Schützen & Erhalten - page 31

me fast alle Fußpfetten sowie die
Sparren bis zur Mittelpfette ent-
fernt und erneuert worden.
Da der Verdacht nahe lag, dass
der Befall bereits auf die Hölzer der
angrenzenden Hallendecke überge-
griffen hatte, wurde das Ingenieur-
büro Ekkehard Flohr GmbH aus Des-
sau beauftragt, die vorliegenden
Schäden zu ermitteln und ein Sa-
nierungs- bzw. Bekämpfungskonzept
zu erstellen. Hierbei mussten die
Belange des Denkmalschutzes ins-
besondere im Bereich der Hallen-
decke berücksichtigt werden.
Untersuchung:
Im Rahmen der holzschutztech-
nischen Untersuchung (nach DIN
68800 T4) hat der Sachverständi-
ge zuerst den Befallsumfang ent-
lang des Drempelmauerwerkes er-
mittelt und kartiert. Hierbei wur-
de die Ausbreitung des „Echten
Hausschwamms“ durch Sichtprü-
fung der Wandoberfläche auf Ober-
flächenmyzele sowie durch stich-
punktartiges Auslösen von einzel-
nen Ziegelsteinen aus dem
Mauerwerk überprüft. An einigen
Stellen wurde der teilweise vorhan-
dene Putz kleinflächig abgeschla-
gen. Da sich bei der Untersuchung
des Mauerwerkes zeigte, dass das
Myzel des holzzerstörenden Pilzes
Um nun den Zustand der Seg-
mentbögen bestehend aus zwei
nebeneinanderliegenden Bohlen zu
ermitteln, wurden Bohrkerne ent-
nommen und somit der Zustand
(Zerstörungsgrad) der Hölzer auf der
wandzugewandten Seite ermittelt.
Maßnahmen:
Nachdem die baulichen Bege-
benheiten und der Schadensumfang
ermittelt wurden, konnte ein Sa-
nierungskonzept erarbeitet werden.
Im vorliegenden Fall bedeutete
dies:
– Bearbeitung des zugänglichen
Mauerwerkes nach DIN 68800
T4 inkl. Druckinjektionen und
Oberflächenbehandlung im
Schaumverfahren. Dies war
insbesondere im Drempelbe-
reich möglich.
– Erneuerung der durch den
„Echten Hausschwamm“ be-
reits zerstörten Hölzer, Blen-
den und Verschalungen. Dies
war gerade im Bereich der
Holzdecke unbedingt erforder-
lich, da das vorhandene Schal-
brett die Gehfläche bildet und
sonst Absturzgefahr bestand.
– Entfernen eines ca. 30 cm
Putzstreifens im Kirchenraum
unterhalb der Segmentbögen
und Einbringen einer Wirk-
stoffsperre mit Schwammsperr-
mittel Kulbasal M.
– Einbringen schräger Bohrun-
gen und Verpressen mit dem
vorgenannten Schwammsperr-
mittel hinter die Segmentbö-
gen und Drempelsäulen.
– Freilegen der Segmentbögen
entlang des Drempelmauerwer-
kes von oben durch Entfernen
der Randverschalung und der
aufliegenden Dämmung.
– Zustandskontrolle der Hölzer,
Entfernen von Oberflächen-
schäden durch holzzerstörende
Pilze und Behandlung der
Holzoberflächen mit einem
vorbeugenden öligem Holz-
schutzmittel.
– Bohrlochtränkung mit dem öli-
gen Holzschutzmittel Kulbanol
Holzbau 180 der wandseitigen
Segmentbögen.
– Der freigelegte Deckenbereich
entlang der Drempelwand blieb
zu Wartungs- und Kontroll-
zwecken zugänglich.
Somit konnten geschädigte Hölzer
trotz Abweichung von der DIN
68800/4 verbleiben. Voraussetzun-
gen waren auch:
– Die Schädigung war oberflä-
chig.
– Die Tragfähigkeit blieb ge-
währleistet.
– Das zerstörte Holz an der
Oberfläche wurde entfernt.
– Die Holzfeuchte überstieg
während und nach der Maß-
nahme nicht 20%.
– Die nicht zugänglichen Wand-
bereiche, in denen keine direk-
te Bekämpfung möglich war,
wurden z.B. durch Wirkstoffs-
perren „abgekoppelt“, um an-
grenzende Bauteile zu schüt-
zen.
– Wartungs- und Kontrollöffnun-
gen wurden vorgesehen.
Anhand dieses Beispiels zeigt sich,
wie wichtig eine genaue Vorunter-
suchung mit Schadensermittlung
sowie die Umsetzung in Zusammen-
arbeit mit fachlich qualifizierten,
sachkundigen Handwerkern ist. Im
Ergebnis konnte dem Bauherrn eine
wirtschaftliche und denkmalgerech-
te Lösung geliefert werden.
Aufgrund der Vorgaben des
Auftraggebers sollten möglichst
unweltverträgliche Materialien ein-
gesetzt werden. Zum Einsatz kam
hier das DIBt zugelassene
Schwammsperrmittel Kulbasal M der
Firma Kulba Bauchemie. Das rein
auf Borsalzbasis entwickelte Pro-
dukt ist nicht kennzeichnungs-
pflichtig im Sinne der Gefahrstoff-
verordnung. Hieraus ergeben sich
Vereinfachungen für den Anwen-
der in Bezug auf Transportsicher-
heit und Schutzausrüstung.
Das Material kann für die Bohr-
lochtränkung, im Druckinjektions-
verfahren, zum Fluten und im
Schaumverfahren angewendet wer-
den.
Dipl.-Ing. Wolfgang Seifert
Durchführung der
Sanierungsarbeiten:
Grabow GmbH
53604 Bad Honnef
bereits die Deckenverschalung er-
reicht hatte, waren hier weiterge-
hende Untersuchungen notwendig.
Durch Probeöffnungen im Randbe-
reich konnte der Deckenaufbau
sowie die statische Konstruktion
(Auflager) der Gewölbefelder über
den Seitenschiffen ermittelt wer-
den. Nur durch die genaue Kenntnis
der Bauteile über Lage, Aufbau und
Material sowie Befestigungen konn-
te ein sicheres Sanierungskonzept
ausgearbeitet werden.
Es zeigte sich nun, dass die
Tragbalken der hölzernen Gewöl-
befelder auf den vom Kirchenraum
sichtbaren, an der Wand befestig-
ten Segmentbögen aufliegen und
nicht, wie zuerst angenommen, in
das Mauerwerk einbinden. Zwischen
den Gewölbefeldern verlaufen höl-
zerne Säulen, die auf gemauerten
Kapitellen an der Außenwand auf-
stehen und bis in den Drempel als
Auflager für die Gewölbe reichen.
Hieraus ergab sich die Schwierig-
keit, dass die für eine übliche
Schwammbekämpfungsmaßnahme
notwendige Freilegung des Mau-
erwerkes, hier durch die Demon-
tage der Segmentbögen und Drem-
pelsäulen, praktisch nicht möglich
war. Zudem lagen nun hölzerne
Bauteile, teilweise durch den holz-
zerstörenden Pilz bereits angegrif-
fen, vor dem befallenen und ver-
putzten Mauerwerk.
PRAXIS
Innenansicht mit
Dachkonstruktion;
inkl. Skizze
Querschnitt
Frontansicht.
Schützen & Erhalten · Dezember 2006 · Seite 31
1...,21,22,23,24,25,26,27,28,29,30 32,33,34,35,36,37,38,39,40
Powered by FlippingBook