten Bereichen
erfolgt (Bild 2). Zusätzlich be-
legten Felduntersuchungen an
nachträglich behandelten Fen-
sterrahmen (Edlund et al. 1983),
Masten (Dickinson et al 1988;
Dirol et al. 1989; Henningson
et al. 1989, Forsyth et al. 1992)
und Eisenbahnschwellen (Bech-
gaard et al. 1979; Beauford at
al. 1987) das Verhalten von
Impel-Bordübeln unter Feuch-
tebelastungen.
Gerade in alten Bauwerken
liegen Balkenköpfe oder ganze
Schwellen auf nicht, oder nicht
mehr gegen Feuchteaufnahme
abgedichteten Mauerteilen auf.
Besteht in diesen Bereichen die
Gefahr erhöhter Holzfeuchten,
können die noch ausreichend
tragfähigen Balkenköpfe vorbeu-
gend geschützt werden (Bild 3).
Die notwendige Mindestkon-
zentration zum Schutz gegen
Pilzbefall wird mit 0,1–0,2%
(Massenprozent Borsäure bezo-
gen auf Holz) angegeben (Carr
1959, Cross 1992, Morrell et al.
1998). Ausgedrückt in elemen-
tarem Bor entspricht dies 0,017-
0,035% oder bezogen auf das
in Deutschland übliche Volumen
etwa 0,5–1kg/m³. Bavendamm
(1958, 1960) und Becker (1964)
etablierten eine der bauaufsicht-
lichen Zulassung nach DIN 68
800 zu Grunde liegenden Min-
destaufnahmemenge von 1Kg/
m³ für die Effektivität gegen
Braun- und Weißfäulen sowie
Insekten. Einige Moderfäulen
werden jedoch erst bei höhe-
ren Konzentrationen von 2kg/
m³ sicher gehemmt (Edlund et
al. 1983; Henningsson et al,
1986, 1989).
Trotz der erheblichen Anzahl
von Untersuchungen blieben je-
doch Fragen nach dem Langzeit-
verhalten von Impel-Bordübeln
offen.
Laborversuche können un-
ter kontrollierten Bedingungen
in der Regel nur für begrenzte
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