Schützen & Erhalten - page 27

2.4 Laborunter-
suchungen
Um nun die Frage der mögli-
chen Beeinträchtig zu untersuchen,
wurde ein handelsüblicher Kalk-
Zement Fertigmörtel (MGII gemäß
DIN 1053 und PII gemäß DIN
18550) verwendet.
Beim Mischen wurde dem Mörtel
Borsäure-haltiges Schwammsperr-
mittel zugesetzt, so dass sich be-
zogen auf die Masse Frischmörtel
eine Borsäurekonzentration von 0,2,
bzw. 0,4% ergab. [Herstellung: dem
Anmachwasser (200g auf 1800g
Trockenmörtel) wurden 10%, bzw.
20% des Schwammsperrmittel (= 20,
bzw. 40g) zugesetzt. Das Schwamm-
sperrmittel hat einen Borsäurege-
halt von 20%. Damit ergibt sich ein
Borsäuregehalt von 4g, bzw. 8g. 4g
Borsäure bezogen auf 2000g Frisch-
mörtel entspricht 0,2%].
Vorversuche hatten gezeigt,
dass der hohe Glykolgehalt des
verwendeten Schwammsperrmittels
innerhalb der verwendeten Men-
gen keinen Einfluß hat.
Proben wurden im Baustoffla-
bor der TU Wismar hergestellt und
die Festigkeiten
gemäß DIN EN
196-1 (5/1995)
geprüft. Abwei-
chend von der Norm erfolgte kei-
ne Wasserlagerung der Proben, da
sonst Bor schnell wieder ausgewa-
schen worden wäre.
Nach 2, 7, 28 und 90 Tagen
wurden die Biegefestigkeit und
Druckfestigkeit gemessen.
Die Ergebnisse (Bild 1) zeigen,
dass ein Zusatz von 0,2% noch keine
gravierende Abnahme der Festigkei-
ten, jedoch bereits eine erhöhte
Streuung der Einzelwerte bewirkt.
Ein 0,4%-iger Zusatz vermindert
bereits drastisch die Festigkeit des
Mörtels (Haroske, Peylo 2006).
Bei Zusatz von 1% Borsalz läßt
sich die Probe von Hand zerdrük-
ken. Bei 2% Zusatz härtete die Probe
auch nach 4 Wochen nicht aus.
3. Wechselwirkungen
mit Horizontalsperren
Nachträgliche Horizontalsperren
werden durch Injektagen, meist unter
Druck, in Bohrlöcher hergestellt. Eine
breite Palette, die von Paraffin über
Epoxidharze bis hin zu veresterten
Alkalisilikaten (Kieselsäureester,
modifizierte Wassergläser) reicht,
wird in der Praxis verwendet.
AUS DER PRAXIS
3.1 Regelwerke
Die Durchführung von Mauer-
werksinjektionen ist in WTA Merk-
blatt 4-4-04 (Mauerwerksinjektio-
nen gegen kapillare Feuchtigkeit,
ersetzt 4-4-94) beschrieben.
Der oben schon angesproche-
nen Beuth-Kommentar zur DIN
68800-4 fordert, dass die Feuch-
teschutzmittel „...grundsätzlich
nach den Schwammbekämpfungs-
mitteln einzubringen“ sind.
3.4 Laborunter-
suchungen
Ein in der Praxis viel verwen-
deter Kieselsäurester und zwei Pro-
dukte auf Basis niedrig viskoser
Epoxi-Harze wurden gewählt.
In einfachen Vorversuchen
wurden das Bor-haltige Schwamm-
sperrmittel in das Feuchteschutz-
mittel gegeben. Die Ergebnisse
zeigt eindrucksvoll Bild 2. Inner-
halb von Sekundenbruchteilen rea-
giert das Borpräparat mit dem Al-
kalisilikat zu einer galertigen Masse.
Gleiche Reaktionen von Bor-
salzen waren bereits aus einem
früheren Forschungsvorhaben zur
Reaktion von Borsalzen mit Was-
sergläsern bekannt (Peylo 1997).
Dort hatte sich gezeigt, dass
sich auch mit einer Kesseldruck-
tränkung kein Alkalisilikat mehr in
behandeltes Holz einpressen ließ.
Die Drücke für die Druckinjektion
an Mauerwerk, bzw. die Kessel-
drucktränkung von Holz liegen in
der gleichen Größenordnung von
5–10bar.
Es muß daher stark bezweifelt
werden, ob durch die zu erwartende
sofortige Vergelung des Bohrloch-
randes bei einer Injektion von Al-
kalisilikaten in zuvor mit Borprä-
paraten behandeltes Mauerwerk das
Injektionsmittel noch in nennens-
werten Mengen in die Wand ge-
langen kann.
Mit den niedrig viskosen Har-
zen erfolgte dagegen keine Reak-
tion (Bild 3). Nach einigen Wochen
war das Harz zu einer zähen Mas-
se erstarrt. Dies entspricht der auch
für reine Harze zu erwartenden
Vernetzung unter Sauerstoffeinfluß.
Schlußfolgerungen
Borsalze können nur unter ge-
nau kontrollierten Bedingungen bei
einer maximalen Konzentration von
0,2% Bor/Masse Frischmörtel ein-
Literatur
– Bech-Andersen, J. 1992: The Dry Ror fun-
gus and other fungi in houses. Interna-
tional Research Group on Wood Preser-
vation, Stockholm, Doc. IRG/WP 2389.
ISBN 87-89560-8-6, 134 S.
– Bech-Andersen, J., 1987: Practical expe-
riments with Boracol used as a fungicide
in the repair process after attack by the
dry rot fungus
– Czernin, 1977: Zementchemie für Bauin-
genieure, Bauverlag Wiesbaden, 194 S.
– Dirol, D., 1988: Borate diffusion in wood
from rods and liquid product. Applicati-
on to laminated beams. International
Research Group on Wood Preservation,
Stockholm, Doc IRG 3482.
– Drysdale, J.A. 1994: Boron treatments for
the preservation of wood – A review of
efficacy data for funghi and termites. In-
ternational Research Group on Wood Pre-
servation, Stockholm, Doc IRG/WP 30037.
– Haroske, G.; Peylo, A.: Einfluß der
Schwammsperrmittelzugabe auf die Fes-
tigkeitsentwicklung von Mörtel. Rostocker
Berichte aus dem Institut für Bauinge-
nieurwesen, Heft 16, S. 71-84, Universi-
tät Rostock.
– Peylo, A. 1997: Bewertung der Auswasch-
gefährdung von nicht fixierenden wasser-
löslichen Holzschutzmitteln auf Borbasis
sowie mögliche Altrenativanwendungen zu
chromathaltigen Holzschutzmitteln. Arbeits-
bericht der Bundesforschungsanstalt f.
Forst- u. Holzwirtschaft, Hamburg, 137 S.
– Peylo, A. 2000: Bor im Holzschutz – Gibt
es neue Erkenntnisse? Der praktische Schäd-
lingsbekämpfer 52 (4) 28–31.
– Peylo, A.; Willeitner H., 2001: Bewertung
von Boraten als Holzschutzmittel. Holz
Roh- Werkstoff. 59, im Druck.
– Streit, B. (Hrsg.) 1991: Lexikon Ökotoxi-
kologie. VCH-Verlag Weinheim, New-York,
Basel.
Bild 2: In Reagenzgläsern wurde ein Borpräparat zu Wasserglas-basierten
Feuchteschutzmitteln gegeben. Innerhalb von Sekundenbruchteilen reagiert das
Borpräparat mit dem Alkalisilikat zu einer galertigen Masse, die auf dem Foto
weiß erscheint und zunehmend versprödet.
gesetzt werden, wenn ein Zusatz
eines Schwammsperrmittels zum
Mörtel erforderlich werden sollte.
Diese Maßnahme wird daher
einzelnen Sonderfällen, z.B. im
Denkmalschutz unter sachkundiger
Planung und Kontrolle möglich und
sinnvoll sein.
Bei der in der Praxis weitaus
häufiger vorkommenden Verbin-
dung einer Schwammbekämpfung
mit einer Mauerwerksabdichtung ist
bei der Verwendung eines Borsal-
zes unbedingt erst die Horizontal-
sperre herzustellen, d.h. auch ihre
Ausbildung in der Wand abzuwar-
ten. Erst nach vollständiger Aus-
bildung der Horizontalsperre kann
das Schwammsperrmittel aufge-
bracht werden. Hier muss von den
Angaben des Beuth-Kommentares
abgewichen werden, da sich offen-
bar ein Fehler eingeschlichen hat.
Dr. André Peylo
ö.b.u.v. Sachverständiger für
Holzschutz und Holzschäden
Blumenstraße 22, 21481 Lauenburg
Tel. (0 41 53) 22 82, Fax 58 22 26
E-Mail:
Bild 3:
Mischung von
niedrig viskosen
Harzen (oben)
und einem
Borpräparat
(unten) im
Reagenzglas.
Nach einigen
Wochen ist das
Harz zu einer
zähen Masse
erstarrt, dies
entspricht der
auch für reine
Harze zu erwar-
tenden Ver-
netzung unter
Sauerstoffein-
fluß. Bor hat
keine Reaktion
gezeigt.
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